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Das Heidelberger Gelehrtenlexikon

Der Kanzlerin Romana Gräfin vom Hagen zum Ausscheiden aus dem Amt gewidmet

Das "Heidelberger Gelehrtenlexikon" dokumentiert alle Personen, die zwischen der Gründung der Universität im Jahr 1386 und der 600-Jahrfeier 1986 an der Universität gelehrt haben. Insgesamt handelt es sich um die Biographien von mehr als 3000 Personen – vom unbekannten Magister des Spätmittelalters bis zum Nobelpreisträger des 20. Jahrhunderts. Dagmar Drüll-Zimmermann bearbeitet die Bände, die wissenschaftliche Leitung liegt bei Eike Wolgast vom Historischen Seminar. Der Aufsatz berichtet von der Forschungsarbeit an einem einzigartigen Werk.

Nikolaus (Burgmann) von Sankt Goar (circa 1360-1443)

Nikolaus (Burgmann) von Sankt Goar (circa 1360-1443): von 1388 bis 1407 zunächst Professor an der Artisten-, dann an der Juristenfakultät

 

Um die Biographien der Gelehrten zu erforschen, musste für die einzelnen Epochen von ganz unterschiedlichen Quellengrundlagen ausgegangen werden. So konnte für den als ersten erschienenen Band des Gelehrtenlexikons, der die Jahre von 1803 bis 1932 umfasst, vielfach auf gedruckte Materialien zurückgegriffen werden. Sie werden ergänzt durch Personalakten, die seit Beginn des 19. Jahrhunderts zunehmend verlässlich geführt wurden. Eine ausgedehnte Korrespondenz mit anderen Universitätsarchiven sowie mit Stadtarchiven, Standes- und Kirchenämtern erbrachte weitere Daten.

Ganz anders verhält es sich mit der Quellenbasis für die Bände von der Gründung im Spätmittelalter bis zur faktischen Auflösung der Universität im Dreißigjährigen Krieg und von der Wiedereröffnung im Jahr 1652 bis zum Ende der Kurpfalz 1803. Die Masse der Informationen musste aus Archivmaterialien gewonnen werden. Insbesondere für die Zeit bis zur organisatorischen und inhaltlichen Neustrukturierung der Universität als evangelische Landeshochschule um die Mitte des 16. Jahrhunderts sind die Rektorats- und Fakultätsakten häufig die einzige Quelle, etwa um einen "magister legens" zu entdecken, einen jungen Gelehrten, der nach Erwerb des Magistergrades der Artistischen (später Philosophischen) Fakultät verpflichtet war, zwei Jahre unbezahlt Lehrveranstaltungen abzuhalten, wenn er an einer der anderen Fakultäten weiter studierte. Um die Dimensionen zu verdeutlichen: Von 1386 bis 1649 existieren 30 Bände Rektoratsakten mit durchschnittlich 500 Seiten je Band. Zu den Rektoratsakten kommen die Fakultätsakten, die allerdings bis 1652 nur lückenhaft erhalten sind; lediglich die Protokolle der Sitzungen der Philosophischen Fakultät liegen ab 1408 vollständig vor. Da die Protokolle und Berichte durchweg vom Rektor beziehungsweise Dekan eigenhändig geschrieben sind und Gelehrtenhandschriften des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit zumeist schwer lesbar sind, ist einsichtig, welcher Aufwand an Zeit und Arbeit erforderlich war, um in Kleinarbeit verlässliche Informationen zu sammeln.

An gedruckten Quellen konnten für die Zeit bis 1652 die Matrikeln von Heidelberg, aber auch von anderen Universitäten, ausgewertet werden. In ihnen sind außer der Immatrikulation gelegentlich auch die an der Universität erworbenen Grade verzeichnet. Grabinschriften mit Elogien und Daten können gleichfalls hilfreich sein. Da sehr viele materielle und schriftliche Zeugnisse der Zerstörung Heidelbergs 1689/93 zum Opfer gefallen sind, muss Melchior Adamus als Informationsvermittler genannt werden. Der Rektor des Heidelberger Gymnasiums publizierte 1612 sein Inschriftenwerk "Apographum monumentorum Haidelbergensium" (Abschrift Heidelberger Denkmäler) und gab zwischen 1615 und 1620 zudem vier Bände mit Biographien deutscher Gelehrter heraus. Im 18. Jahrhundert erschienen dann erste Personallexika, so Johann Georg Meusels 15-bändiges "Lexicon der vom Jahre 1750 bis 1800 verstorbenen Teutschen Schriftsteller" (Leipzig 1802 bis 1816).

