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„Ich fühle mich sehr geehrt, Teil dieser Universität zu sein“

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Dr. Arnab Muhuri

Dr. Arnab Muhuri, zurzeit Satellite Earth Observation Scientist am Geographischen Institut der Universität Heidelberg
Seit August 2019 Stipendiat der Alexander von Humboldt Stiftung am Geographischen Institut der Universität Heidelberg

Seit wann und wie lange noch sind Sie in Heidelberg und was machen Sie während dieser Zeit?
Ich bin im März 2019 nach Deutschland gekommen. Die ersten Monate verbachte ich am Goethe-Institut Mannheim, um sprachlich und kulturell in Deutschland anzukommen. Im Juli 2019 zog ich schließlich nach Heidelberg. Aktuell bin ich Humboldt-Stipendiat und als PostDoc-Wissenschaftler bei Prof. Dr. Lucas Menzel (Professur für Hydrogeologie und Klimatologie) am Geographischen Institut der Universität Heidelberg zu Gast. Mein Forschungsaufenthalt an der Uni dauert noch bis Ende Juli 2021. Ich bin hier mit einem klaren Ziel: Mein Forschungsinteresse gilt der Entwicklung von Algorithmen zur satelliten-basierten Erdbeobachtung, um Schneeflächen in bewaldeten Umgebungen zu überwachen. Das ist eine echte Herausforderung in meinem Bereich, und der Schwarzwald ist der perfekte Ort für derartige Untersuchungen. Ich denke, dass meine wissenschaftlichen Studien den Weg für eine neue Forschungsrichtung ebnen werden, welche ein Verständnis für die Veränderungen von Schneefall im Schwarzwald über einen zeitlichen Verlauf sowie dessen wirtschaftliche und soziale Auswirkungen herstellt.

Warum haben Sie sich für die Universität Heidelberg entschieden?
Die geographische Nähe zum Schwarzwald und die traditionsreiche Geschichte der Universität Heidelberg führten mich zu diesem Entschluss. Außerdem gibt es in meinem Bereich bisher nur wenige wissenschaftlichen Veröffentlichungen mit dem Schwerpunkt Schwarzwald. Ich fühle mich sehr geehrt, Teil dieser Universität zu sein, die 1386 gegründet wurde und heute in Deutschland die älteste und weltweit eine der ältesten Universitäten ist. Soweit ich weiß, sind 57 Nobelpreisträger mit der Universität Heidelberg verbunden - das sind mehr als die Hälfte aller 84 Nobelpreisträger aus Deutschland.

Welche Erfahrungen konnten Sie bisher in Heidelberg sammeln?
Neben meinen Aktivitäten in Forschung und Entwicklung bin ich Mitglied einiger Sportclubs oder Vereine, wie man in Deutschland sagt, z.B. in der Badminton-Mannschaft der TSG Germania 1889 in Dossenheim und im Wassersportverein Heidelberg West 1926 e.V., mit dem ich auf dem Neckar segle und Kanupolo spiele (stellen Sie sich Wasserpolo in einem Kajak sitzend vor). Als öffentlicher Redner bin ich aktives Mitglied des Toastmaster Rhetorikclub in Heidelberg. In Vorträgen kann ich dort alle zwei Wochen für meine deutschen Freunde eine andere kulturelle Sichtweise auf Themen einbringen.

Ich bin so glücklich und dankbar, ein Leben in Heidelberg zu führen - es ist für mich eine „Ein-Traum-wird-wahr“-Erfahrung! Zuvor habe ich immer in stark bevölkerten indischen Städten mit mehr als 15 Millionen Einwohnern gelebt. Heidelberg dagegen hat nur ca. 160.000 Einwohner, daher fühlt es sich fast an, wie in einem Dorf zu leben: Ich kann mit dem Fahrrad zu einer der ältesten Universitäten weltweit radeln oder manchmal laufe ich sogar einfach ins Büro. Um Ihnen einen Vergleich zu geben: Die Stadt aus der ich komme - Mumbai oder Bombay, Indiens Finanz- und Bollywood-Hauptstadt - ist flächenmäßig zwar nur sechsmal so groß wie Heidelberg, hat aber mehr als 18,5 Millionen Einwohner. Millionen Menschen in Mumbai haben nicht das Privileg, an ihren Arbeitsplatz zu laufen oder mit dem Rad zu fahren, da die Straßen in der Rushhour sehr verstopft sind und es keine ausgewiesenen Fahrradwege gibt.

