„Ich kannte Heidelbergs exzellenten Ruf im Bereich der Politischen Wissenschaft“
Prof. Dr. Giovanni Capoccia, Professor für Politik an der University of Oxford/England
August 1997 bis April 1998 Forschungsaufenthalt am Institut für Politische Wissenschaft der Universität Heidelberg
Warum haben Sie sich für die Ruperto Carola entschieden?
Ich war zuvor bereits mit dem damaligen Direktor des Instituts für Politische Wissenschaft (IPW), Prof. Dr. Klaus von Beyme, in Kontakt. Wir hatten uns 1991 in Rom kennengelernt, als er dort an einer Konferenz teilnahm. Zu dieser Zeit schrieb ich gerade an meiner Examensarbeit. Danach verlor sich der Kontakt für eine Weile, aber 1996 haben wir uns an meiner damaligen Heimateinrichtung, dem Europäischen Hochschulinstitut (EUI) in Florenz, erneut getroffen. Klaus von Beyme war dort für eine Weile zu Gast, und er lud mich ein, einige Zeit an seinem Institut zu verbringen. Ich kannte Heidelbergs exzellenten Ruf im Bereich der Politischen Wissenschaft und speziell in der Vergleichenden Politikwissenschaft, so dass ich nicht gezögert habe, die Einladung anzunehmen.
Welche Erfahrungen haben Sie in Heidelberg gesammelt?
Meine neun Monate in Heidelberg waren sehr interessant und produktiv, sowohl in persönlicher als auch beruflicher Hinsicht. Ich habe sehr viel über die deutsche Gesellschaft und Kultur gelernt und zugleich das wirklich angenehme Leben in Heidelberg genossen. Dank der großzügigen Unterstützung des IPW, das mir ein Büro zur Verfügung stellte und vollen Zugang zu allen universitären Einrichtungen gewährte, konnte ich sehr viel Forschungsarbeit erledigen und zugleich an meiner Doktorarbeit weiterschreiben und einige Fachzeitschriftenartikel zum politischen System in Deutschland verfassen. Ich durfte auch am wöchentlichen gemeinsamen Essen der Lehrenden teilnehmen, das in einem Restaurant in der Hauptstraße nahe dem damals noch in der Marstallstraße gelegenen IPW stattfand. Die dortigen Diskussionen habe ich sehr genossen.
Wie ist Ihr weiterer Karriereweg danach verlaufen?
Nach meiner Rückkehr aus Heidelberg ging ich zunächst für einen weiteren Forschungsaufenthalt an die University of California in Berkeley, bevor ich am EUI meine Doktorarbeit fertiggestellt habe. Im Oktober 2001 kam ich dann nach Oxford, zunächst als Dozent mit befristetem Vertrag, dann ab 2003 unbefristet, und 2006 erhielt ich eine Professur.
Empfehlen Sie einen Forschungsaufenthalt an der Ruperto Carola an Ihre Studierenden beziehungsweise innerhalb Ihres wissenschaftlichen Netzwerks?
Ich würde einen Forschungsaufenthalt in Heidelberg allen meinen Studierenden ebenso empfehlen wie meinen Kollegen, die ganz in das deutsche Hochschulsystem eintauchen und gleichzeitig in einer Stadt leben wollen, die sowohl von der Lebensart her sehr angenehm ist als auch eine sehr internationale Atmosphäre hat. In dieser Hinsicht ist Heidelberg Oxford sehr ähnlich. Im Bereich Politikwissenschaft hat die Ruperto Carola nach wie vor einen exzellenten Ruf, und ihre dezidiert internationale Ausrichtung macht sie für Wissenschaftler zum idealen Ort für einen Forschungs- und Arbeitsaufenthalt in einer anregenden Umgebung.
Wie beurteilen Sie die Möglichkeiten, die Ihnen Heidelberg Alumni International und das Netzwerk Research Alumni bieten?
HAI leistet sehr gut Arbeit darin, Kontakt zu den internationalen Alumni zu halten. Als ich damals in Heidelberg war, steckte der Aufbau eines Alumni-Netzwerks noch in den Kinderschuhen, und es ist wirklich beeindruckend zu sehen, wie weit das in weniger als zwei Jahrzehnten gediehen ist. Bisher habe ich die Möglichkeiten, die das HAI-Netzwerk bietet, noch nicht wirklich genutzt, aber da das Studium der deutschen Politik eines meiner akademischen Hauptgebiete ist, will ich nicht ausschließen, dass ich zukünftig darauf zurückgreifen werde.
