Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

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Nobelpreis für Chemie geht auch nach Heidelberg

Höchste Ehre: Stefan Hell wird für die Entwicklung der Nanoskopie ausgezeichnet

Der Physiker Prof. Dr. Stefan Hell (Foto: Bernd Schuller), Direktor am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen und Leiter einer Abteilung am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg, erhält den Nobelpreis für Chemie. Promoviert wurde der Wissenschaftler an der Universität Heidelberg und hat hier auch seine Habilitation abgeschlossen. Er ist außerplanmäßiger Professor an der Ruperto Carola und Mitglied des Exzellenzclusters CellNetwork der Universität. Mit der höchsten Auszeichnung für Chemie werden Hells Arbeiten zur Entwicklung der superauflösenden Fluoreszenzmikroskopie jenseits der Auflösungsgrenze des Lichts gewürdigt, wie die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am 8. Oktober in Stockholm bekannt gab. Den mit umgerechnet rund 880 000 Euro dotierten Nobelpreis teilt er sich mit Dr. Eric Betzig (Howard Hughes Medical Institute in Chevy Chase) und Prof. Dr. William Moerner (Stanford University).

Stefan Hell steigerte das Auflösungsvermögen der Lichtmikroskopie um das Zehnfache. Damit lassen sich biologische Strukturen erkennen, die bis zu 2000-mal feiner sind als ein menschliches Haar (20 bis 50 Nanometer). „Der Nobelpreis erfüllt mich mit großem Stolz und Dankbarkeit – er ist schließlich die höchste wissenschaftliche Auszeichnung, die ein Forscher erlangen kann“, erklärte er. „Vor allem ist es für mich aber auch ein tolles Gefühl zu erleben, dass das STED-Mikroskop die medizinische Grundlagenforschung enorm beflügelt.“

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​Der Rektor der Ruperto Carola, Prof. Dr. Bernhard Eitel, gratulierte Prof. Hell zu dessen herausragender Ehrung: „Wir sind stolz darauf, dass ein exzellenter Forscher, der seine wissenschaftliche Ausbildung an unserer Universität erhalten hat und bis heute Heidelberg eng verbunden ist, eine solche Würdigung seiner Forschungstätigkeit erfährt.“ Hells Arbeiten, die den Begriff der Nanoskopie prägten, haben maßgeblich dazu beigetragen, dass mithilfe von Licht kleinste Strukturen in der Zelle, in Mikroorganismen oder anderen biologischen Systemen sichtbar gemacht werden können. „Somit eröffnen seine technologischen Entwicklungen gänzlich neue Einblicke in die Nanowelt biologischer Systeme, die mit herkömmlichen Mikroskopietechniken nicht erreicht werden könnten“, so Prof. Dr. Roland Eils, dessen Abteilung für Theoretische Bioinformatik an der Universität Heidelberg und am DKFZ angesiedelt ist.

Stefan W. Hell (Jahrgang 1962) studierte Physik an der Ruperto Carola und wurde hier im Jahr 1990 promoviert. Von 1991 bis 1993 arbeitete er am European Molecular Biology Laboratory (EMBL) in Heidelberg. Anschließend folgte ein dreieinhalbjähriger Aufenthalt an den Universitäten Turku (Finnland) und Oxford (Großbritannien). An der Universität Heidelberg schloss er im Jahr 1996 seine Habilitation im Fach Physik ab. Als Leiter einer Nachwuchsgruppe wechselte der Wissenschaftler im Jahr 1997 an das Göttinger Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie; dort ist Prof. Hell seit 2002 Direktor und Leiter der Abteilung „NanoBiophotonik“. Seit 2003 – in diesem Jahr wurde er auch zum außerplanmäßigen Professor an der Ruperto Carola ernannt – leitet er am DKFZ die Abteilung „Optische Nanoskopie“. Seine Arbeitsgruppe forscht im BioQuant-Zentrum der Universität Heidelberg. Stefan Hell hat für seine Arbeiten zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhalten, zuletzt im September dieses Jahres gemeinsam mit zwei weiteren Forschern den Kavli-Preis für Nanowissenschaften.