Was gefällt Ihnen besonders gut hier, wo haben Sie Verbesserungsvorschläge?
Wenn ich jeden Tag mit dem Fahrrad in mein Büro fahre, werfe ich einen Blick auf das Heidelberger Schloss, dessen Grundsteine vor 1214 gelegt wurden. Ich beginne also jeden Morgen mit einem Blick in die historische Vergangenheit. Manchmal finde ich Zeit, um auf den Königstuhl zu wandern und den atemberaubenden Blick der untergehenden Sonne über dem Rheintal zu genießen. Wenn ich nach Ruhe und Frieden suche, gehe ich auf dem Bergfriedhof spazieren. Und an den Tagen, an denen ich zu viel gearbeitet habe, radle ich in die Zeughaus-Mensa im Marstall, hole mir ein Weizenbier und etwas zu essen und habe meistens Glück, einen Tisch mit Blick auf den Neckar zu ergattern. Kürzlich wurde ich zu einer Veranstaltung mit Musik und Empfang in der Alten Aula eingeladen und mir fehlen die Worte, um die Schönheit dieses Juwels zu beschreiben, welches sich die Universität bewahren konnte. Es wäre wunderbar, wenn Heidelberg seinen „Alte-Welt“-Charme auch in den nächsten Jahrzehnten bewahren könnte.

Wie beurteilen Sie das deutsche Wissenschaftssystem im Vergleich zu Ihrem Heimatland oder anderen Ländern, in denen Sie bereits geforscht haben?
Meiner Meinung nach leistet Deutschland Großartiges für ausländische Wissenschaftler mit Einrichtungen wie der Alexander von Humboldt Stiftung. Das deutsche Wissenschaftssystem ist ein sehr inklusives System - ich sehe hier Menschen aus allen Schichten, das System bevorzugt also nicht nur die ökonomisch gut Situierten. Dadurch wird es Potenzialträgern, die sich erst am Beginn der Karriereleiter befinden, ermöglicht, sich nach oben zu arbeiten. Der humanistische, holistische und unvoreingenommene Standpunkt von Auswahlkomitees solcher Stiftungen in Deutschland ermutigt Wissenschaftler dazu, Deutschland als Ziel zu wählen, um ihre laufenden Forschungstätigkeiten voranzubringen.

Ein weiterer Punkt, der erwähnt werden sollte, sind die Freiheit und Flexibilität, die mir zur Verfügung stehen, um meine Forschung an der Uni Heidelberg voranzubringen. Ich kann daraus nicht auf jeden einzelnen schließen, aber ich vermute, Ihnen ergeht es ähnlich, denn die Kultur einer ausgewogenen Work-Life-Balance ist hier sehr weit verbreitet. Dem Konzept von seelischem Wohlbefinden und Privatleben wird in Deutschland viel Bedeutung beigemessen: Alles wirkt entspannter und folgt einem eigenen, angenehmen Rhythmus.

Für wie wichtig halten Sie internationalen Austausch für Wissenschaftler?
Als Student sollte man nach Möglichkeit am besten ein Semester an einer Universität im Ausland verbringen. Menschen leben mit den verschiedensten Vorurteilen gegenüber anderen Ländern. Und manchmal habe ich den Eindruck, dass ein gewisser Prozentsatz der einheimischen Studierenden in Industrieländern wie Deutschland seine akademischen Möglichkeiten nicht genug schätzt. Auf der anderen Seite gibt es auch soziale Aspekte, die man im Austausch beispielsweise von Deutschland nach Indien erleben kann. Zum Beispiel ist der akademische Betreuer nicht nur Mitautor, sondern gleichzeitig auch Mentor, Freund und wahrscheinlich sogar Familie.

Wie beurteilen Sie die Möglichkeiten, die Ihnen das Research Alumni Netzwerk bietet? Nutzen Sie diese Möglichkeiten?
Als ich nach Heidelberg kam, lernte ich das Research Alumni Netzwerk der Universität und dessen Verbindung zur Alexander von Humboldt Stiftung kennen. Außerdem erfuhr ich vom Research Ambassador Programm und engagiere mich nun dafür. In der Position als Research Ambassador kann ich für Heidelberg als exzellenten Forschungsstandort werben.

Welche Erfahrungen haben Sie bisher als Research-Alumni-Botschafter gemacht und was planen Sie für die Zukunft?
Während der vergangenen Monate haben mich immer wieder Menschen kontaktiert, um mehr sowohl über die Möglichkeiten zu Forschung und Entwicklung als auch zu Undergraduate Studien in Deutschland zu erfahren. Mich erreichen dazu Anfragen aus aller Welt. Es scheint sich ein neuer Trend abzuzeichnen: Wer den Durchblick hat, der identifiziert Deutschland als sein akademisches Ziel. Außerdem bin ich von der Allgegenwärtigkeit der Science-Slam-Kultur in Deutschland beeindruckt. Daher möchte ich als Research Alumni Ambassador dieses Format aufgreifen, denn ich halte es für eine gute Möglichkeit, die an der Universität Heidelberg laufenden Aktivitäten in Forschung und Entwicklung nach außen zu kommunizieren und damit ihre Reichweite zu verbessern.

 

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Letzte Änderung: 19.08.2020
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