Der Jesuit Christian Mayer (1719 bis 1783)

Der Jesuit Christian Mayer (1719 bis 1783) war 31 Jahre lang Professor für Astronomie. Er veranlasste Kurfürst Karl Theodor, in den Jahren von 1772 bis 1774 die hier abgebildete Mannheimer Sternwarte zu errichten (Kupferstich von Karel Lemann 1973).

Eine wiederum andere Quellenlage ergibt sich für den gegenwärtig bearbeiteten Band 1933 bis 1986. Die Akten sind im allgemeinen sehr genau geführt, auch gedrucktes Material – etwa Kürschners Deutscher Gelehrtenkalender in vielen Auflagen – steht in umfangreichem Ausmaß zur Verfügung. Die noch lebenden Professoren dieser Zeitspanne sind mit einem detaillierten Fragebogen gebeten worden, über ihre Daten Auskunft zu geben, soweit sie für das Gelehrtenlexikon bedeutend sind. Dieser günstigen Arbeitsbasis steht für Recherchen bei nach 1993 Verstorbenen der Datenschutz als Hindernis entgegen.

Bei dem Heidelberger Gelehrtenlexikon handelt es sich nicht um essayistisch angelegte "Lebensbilder", sondern um stichwortartig angeordnete Informationen. Die Gliederung jedes Bandes folgt dem Alphabet, wobei bis 1500 der Vor- oder Taufname als Einordnungskriterium dient, gefolgt von der Herkunftsbezeichnung. Seit 1500 dient der Familienname zur Einordnung. Es folgen Angaben über die Zeit der Heidelberger Lehrtätigkeit, die Bezeichnung des vertretenen Faches sowie die Fakultät, falls ein Aufstieg am Ort erfolgte. Danach kommen die Lebensdaten mit Geburts- und Sterbeort, seit 1520 mit der zusätzlichen Angabe der Konfession, ferner Informationen über die Eltern mit Beruf des Vaters, über Ehepartner und Kinder – Letzteres wiederum erst nach Vordringen der Reformation, da bis dahin alle Professoren Angehörige des Klerikerstandes waren. Für die Zeit bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts bleiben – außer für berühmte Gelehrte – bei den Personaldaten oft empfindliche Lücken. Rekonstruiert wird der akademische Werdegang seit Studienbeginn, für die Heidelberger Zeit möglichst lückenlos die bekleideten Professuren, ferner inner- und außeruniversitäre Ämter und Funktionen. Verzeichnet werden bis 1651 auch die Funktionen bei Universitätsprüfungen – gar nicht selten in der Frühzeit der einzige Nachweis des Wirkens eines Magisters in Heidelberg. Ehrungen und Ordensverleihungen werden aufgeführt, ferner die wichtigsten Werke des Gelehrten. Für die Bände 1386-1802 sind in Auswahl Zitate aus den Akten des Universitätsarchivs abgedruckt, die besondere Lebensumstände des Gelehrten, Anweisungen des Hofes oder Klagen behandeln.

Carl Adolph von Vangerow (1808-1870)

Carl Adolph von Vangerow (1808-1870) war von 1840 bis 1870 Professor für Römisches Recht und Geheimer Hofrat.

Der wissenschaftliche Ertrag des Gelehrtenlexikons ist hoch. Nach Ablauf des Projekts wird eine Sequenz von akademischen Lehrkräften vorliegen, die vom Ende des 14. Jahrhunderts bis an die Schwelle des 21. Jahrhunderts reicht. Bis zur Universitätsreform von 1558 war die Zahl der Lehrenden nicht fixiert. Die spätmittelalterliche Universität lebte wesentlich von den vielen Magistern. Blieb ein solcher Magister artium in Heidelberg, lässt sich seine Karriere im Gelehrtenlexikon verfolgen: Bis zum definitiven Studienabschluss als Lizentiat oder Doktor dauerte es in der Medizinischen und Juristischen Fakultät etwa sechs, in der Theologischen Fakultät sogar zwölf Jahre. Freilich konnte man das Studium auch schon mit etwa 14 Jahren beginnen. Wie die Biographien zeigen, war Aufstieg am Ort und von Lehrstuhl zu Lehrstuhl, von Fakultät zu Fakultät möglich und üblich. Die Bezahlung war nach Bedeutung des Faches gestaffelt. Die seit 1558 höchstbesoldete Professur, die für Neues Testament, war mit 250 Gulden jährlich ausgestattet, dazu kamen Naturalleistungen an Korn und Wein. Die Professoren in der Artistenfakultät bekamen weniger als die Hälfte dieses Gehalts.