Pressemitteilung des DKFZ: „Nobelpreisträger am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen und am Deutschen Krebsforschungszentrum: Stefan Hell erhält Nobelpreis für Chemie“
Pressemitteilung des MPI für biophysikalische Chemie: „Chemie-Nobelpreis 2014 geht an Max-Planck-Forscher Stefan Hell“
Pressemitteilung der Stadt Heidelberg: „Gratulation zum Nobelpreis für Prof. Dr. Stefan W. Hell“

Siehe auch: „Großer Bahnhof für Stefan Hell im DKFZ“

Die Ruperto Carola hat einmal mehr die Nase vorn

Gute Platzierungen: Gleich in drei aktuellen weltweiten Rankings kann die Universität punkten

Im jüngst veröffentlichten QS World University Ranking für 2014 bestätigt die Universität Heidelberg ihre Spitzenposition: Wie bereits im vergangenen Jahr kommt sie auf Platz eins der deutschen Universitäten. Zudem konnte sie sich im internationalen Vergleich weiter verbessern und rückt um einen Platz auf Rang 49 unter den führenden Hochschulen weltweit vor. Auch europaweit konnte die Ruperto Carola mit Rang 14 ihre sehr gute Position halten. In der auf einzelne Wissenschaftsbereiche bezogenen Auswertung des Rankings sind die Heidelberger Lebenswissenschaften und die Medizin wie schon in den vergangenen Jahren deutschlandweit führend; im weltweiten Vergleich belegen sie Rang 32. Ihre Position in den Top 50 der besten Universitäten nach Wissenschaftsbereichen bestätigten neben den Natur- (Platz 44) die Geisteswissenschaften (Platz 36), die in diesem Jahr außerdem deutschlandweit unter den Top drei vertreten sind.

Das QS World University Ranking gewichtet das akademische Ansehen, das Betreuungsverhältnis von Wissenschaftlern zu Studierenden, die Zitationen pro Forscher, das Ansehen bei Arbeitgebern sowie die Quote internationaler Wissenschaftler und Studierender (Foto: Universität). Grundlage für die Bewertung sind offizielle Statistiken sowie Umfragen unter Akademikern und Personalchefs.

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​Ebenfalls auf Rang 49 im weltweiten Vergleich rückt die Ruperto Carola im Academic Ranking of World Universities 2014 vor, dem sogenannten Shanghai-Ranking, und hat damit fünf Plätze gutgemacht. Und nach der Zweitplatzierung im vergangenen Jahr steht sie nun in Deutschland auf Rang eins des Rankings, den sie sich mit der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München teilt. Unter den Top 100 der weltbesten Hochschulen sind wie auch in den Vorjahren nur vier deutsche Universitäten vertreten. Im europaweiten Vergleich belegt die Ruperto Carola Rang zwölf im Shanghai-Ranking – eine Verbesserung um zwei Plätze gegenüber 2013. Die Rangliste misst vor allem den wissenschaftlichen Einfluss der Hochschulen, deshalb ist für die Wertung überwiegend die Forschung entscheidend: Publikationen und Zitationen in internationalen Wissenschaftsmagazinen machen 40 Prozent aus, mit dem Nobelpreis oder der Fields-Medaille ausgezeichnete Forscher und Alumni 30 Prozent, die am häufigsten zitierten Wissenschaftler 20 Prozent sowie die Forschungsleistung gemessen an der Größe der Institution zehn Prozent.

Im Times Higher Education (THE) World University Ranking für 2014, das im Oktober publiziert wurde, hat die Ruperto Carola ihre erfolgreiche Platzierung des Vorjahres gehalten: Sie gehört erneut zu den Top drei der besten deutschen Hochschulen nach der LMU und der Georg-August-Universität Göttingen. Insgesamt sind sechs deutsche unter den hundert führenden Hochschulen weltweit vertreten. Im internationalen Vergleich erreicht die Ruperto Carola Platz 70; unter den europäischen Universitäten belegt sie Rang 18. Das THE-Ranking beruht auf der Gewichtung verschiedener Indikatoren in fünf universitären Leistungsbereichen, zu denen die Großbereiche Lehre, Forschung und Zitationen mit jeweils 30 Prozent gehören. Hinzu kommen Aspekte der Internationalisierung (7,5 Prozent) und Drittmitteleinnahmen aus der Industrie (2,5 Prozent).

