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Die Anfänge des Frauenstudiums an der Universität Heidelberg

Pressemitteilung Nr. 76/2012
3. April 2012
Vorstellung eines neuen Buchs und Eröffnung einer Ausstellung im Universitätsarchiv
Kovalevskaja 160x200 Goitein Atlas 160x200
Wegweisend für das Frauenstudium in Heidelberg – Sofja Kovalevskaja (links), erste Hörerin an der Universität Heidelberg 1869; und Rahel Goitein, eine der ersten vier Studentinnen im Sommer 1900.

Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein gehörten Frauen traditionell nicht in die akademische Welt. Nur sehr zögerlich brachen verkrustete Strukturen langsam auf und veränderte sich das universitäre Rollenbild. Unter dem Titel „Bildung und Gleichberechtigung. Die Anfänge des Frauenstudiums an der Universität Heidelberg“ legt der Heidelberger Historiker Marco Birn erstmals eine ausführliche Untersuchung zu dieser Thematik vor. Er wird sein Buch im Universitätsarchiv vorstellen und eine Ausstellung zum Thema eröffnen. Diese zeigt zentrale Aktenstücke aus dem Archiv und verdeutlicht die Diskussion um die Zulassung von Frauen zum Studium. Darüber hinaus werden auch einige der ersten Studentinnen an der Ruperto Carola vorgestellt. Zu der Eröffnungsveranstaltung mit Buchpräsentation lädt der Freundeskreis für Archiv und Museum der Universität Heidelberg am Dienstag, 17. April 2012, ein.


„In Heidelberg erkannte eine anfangs noch sehr kleine Gruppe von Professoren, unter ihnen vor allem Naturwissenschaftler, das intellektuelle Potential junger Frauen, die sich gegen erhebliche Widerstände um einen Zugang zur Universität bemühten“, erklärt Marco Birn. Mit der Russin Sofja Kovalevskaja fand 1869 die erste Hörerin Zugang zur Ruperto Carola. Doch schon bald wurde der „misslichen und störenden Erscheinung“ wieder Einhalt geboten, wie der Heidelberger Historiker erläutert. Erst als am Ende des Jahrhunderts schließlich auch weibliche Schulabgänger mit Reifezeugnis die gleichen Bildungsansprüche einfordern konnten wie männliche Abiturienten, regelte Baden zu Beginn des Jahres 1900 als erstes Land in Deutschland die ordentliche Immatrikulation von Frauen. Im folgenden Sommersemester gehörten zu den regulär Studierenden der Universität Heidelberg erstmals vier junge Damen.


Diese Frauen wurden „zunächst jedoch nur versuchs- und probeweise“ an der Ruperto Carola immatrikuliert. Doch schon sehr schnell entwickelte sich das „Experiment Frauenstudium“ zu einer Erfolgsgeschichte. „Die Universität Heidelberg war nicht nur ein Vorreiter auf dem Weg hin zu gleichberechtigten Bildungschancen, sie war lange Zeit die bei den jungen Studentinnen beliebteste Universität Deutschlands mit einem weit überdurchschnittlichen Frauenanteil“, sagt Marco Birn. Der Zeitraum seiner Untersuchung, die vom Freundeskreis für Archiv und Museum der Universität Heidelberg gefördert wurde, reicht von den Anfängen der Diskussion um Akademikerinnen im 19. Jahrhundert über die ersten Hörerinnen und Promotionen bis hin zu Lebenswelt und Studienalltag der ersten regulären Studentinnen. Neben den historischen Quellen in den Akten des Universitätsarchivs werden auch die autobiografischen Schriften der ersten Heidelberger Studentinnen berücksichtigt.
 

In seinem Vortrag zur Eröffnung referiert der Autor über „Das Frauenstudium in Heidelberg im Spiegel biografischer Quellen“. Die Eröffnungsveranstaltung am 17. April findet im Universitätsarchiv, Akademiestraße 4-8, statt und beginnt um 18.30 Uhr. Die Ausstellung wird bis zum 9. August gezeigt; sie ist dienstags und mittwochs von 9 bis 18 sowie donnerstags von 9 bis 12.30 Uhr geöffnet.
 

Bibliographischer Hinweis:
Marco Birn: Bildung und Gleichberechtigung. Die Anfänge des Frauenstudiums an der Universität Heidelberg, Kurpfälzischer Verlag, Heidelberg, 2012


Kontakt:
Kommunikation und Marketing
Pressestelle, Telefon (06221) 54-2311
presse@rektorat.uni-heidelberg.de

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