 

 



Vincenz Czerny (1842-1916)

Vincenz Czerny (1842-1916), von 1877 bis 1906 Professor für Chirurgie. Er begründete im Jahr 1906 das Institut für Experimentelle Krebsforschung, den Vorläufer des heutigen Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg.


In der altkirchlichen Zeit wurden die Professoren aus Pfründen an Stiftskirchen bezahlt. So war der Theologe Johannes Wenck von Herrenberg, bekannt geblieben als Gegner des Nikolaus von Kues, Inhaber von zwei Pfründen, einem Kanonikat an Heiliggeist in Heidelberg und einem weiteren an St. German vor Speyer. Weitere Gelder konnten aus den Erträgen der der Universität gehörenden Rheinzölle oder aus Zuschüssen der Kurfürsten hinzukommen; wichtig war auch der Anteil an den Prüfungsgebühren. Nach Einführung der Reformation in der Kurpfalz wurde die Besoldung 1558 neu geregelt, da die kirchlichen Pfründen fortfielen. Seither gab es bis 1803 eine Barbesoldung aus den Universitätseinkünften, eventuell mit landesherrlichen Zuschüssen, nach dem Übergang an Baden nur noch eine staatliche Besoldung, da das Universitätsvermögen, das zumeist in der linksrheinischen Pfalz konzentriert war, in den Wirren der Revolutionszeit verlorengegangen war.

Margot Becke

Margot Becke, geborene Goehring, die bislang einzige Rektorin (1966 bis 1968) der Ruperto Carola sowie erste Rektorin einer westdeutschen Universität. Sie war von 1947 bis 1969 Professorin für Chemie.

Die materiellen Schwierigkeiten zeigen sich in der großen Zahl von Gesuchen um Gehaltsaufbesserungen, die sich durch die Jahrhunderte hinziehen und bis zum 19. Jahrhundert bei den jeweiligen Biographien dokumentiert sind. Im 18. Jahrhundert versuchten Professoren gelegentlich, ihren Lehrstuhl auf ihren Sohn oder Schwiegersohn zu übertragen (etwa der Mediziner Overkamp, der Jurist Wedekind, der Theologe Wundt). Die erste "Erbprofessur" erhielt 1695 der Professor für Mathematik Friedrich Gerhard Lüneschlos von seinem Vater, dem berühmten Universalgelehrten Johannes von Leuneschlos, mit Genehmigung des Kurfürsten. Jeder Band des Gelehrtenlexikons enthält ein nach Fakultäten geordnetes "Chronologisches Verzeichnis der Professoren", die beiden Bände zu Spätmittelalter und früher Neuzeit außerdem (für die Zeit ab 1522) eine "Übersicht über die konfessionelle Zugehörigkeit der Professoren nach Fakultäten". Die Biographien spiegeln durch die Jahrhunderte hindurch die aus konfessionellen und politischen Gründen erfolgten Säuberungen des Lehrkörpers, wie sie die Folge des wechselvollen Verlaufs der kurpfälzischen, badischen und deutschen Geschichte des 16. bis 20. Jahrhunderts waren. Karrierebrüche waren besonders häufig im Konfessionszeitalter, als die Kurpfalz mehrfach ihr Bekenntnis wechselte und die Professoren entweder auf den neuen Glaubensstatus verpflichtet oder aber entlassen wurden. Karrierebrüche im 19. und 20. Jahrhundert waren die Folge politischer Veränderungen, etwa 1849 (Entlassung wegen Beteiligung an der Revolution), 1933- 1937 (Entlassungen aus rassistischen und politischen Gründen), 1945 (Entfernung der nationalsozialistisch belasteten Lehrkräfte).

