Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

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Südasien-Institut bittet um Spenden für Nepal

Gesucht: Geld für humanitäre Zwecke und später für den Wiederaufbau der Kulturstätten

Nach den verheerenden Erdbeben in Nepal bittet das Südasien-Institut (SAI) der Universität Heidelberg dringend um Spenden. Die Vereinigung der Freunde und Förderer des SAI hat dazu einen eigenen Hilfsfonds eingerichtet: den „Nepal Erdbeben Hilfsfonds Heidelberg“. Die Mittel sollen für erste humanitäre Zwecke und langfristig für Projekte zum Wiederaufbau der Kulturdenkmäler eingesetzt werden. Das Südasien-Institut der Ruperto Carola ist seit Jahrzehnten in Nepal wissenschaftlich tätig und unterhält seit 1987 eine Außenstelle in Kathmandu. Wie das SAI weiter mitteilt, ist die Außenstelle weitgehend verschont geblieben; Mitarbeiter und Freunde vor Ort sind nach bisherigem Kenntnisstand nicht zu Schaden gekommen.

Nach dem Spendenaufruf infolge des ersten Bebens konnten bereits 40 000 Euro aus dem Fonds für konkrete Hilfsmaßnahmen bereitgestellt werden. Das gewaltige Erdbeben am 24. April dieses Jahres mit seinem Epizentrum etwa 80 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Kathmandu hatte mehrere Tausend Todesopfer gefordert und große Teile der Infrastruktur Nepals zerstört (Foto: Rajendra Shakya). Am 12. Mai wurde das Land von einem weiteren Beben der Stärke 7,2 erschüttert.

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​Zur Unterstützung der Rettungsarbeiten hatten zudem Geoinformatiker der Universität Heidelberg einen Notfall-Routenplaner im Internet eingerichtet. Katastrophenhelfer können sich damit über den Zustand der Infrastruktur vor Ort informieren und unter Berücksichtigung zerstörter Straßen und Gebiete die schnellste Wegstrecke ermitteln; außerdem erhalten sie Informationen über Anlaufstellen wie Krankenhäuser, Rettungsstationen oder Notfallcamps. Der Routenplaner, den auch das Logistics Cluster der Vereinten Nationen verwendet, basiert auf dem „OpenRouteService“ der Heidelberger Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Alexander Zipf und nutzt die freien Geodaten der Wiki-Weltkarte „OpenStreetMap“ (OSM). Die Arbeitsgruppe hat bei früheren Katastrophen, etwa dem schweren Erdbeben auf Haiti im Jahr 2010 oder dem Taifun Haiyan auf den Philippinen 2013, den Rettungskräften mit ähnlichen Diensten unter die Arme gegriffen.

Um die notwendigen Kartendaten zu erheben und zu aktualisieren, fanden bereits am 27. April sogenannte Disaster-Mapping-Veranstaltungen statt, an denen Studierende und Mitarbeiter des Geographischen Instituts teilnahmen. „Durch diese Arbeiten, die wir und andere Freiwillige der OSM-Community weltweit kontinuierlich weiterführen, wächst und aktualisiert sich die Datenbasis fortlaufend“, erklärt Andreas Reimer, der die Arbeiten am Routenplaner und den Karten koordiniert. Mit dem Notfall-Routenplaner wurden die Anstrengungen des „Humanitarian OpenStreetMap Teams“ (HOT) und weiterer Hilfsorganisationen nach der Erdbebenkatastrophe unterstützt. Koordiniert hatte die Mapping-Aktionen das Kathmandu Living Labs-Team, ein langjähriger Kooperationspartner des Geographischen Instituts vor Ort.

SAI HELP NEPAL

SWR2-Interview mit Prof. Dr. Axel Michaels: Das Erdbeben als kulturgeschichtliche Katastrophe – Zerstörtes Weltkulturerbe in Nepal
SWR-Landesschau: Michaels: „Die größten Probleme sind Strom und Wasser“

„ECHo“ geht dem Echo der Neutrinomasse nach

Gestartet: DFG-Forschergruppe will hochspezialisierte Detektoren entwickeln und einsetzen

Die Masse des Neutrinos zu bestimmen gehört zu den Hauptzielen einer neuen Forschergruppe, die mit Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) an der Universität Heidelberg eingerichtet wird. Für die wissenschaftlichen Arbeiten, die im gerade vergangenen April begonnen haben, stellt die DFG über einen Zeitraum von drei Jahren rund zwei Millionen Euro zur Verfügung. Neben Physikern der Ruperto Carola sind Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Kernphysik in Heidelberg sowie der Universitäten Mainz und Tübingen beteiligt. Sprecher der DFG-Forschergruppe „Neutrino Mass Determination by Electron Capture in Holmium-163“ (ECHo) ist Prof. Dr. Christian Enss vom Kirchhoff-Institut für Physik.