Qualität von Studium und Lehre mit Brief und Siegel

Großer Erfolg: „heiQUALITY“ hat die Systemakkreditierung ohne Auflagen durchlaufen

Die Universität Heidelberg ist systemakkreditiert: Das ganzheitliche Qualitätsmanagementsystem „heiQUALITY“ hat erfolgreich und ohne Auflagen die Systemakkreditierung für Studium und Lehre durchlaufen. Die Akkreditierungsagentur ACQUIN hat damit der Ruperto Carola (Foto: Universität) bescheinigt, dass sie mit den Maßnahmen und Instrumenten von „heiQUALITY“ die Qualität ihrer Studiengänge eigenverantwortlich gewährleisten und fortentwickeln kann. Die Systemakkreditierung, die auf den Kriterien des Akkreditierungsrates und der Kultusministerkonferenz basiert, gilt zunächst bis 2020.

„Das Qualitätssiegel für ,heiQUALITY‘ ist der Erfolg vieler Akteure und zeigt, dass insbesondere unser Konzept des zentral-dezentralen Dialogs überzeugt hat“, so Prof. Dr. Óscar Loureda, Prorektor für Qualitätsentwicklung an der Universität Heidelberg: „Wir haben mit interner und externer Expertise ein System entwickelt, das fähig ist, mit hohen Standards zu operieren und alle Fächerkulturen mit ihren jeweiligen Spezifika zu berücksichtigen.“ Dies sei nicht nur ein Zugewinn an Autonomie für die Hochschule insgesamt sondern bedeute auch mehr Eigenverantwortung der einzelnen Studieneinheiten. Die Prorektorin für Studium und Lehre, Prof. Dr. Beatrix Busse, erklärte: „Nun gilt es, die bereits etablierten Prozesse universitätsweit umzusetzen und voranzubringen. Die Maßnahmen und Instrumente der Qualitätssicherung betreffen sowohl die Einrichtung neuer Studiengänge als auch die Weiterentwicklung bereits bestehender Studienangebote.“

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​Die Bundesländer hatten im Jahr 2003 eine verpflichtende Akkreditierung für die Bachelor- und Masterstudiengänge beschlossen. Damit soll gewährleistet sein, dass alle Studiengänge bestimmte Qualitätskriterien erfüllen, etwa beim Konzept, der Studierbarkeit, den Prüfungen und der Ausstattung. Statt jeden Studiengang in der sogenannten Programmakkreditierung einzeln von damit beauftragten externen Agenturen begutachten, können die Hochschulen auch ein eigenes Qualitätsmanagement aufbauen und dieses komplett akkreditieren lassen. Mit der erfolgreichen Systemakkreditierung werden sie in die Lage versetzt, selbst zu überprüfen und sicherzustellen, dass ihre Studiengänge die Qualitätsstandards erfüllen.

Das Qualitätsmanagementsystem „heiQUALITY“ ist ganzheitlich angelegt und umfasst alle universitären Leistungsbereiche. Neben Studium und Lehre sind dies Forschung und Nachwuchsförderung sowie Services und Administration. Der Rektor der Ruperto Carola, Prof. Dr. Bernhard Eitel, nannte die Zertifizierung einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu einer selbstverantwortlich handelnden Hochschule. Die Universität Heidelberg verstehe Qualitätssicherung nicht nur als individuelle Aufgabe ihrer Mitglieder sondern als Aufgabe der gesamten Institution.

www.uni-heidelberg.de/universitaet/qualitaetsentwicklung/heiquality

Auch Forschungslabore der Sicherheitsstufen S2 und S3

Beachtliche Ziele: Spatenstich für den Neubau des Zentrums für Integrative Infektionsbiologie