August Pütter (1879-1929)

August Pütter (1879-1929) war von 1923 bis 1929 Professor für Physiologie. Hier ist er in einer Karikatur (um 1929) zu sehen, gezeichnet von Erich Ritter von Baeyer, einem Sohn des Heidelberger Medizinprofessors Hans Ritter von Baeyer.

Opportunisten verstanden es – vor allem im 16./17. Jahrhundert – gleichwohl, die religiösen und politischen Veränderungen zu überstehen. So dokumentiert das Gelehrtenlexikon die bizarre Konversionsgeschichte des Juristen Reinhard Bachoven, der wie alle evangelischen Professoren nach der Eroberung Heidelbergs durch bayerische Truppen 1626 entlassen wurde und danach das Bekenntnis wechselte, um seinen Lehrstuhl zu behalten. Nach der Rückeroberung Heidelbergs durch das schwedische Heer und der Wiederherstellung der evangelischen Universität trat Bachoven zum reformierten Bekenntnis zurück und rettete damit seinen Posten erneut.

Martin Dibelius (1883 bis 1947)

Martin Dibelius (1883 bis 1947), Professor für Neues Testament von 1915 bis zu seinem Tod.

Während getaufte Juden in der frühen Neuzeit mehrfach berufen wurden, insbesondere als Professoren für Altes Testament, hatte bis zum 19. Jahrhundert als einziger Glaubensjude Jakob Israel zwischen 1652 und 1674 als ordentlicher Professor für Medizin einen Lehrstuhl inne – für die deutsche Universität der frühen Neuzeit vielleicht singulär. Im 19./20. Jahrhundert wurden, zuletzt 1932, 44 Professoren jüdischen Glaubens und 30 getaufte Professoren jüdischer Herkunft an die Universität berufen. Umso dramatischer war dann der personelle Aderlass nach 1933. Eine Tafel im Foyer der Alten Universität memoriert seit 1993 die Namen der "unter der nationalsozialistischen Diktatur entrechteten und vertriebenen Hochschullehrer". Ihre Biographien finden sich zumeist im Gelehrtenlexikon.

Die Bände des Gelehrtenlexikons enthalten eine große Zahl von noch heute bekannten Namen. Dazu gehören in der zeitlichen Spannweite vom 14. bis zum 20. Jahrhundert der Gründungsrektor Marsilius von Inghen im 14. Jahrhundert, Sebastian Münster und Janus Gruter im 16. Jahrhundert, Samuel Pufendorf im 17. Jahrhundert, Heinrich Jung-Stilling und Christian Mayer im 18. Jahrhundert. Neben den Berühmtheiten formiert sich zwischen den Buchdeckeln aber auch die große Legion der unbekannt Gebliebenen oder in Vergessenheit Geratenen.

Gertrud (Gerta) von Ubisch (1882 bis 1965)

Gertrud (Gerta) von Ubisch (1882 bis 1965) wurde 1929 als erste Professorin ernannt und war bis 1936 Extraordinaria für Botanik.

Das Gelehrtenlexikon leistet auch einen Beitrag zur Entmythologisierung der Heidelberger Universitätsgeschichte. Dem Band 1386-1651 ist ein "Verzeichnis von Personen" beigegeben, "die in der Literatur mitunter als Mitglieder des Lehrkörpers der Universität Heidelberg bezeichnet werden, ohne dass sie in den Quellen als solche nachzuweisen sind". Zu dieser Gruppe zählen die Humanisten Rudolf Agricola und Johannes Reuchlin, der Straßburger Reformator Martin Bucer oder die Humanistin Olympia Fulvia Morata.

Der Band 1386-1651 enthält eine Zeittafel mit wichtigen Daten zur Universitätsgeschichte zwischen Gründung und Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg, ferner eine Übersicht über Pestzeiten und die Verlegung der Universität sowie ein ausführliches Glossar mit Erklärung von Begriffen, etwa "baccalarius cursor biblicus" (der unterste theologische Grad, der nach fünfjährigem Theologiestudium erworben werden konnte) oder "temptator" (Prüfer bei einem Bakkalaureat- oder Magisterexamen an der Artistenfakultät).