„Über lange Zeit wurde das neutrale Elementarteilchen Neutrino für masselos gehalten, was sich als falsch herausgestellt hat. Seitdem wird weltweit in der Teilchenphysik der fundamentalen Aufgabe nachgegangen, die äußerst geringe Masse der Neutrinos zu bestimmen“, erläutert Christian Enss. Um der Antwort auf die Frage näherzukommen, was ein Neutrino wiegt, will die neu eingerichtete DFG-Forschergruppe eine spezielle Detektortechnologie – sogenannte magnetische Mikrokalorimeter – entwickeln und einsetzen (Bild eines supraleitenden Bauteils: „ECHo“-Gruppe).

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​Im Experiment wird mit diesen Detektoren das Zerfallsspektrum des radioaktiven Elements Holmium-163 mit hoher Präzision gemessen. Wie Professor Enss darlegt, zerfällt Holmium-163 zu Dysprosium-163, wenn ein Elektron aus der Holmium-Hülle vom Atomkern „eingefangen“ wird. Dabei wird zugleich ein Neutrino ausgesendet. Die fehlende Energie am Endpunkt des Zerfallsspektrums soll Aufschluss über die Neutrinomasse geben. „Wir wollen diesen Ansatz langfristig so weiterentwickeln, dass daraus die empfindlichste direkte Methode zur Bestimmung der Masse von Neutrinos wird“, so der Heidelberger Physiker.

Die Wissenschaftler erhoffen sich darüber hinaus neues Grundlagenwissen über Elementarteilchen generell. „Die neue Detektortechnologie hält ein hohes Potenzial für weitere Experimente in der Teilchenphysik und angrenzenden Fachgebieten bereit“, ist Christian Enss überzeugt. Die Heidelberger Arbeiten unter dem Dach der DFG-Forschergruppe werden mit etwa 1,4 Millionen Euro gefördert.

www.uni-heidelberg.de/einrichtungen/forschung/forschergruppen.html

Spitzenplatzierungen in zwei aktuellen Rankings

Gefragt: Heidelberger Studienfächer schneiden in Bewertung und Vergleich bestens ab

Mit sehr guten Bewertungen in insgesamt elf Fächern konnte die Ruperto Carola (Foto: Universität) in der aktuellen Veröffentlichung des CHE Hochschulrankings punkten. Ganz vorn liegt in der Auswertung für 2015 die Humanmedizin an der Medizinischen Fakultät Heidelberg mit fünf Platzierungen in der Spitzengruppe: Das Fach erhält jeweils Top-Beurteilungen bei der Studiensituation insgesamt, der Betreuung durch Lehrende, dem Abschluss in angemessener Zeit, den wissenschaftlichen Veröffentlichungen sowie der Verzahnung von Vorklinik und Klinik. Das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) berücksichtigt für sein Ranking mehr als 30 Fächer an über 300 Universitäten und Fachhochschulen im deutschsprachigen Raum. Jedes Jahr wird ein Drittel der Fächer neu bewertet. Neben Fakten zu Studium, Lehre und Ausstattung umfasst das Hochschulranking nach Angaben des CHE Urteile von etwa 150 000 Studierenden über die Bedingungen an ihrer Hochschule. Die Ergebnisse aller Fächer werden im ZEIT-Studienführer veröffentlicht.

Auch die Geographie, die Pharmazie, die Politikwissenschaft und die Humanmedizin an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg schneiden im diesjährigen Ranking hervorragend ab und konnten sich bei jeweils drei Bewertungskriterien durchsetzen. Weitere Fächer mit Platzierungen in der Spitzengruppe sind die Geowissenschaften, die Informatik, Mathematik und Physik sowie die Sportwissenschaft und die Zahnmedizin.

