Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Grundlage eines eigenen geistig-kulturellen Zentrums

Von Oliver Fink

Mit der Herrscherdynastie der Wittelsbacher und ihrem jahrhundertelangen Wirken in der Kurpfalz beschäftigt sich derzeit eine große Ausstellung in Mannheim (Abbildung: Biblioteca Apostolica Vaticana, „Mons quatuor fluvialium arborum“). Die Universität Heidelberg ist daran gleich in mehrfacher Hinsicht beteiligt: Als wissenschaftliche Koordinatoren fungieren die beiden Historiker Prof. Dr. Bernd Schneidmüller und Prof. Dr. Stefan Weinfurter, die Ruperto Carola hat zahlreiche Exponate beigesteuert und nicht zuletzt spielt die Geschichte der Universität als Thema eine tragende Rolle.

Von der Verleihung der Pfalzgrafenwürde an Herzog Ludwig I. von Wittelsbach im Jahr 1214 bis zur Auflösung der Kurpfalz 1803 reicht der Bogen, den die Ausstellung in chronologischer Abfolge spannt. Im Mittelpunkt steht zunächst der bemerkenswerte Aufstieg der Pfälzer Wittelsbacher und ihres Territoriums zu einer festen und mächtigen Größe im damaligen deutschen Reich. Davon profitierte gerade auch die Stadt Heidelberg, die zur Residenzstadt ausgebaut und 1386 zudem zur Universitätsstadt wurde. Wie zuvor schon die Habsburger und die Luxemburger – die beiden anderen großen Dynastien im damaligen Reich – mit ihren Universitätsgründungen in Wien und Prag schufen die Wittelsbacher mit der Hochschulgründung in Heidelberg die Grundlage eines eigenen geistig-kulturellen Zentrums.

Die Gründung durch Kurfürst Ruprecht I. und die weitere Entwicklung der Universität Heidelberg wird im Zuge der Schau ausführlich und anhand zahlreicher Exponate dargestellt. Das Universitätsarchiv, die Bibliothek und das Universitätsmuseum haben dafür wertvolle Objekte beigesteuert. Dazu zählen das mittelalterliche Universitätszepter und das Zepter der Artistenfakultät, ferner Urkunden, Statuten und Siegel sowie kostbare Bücher aus der Bibliotheca Palatina, die mit der Universitätsgeschichte eng verknüpft ist. Präsentiert werden in diesem Zusammenhang sowohl Handschriften, die sich im Besitz der Heidelberger Universitätsbibliothek befinden, als auch solche, die seit der Überführung dieser berühmten Büchersammlung nach Rom – als Beute im Dreißigjährigen Krieg – heute in der Vatikanischen Bibliothek aufbewahrt sind.

Insgesamt versammelt die Wittelsbacher-Ausstellung rund 600 Exponate, darunter viele, die aus großen europäischen Museen und Sammlungen wie dem Kunsthistorischen Museum Wien, der British Library in London oder dem Louvre in Paris stammen. Die Präsentation erinnert daran, dass die Wittelsbacher fast 600 Jahre lang die Geschicke eines Territoriums gelenkt haben, das heute als solches zwar nicht mehr existiert und mittlerweile in drei Bundesländern aufgegangen ist, das aber im kulturellen Bewusstsein der Menschen dieser Region weiterlebt. Oder wie es Bernd Schneidmüller vom Historischen Seminar formuliert: „Im Zentrum der Ausstellung stehen drei große Rätsel: Wie errangen die rheinischen Pfalzgrafen ihren Vorrang im mittelalterlichen Reich? Warum ging ausgerechnet die Kurpfalz als eines der wichtigsten Fürstentümer des Alten Reichs sang- und klanglos unter? Und warum lebt das Pfalz-Bewusstsein trotzdem über alle modernen Grenzen hinweg bis heute weiter?“

Die Ausstellung „Die Wittelsbacher am Rhein. Die Kurpfalz und Europa“ ist noch bis Sonntag, 2. März, zu sehen. Der mittelalterliche Abschnitt wird im Museum Zeughaus, der Neuzeit-Teil im Barockschloss Mannheim präsentiert. Begleitend zur Schau ist ein reich bebilderter Katalog in zwei Bänden erschienen, in dem auch zahlreiche Beiträge Heidelberger Wissenschaftler versammelt sind.

www.wittelsbacher2013.de