Das Heidelberger Gelehrtenlexikon dokumentiert die Personalgeschichte der Heidelberger Universität, nachdem die wichtigsten Urkunden und Akten zur Universitätsgeschichte zum 500. Jubiläum 1886 von Eduard Winkelmann in einem zweibändigen "Urkundenbuch der Universität Heidelberg" vorgelegt worden waren. Nach Abschluss des gegenwärtigen Forschungsvorhabens wird ein im Umfang wie in der leichten Zugänglichkeit kaum zu überbietendes Material für eine festumrissene Sozialgruppe über den Zeitraum von 600 Jahren hinweg für weitere Forschungen zur Verfügung stehen. Die Entwicklung Heidelbergs und der deutschen Universität generell spiegelt sich schon in den nackten Zahlen: Bei der Eröffnungsfeier 1386 waren drei Lehrkräfte anwesend, nach der Gründung des Heiliggeiststifts Anfang des 15. Jahrhunderts gab es 12 bis 14 besoldete Professoren und Magister. Kurfürst Ottheinrich setzte die Zahl der ordentlichen Professoren auf 15 fest, nach den Verheerungen des Dreißigjährigen Kriegs waren es seit der Konsolidierung 1672 12 bis 14. Die badische Universität verfügte 1810 über 30 ordentliche Professoren, 1919 waren es 56, 1932 ebenso wie 1950 59. Bis 1986 steigerte sich die Zahl der Ordinariate auf 237.

Für Untersuchungen zur Personalgeschichte der Universität Heidelberg wurde bisher neben den Akten vor allem auf die Matrikel als Materialgrundlage zurückgegriffen – mit schönen und weiterführenden Ergebnissen wie bei Christoph Fuchs, Sozialgeschichtliche Untersuchungen über Heidelberger Universitätsbesucher des Spätmittelalters (1386-1450) (Leiden 1995) und Karl Henning Wolf, Die Heidelberger Universitätsangehörigen im 18. Jahrhundert – Studien zu Herkunft, Werdegang und sozialem Beziehungsgeflecht (Heidelberg 1991). Jetzt liegt das Corpus biographicum oder der Catalogus professorum für Heidelberg bis 1932 und in wenigen Jahren bis 1986 vor. Insbesondere seit dem Beginn des 16. Jahrhunderts ermöglichen die reichhaltigen Angaben Studien zur Bildungs- und Karrieregeschichte des deutschen Gelehrtenstandes, und zwar keineswegs auf Heidelberg beschränkt. Geographische und soziale Herkunft können vergleichend erforscht werden, ebenso Karriereverläufe vor, während und nach der Zeit der Heidelberger Lehrtätigkeit, ferner Familienzusammenhänge, Säkularisierung und Professionalisierung des Berufsbildes, Paradigmenwechsel bei Bestimmung der von den Studenten präferierten Disziplinen, die im 19. Jahrhundert beginnende Diversifizierung von Fächern und die zunehmende Spezialisierung, die unmittelbare Einwirkung der Politik auf Karriere und Fachorientierungen. Damit sind stichwortartig einige Fragemöglichkeiten angedeutet, die an das Gelehrtenlexikon herangetragen werden können.

Eine Digitalisierung des Heidelberger Gelehrtenlexikons nach seinem Abschluss und die dadurch mögliche Vernetzung mit anderen Professorenlexika wird insbesondere der Wissenschaftsgeschichte weitgespannte Untersuchungen ermöglichen. Das Heidelberger Gelehrtenlexikon ist mithin ein bedeutendes Specimen geisteswissenschaftlicher Grundlagenforschung, das in ihm vorgelegte Material fordert zur Erschließung unter mannigfaltigen Fragestellungen auf.

Autoren:
Prof. Dr. Eike Wolgast
Historisches Seminar, Grabengasse 3-5, 69117 Heidelberg,
Telefon (0 62 21) 54 22 69, e-mail: eike.wolgast@urz.uni-heidelberg.de

Dr. Dagmar Drüll-Zimmermann
Historisches Seminar, Arbeitsstelle Gelehrtenlexikon, Universitätsarchiv, Akademiestraße 4, 69117 Heidelberg,
Telefon (0 62 21) 54 75 38, e-mail: dagmar.druell-zimmermann@urz.uni-heidelberg.de

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