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​In einer zweiten aktuellen Rangliste einzelner Fächer, den QS Subject Rankings, konnte sich die Heidelberger Universität ebenfalls im bundesweiten und im internationalen Vergleich auf Spitzenplätzen positionieren. In den Rechtswissenschaften und der Medizin belegt die Ruperto Carola wie schon im vergangenen Jahr Platz eins unter den deutschen Universitäten. International kommen die Rechtswissenschaften auf Platz 36, die Medizin erreicht Rang 39. Summa summarum ist die Heidelberger Universität in der diesjährigen Auswertung mit sechs Fächern unter den 50 besten Hochschulen weltweit vertreten: Physik und Astronomie behaupten im internationalen Vergleich mit Rang 27 die Platzierung des Vorjahres. Gleichsam unter den Top 50 sind die Modernen Sprachen (Rang 30), die Philosophie (Rang 37) und die Biowissenschaften (Rang 44) zu finden.

Die Bewertung in den QS World University Rankings by Subject basiert auf den Daten des QS World University Rankings vom Herbst 2014, in dem die Universität Heidelberg deutschlandweit Platz eins belegte. Als Indikatoren für die Einzelauswertungen der Fächer wurden aus dem Hauptranking die Daten aus den Befragungen von Wissenschaftlern und Arbeitgebern sowie den Zitationsanalysen berücksichtigt.

www.uni-heidelberg.de/universitaet/rankings

„An vorderster Front der technologischen Entwicklung“

Gefördert: 3,7 Millionen Euro fließen in ein neues Graduiertenkolleg der Teilchenphysiker

Die Erforschung und Entwicklung neuer Detektoren zum Nachweis und zur Vermessung elementarer Teilchen stehen im Mittelpunkt eines Graduiertenkollegs, das mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) an der Fakultät für Physik und Astronomie der Universität Heidelberg eingerichtet wird. Nach erfolgreicher internationaler Begutachtung fördert die DFG das Kolleg „HighRR – High Resolution and High Rate Detectors in Nuclear and Particle Physics“ über viereinhalb Jahre mit rund 3,7 Millionen Euro.

Damit erhalten 30 Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler die Möglichkeit, in ihren Promotionsprojekten auf Basis moderner Technologien die kommende Generation von Experimenten in der Kern- und Teilchenphysik zu entwerfen. Das Graduiertenkolleg soll zum Oktober 2015 seine Arbeit aufnehmen. Die Sprecherfunktion übernimmt Prof. Dr. Hans-Christian Schultz-Coulon vom Kirchhoff-Institut für Physik.

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​Neuartige, innovative Messinstrumente (Foto: privat) sind für den Fortschritt in den Naturwissenschaften von entscheidender Bedeutung. Mit seinem besonderen Schwerpunkt auf der Instrumentierung schlägt das neue Graduiertenkolleg eine Brücke von der fundamentalen Physik zu den Ingenieurwissenschaften und ist damit in einem Forschungsbereich angesiedelt, der bisher in der strukturierten Doktorandenausbildung am Wissenschaftsstandort Heidelberg nicht vertreten war. „HighRR-Doktoranden sollen an vorderster Front der technologischen Entwicklung arbeiten und damit entscheidende Beiträge zur Erforschung einiger der noch offenen fundamentalen Fragen in der Physik leisten“, sagt Professor Schultz-Coulon, der das Graduiertenkolleg gemeinsam mit Prof. Dr. Andre Schöning vom Physikalischen Institut der Ruperto Carola leiten wird.

Beide Wissenschaftler sehen in dem Kolleg eine exzellente Chance, Forschung und Ausbildung im Bereich der Detektorphysik maßgeblich zu stärken. „Heidelberger Wissenschaftler haben langjährige Erfahrung im Bereich der Instrumentierung insbesondere von Großexperimenten am Large Hadron Collider, dem Teilchenbeschleuniger des Europäischen Kernforschungszentrums CERN“, so Hans-Christian Schultz-Coulon: „Damit ist Heidelberg ein idealer Standort für ein Doktorandenprogramm im Bereich Detektortechnologie. Das neue Graduiertenkolleg wird dazu beitragen, dass diese Erfahrung in die Ausbildung exzellenter Physiker sowohl für die Forschung als auch für die Industrie fließt.“

Pressemitteilung der DFG