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Dilthey-Fellowship für den Heidelberger Germanisten Dr. Björn Spiekermann

Pressemitteilung Nr. 99/2010
10. Mai 2010
Stipendium ist mit 400.000 dotiert – Förderung für Habilitationsprojekt „Der Freigeist – Ein deutsches Feindbild“
Dr. Björn Spiekermann
Dr. Björn Spiekermann

Der Heidelberger Germanist Dr. Björn Spiekermann erhält ein mit 400.000 Euro dotiertes Dilthey-Fellowship. Als eines der angesehensten Stipendien für junge Forscher in den Geisteswissenschaften wird es gemeinsam von der VolkswagenStiftung und der Fritz Thyssen Stiftung vergeben. Es umfasst eine auf fünf Jahre angelegte Förderung, die es Dr. Spiekermann ermöglicht, an seinem Habilitationsprojekt „Der Freigeist – Ein deutsches Feindbild“ zu arbeiten. In diesem Forschungsvorhaben wird sich der Wissenschaftler vom Germanistischen Seminar der Universität Heidelberg mit der Kritik der radikalen Aufklärung im 18. Jahrhundert befassen.

Björn Spiekermann (Jahrgang 1976) studierte zunächst in Oldenburg, anschließend an der Universität Heidelberg Germanistik und Philosophie. Seine 2006 abgeschlossene Dissertation, die mit dem Ruprecht-Karls-Preis der Stiftung Universität Heidelberg ausgezeichnet wurde, beschäftigt sich mit dem Dichter Richard Dehmel (1863 bis 1920). Im Mittelpunkt der Arbeit steht eine literarische Strömung der Jahrhundertwende, die der sogenannten „Decadence“ das optimistische Programm einer philosophisch fundierten Lebensreform entgegensetzte. Seit Oktober 2007 forscht Dr. Spiekermann als Habilitand am Lehrstuhl von Prof. Dr. Wilhelm Kühlmann zur Atheismuskritik in der deutschen Aufklärung. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften ist er zudem in dem Projekt „Europa Humanistica“ für die Übersetzung, Kommentierung und kritische Edition lateinischer Texte kurpfälzischer Humanisten zuständig.

In seinem mit dem Dilthey-Stipendium geförderten Forschungsprojekt, das interdisziplinär angelegt ist, wird Dr. Spiekermann das Bild des „Freigeists“ in der deutschen Dichtung und Publizistik zwischen 1700 und 1800 untersuchen. Anders als heute ist der Begriff im 18. Jahrhundert fast ausschließlich negativ besetzt. Unter anderem als Synonym für Atheist gebraucht, wurde er in polemischer Weise gegen die fundamentale Religionskritik einer „radikalen Aufklärung“ gewendet und entwickelte sich schließlich zu einem Kampfbegriff gegen jede Form von Kritik an der Religion überhaupt. Daraus ergeben sich, so Dr. Spiekermann, überraschende Einsichten in die Eigenart der deutschen Aufklärung. „Fast alle Aufklärer waren sich einig, dass eine Gesellschaft ohne Religion nicht existieren kann. Daher wurde jede grundsätzliche Religionskritik scharf bekämpft.“ Ziel seiner Studie ist es, das gängige Bild einer einheitlichen deutschen Aufklärung zu überprüfen und den religiösen Grundzug des 18. Jahrhunderts stärker herauszuarbeiten.

Das Dilthey-Fellowship wird von der VolkswagenStiftung und der Fritz Thyssen Stiftung im Rahmen der Förderinitiative „Pro Geisteswissenschaften“ vergeben. Das Stipendium für exzellente junge Forscherinnen und Forscher ist benannt nach dem deutschen Philosophen und Kulturhistoriker Wilhelm Dilthey (1833 bis 1911), der den Begriff der Geisteswissenschaften etablierte und  theoretisch begründete.

Hinweis an die Redaktionen:
Ein digitales Portraitfoto von Dr. Björn Spiekermann kann in der Pressestelle abgerufen werden.

 

Kontakt:
Dr. Björn Spiekermann
Germanistisches Seminar
Telefon (06221) 54-3231
bjoern.spiekermann@gs.uni-heidelberg.de

Kommunikation und Marketing
Pressestelle, Telefon (06221) 54-2311
presse@rektorat.uni-heidelberg.de

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