Ein feierlicher erster Spatenstich (Foto: Klinikum) markierte im September den Baubeginn des Zentrums für Integrative Infektionsbiologie – Center for Integrative Infectious Disease Research (CIID). Das Zentrum auf dem Campus im Neuenheimer Feld zielt auf neue Ansätze der Infektionsforschung ab: Hierzu sollen Arbeitsgruppen aus der infektiologischen Grundlagenforschung an medizinisch bedeutsamen Erregern wie HI- und Hepatitis-Viren oder Malaria-Parasiten unmittelbar mit Wissenschaftlern aus der Physik, Chemie, Biologie, Nanotechnologie und Mathematik zusammenarbeiten. Wissenschaftsministerin Theresia Bauer und Finanzstaatssekretär Ingo Rust hoben beim Spatenstich die Unterstützung der Landesregierung für den Neubau hervor: Für das Vorhaben sind 21,5 Millionen Euro Gesamtbaukosten in den Landeshaushalt eingestellt, weitere rund fünf Millionen Euro steuert das Heidelberger Universitätsklinikum bei.

Wie beeinflussen Infektionserreger ihren Wirt? Wie dringen sie ein? Wie läuft die Infektion ab und an welcher Stelle könnten Wirkstoffe die Infektion stoppen? „Diese Fragen sind auf Einzelzellebene und in Modellsystemen bereits gut untersucht oder stehen im Fokus aktueller Forschung“, erklärte Prof. Dr. Hans-Georg Kräusslich, Sprecher des Zentrums für Infektiologie am Klinikum: „Dies liefert jedoch kein ausreichendes Verständnis des Infektions- und Krankheitsverlaufs im lebenden Organismus.“ Die Wissenschaftler wollen experimentelle Zwischenebenen und methodische Entwicklungen erforschen, mit denen sich darstellen lässt, wie sich Viren und Parasiten ausbreiten und Krankheiten auslösen. Diese Erkenntnisse werden dann in mathematische Modelle übersetzt, die wiederum dazu beitragen, die hochkomplexen Prozesse genauer zu verstehen.

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​„Der Neubau stärkt den Schwerpunkt Infektionsforschung am Standort Heidelberg und schafft dringend benötigte Flächen für zukunftsweisendes interdisziplinäres Arbeiten“, sagte Prof. Dr. Claus R. Bartram, seinerzeitig Dekan der Medizinischen Fakultät. Arbeitsgruppen des 2014 neu eingerichteten Sonderforschungsbereichs (SFB) „Integrative Analyse der Replikation und Ausbreitung pathogener Erreger“ werden hier Platz finden. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert den SFB mit 10,8 Millionen Euro; die Sprecherfunktion übernimmt Hans-Georg Kräusslich. In direkter Nachbarschaft des Neubaus – in den Räumen des Zentrums für Infektiologie – arbeiten Wissenschaftler des Heidelberger Standorts des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung. Beide Gebäude werden miteinander verbunden sein.

Der Forschungsbau umfasst nach den Plänen eine Hauptnutzfläche von 2734 Quadratmetern. Den Architektenwettbewerb hatte die Dortmunder Gerber Architekten GmbH für sich entscheiden können. Insgesamt werden bis zu 25 Gruppen mit rund 150 Mitarbeitern im CIID tätig sein, wobei in manchen Fällen nur ein Teil der Arbeitsgruppe das neue Zentrum bezieht. Die Integration unterschiedlicher Disziplinen soll durch die Arbeit in gemeinsamen Labor- und Bürobereichen sowie durch die gemeinsam genutzte Infrastruktur befördert werden. Die Ziele des CIID erfordern ein Gebäude, das auch infektiologische Grundlagenforschung in Laboren der Sicherheitsstufen S2 und S3 mit der Entwicklung und Anwendung neuer Materialien, Instrumente und Methoden kombiniert.

Broschüre zum CIID (pdf)

Pressemitteilung des MWK: „Spatenstich für den Neubau des Zentrums für Integrative Infektionsbiologie CIID in Heidelberg“