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„Sprache“ – Neuer Band der Heidelberger Jahrbücher veröffentlicht

Pressemitteilung Nr. 3/2009
12. Juni 2009
Umfassende Bestandsaufnahme der deutschen Sprache
Der 53. Band der traditionsreichen interdisziplinären Reihe Heidelberger Jahrbücher ist erschienen:  „Sprache“ (herausgegeben von Prof. Dr. Ekkehard Felder) bietet eine umfassende Bestandsaufnahme der deutschen Sprache. In 13 Beiträgen stellen Sprachwissenschaftler aktuelle Forschungsergebnisse für an Sprache Interessierte vor und beleuchten die Sprache als Grundbedingung der menschlichen Existenz.

„Nicht reden, sondern handeln“ – trotz derartiger politischer Parolen wird immer wieder deutlich, wie relevant das Thema Sprache für das Zusammenleben von Menschen ist, im Öffentlichen wie im Privaten. Debatten um Wörter und Formulierungen, sprachliche Beeinflussung und Manipulation beherrschen regelmäßig die öffentliche Diskussion. Sprachliche Fragen sind demgemäß Anlass zahlreicher Umfragen in den Medien, Grundlage vielfältiger Kompetenzüberprüfungen in den Schulen und immer wieder Zankapfel politischer Auseinandersetzungen. Die Beiträge des Bandes zeigen die Bandbreite linguistischer Forschungen und deren Erkenntnispotenzial in einer „vertexteten Welt“ auf.

Der erste Aufsatz von Ekkehard Felder geht von der Frage aus, inwiefern Sprache als vermeintlich neutrales Medium Sachverhalte und Gegenstände der Wirklichkeit zu repräsentieren vermag. Anhand zahlreicher Beispiele wird auf verschiedenen Ebenen verdeutlicht, dass jeder sprachlichen Ausdrucksweise bestimmte Perspektiven und Tendenzen immanent sind.

Jochen A. Bär wagt anhand einer fundierten Betrachtung der Vergangenheit der deutschen Sprache einen Ausblick in die Zukunft der deutschen Sprache. Jörg Riecke legt das Zusammenspiel von Sprachgeschichte und Sachgeschichte am Beispiel der Medizingeschichte dar und macht deutlich, wie jedes Erinnern und Bewahren historischer Fakten unmittelbar an Sprache gebunden ist. Jörg Kilian ergänzt diese sprachgeschichtlichen Betrachtungen um einen Blick auf die gesprochene Sprache und die Frage nach der Rolle des Gesprächs im Prozess des Sprachwandels.

In einer Überblicksdarstellung widmet sich Klaus-Peter Konerding dem schlagwortartig verwendeten, aber gleichzeitig unscharfen Begriff des Diskurses, liefert einen wissenschaftlichen Umriss des Gebiets und zeigt die Relevanz linguistischer wie transdisziplinärer Untersuchungen von Diskursen auf. In diesem Zusammenhang beschäftigt sich Fritz Hermanns (†) mit dem Verstehen aus der Sicht der linguistischen Hermeneutik.

Die Beiträge von Nina Berend und Klaus J. Mattheier stellen aktuelle Untersuchungen zur gesprochenen Gegenwartssprache vor – eine Aufnahmeaktion des Instituts für Deutsche Sprache (Mannheim) als Grundlage eines Online-Sprachatlasses und ein Kommunikationsprofil des Heidelberger Raumes und seiner Dialektsprecher. Herbert Ernst Wiegand behandelt die lexikographische Fragestellung nach der Struktur von Wörterbuchartikeln und veranschaulicht, wie gewinnbringend „nichtnatürlich über natürliche Sprache“ geschrieben werden kann.

Normen und deren Rechtfertigung stehen auch im Mittelpunkt des Beitrags von Jörn Stegmeier zur mitunter leidenschaftlich geführten Diskussion um die Reform der deutschen Rechtschreibung. Marcus Müller befasst sich am Beispiel der Infografik mit der Herausforderung, die neue Textkomponenten an die Beschreibungsmöglichkeiten der Linguistik stellen. Im Mittelpunkt steht die Fragestellung, wie sich Text-Bild-Gefüge präzise erfassen lassen.

Katharina Bremer nähert sich dem Thema Sprache aus der Perspektive der Individualentwicklung und stellt in ihrem Beitrag aktuelle Erkenntnisse aus der Spracherwerbsforschung vor. Sie umreißt den Spracherwerb als einen außerordentlich anforderungsreichen Prozess, der nur deshalb erfolgreich gemeistert werden kann, weil das Kind dafür Ressourcen aus vielen Bereichen gleichzeitig nutzen kann. Seit Jahrhunderten sind Sprache und Sprachgebrauch Gegenstand verschiedenster Kritik geworden. Der Beitrag von Jana Tereick stellt die geschichtliche Entwicklung überblicksartig dar, analysiert verschiedene Formen von Sprachkritik und beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Sprachkritik und Sprachwissenschaft.

Alle Aufsätze stellen relevante Forschungserkenntnisse vor und geben Aufschluss über die Methoden, die den Forschungsrichtungen zugrunde liegen. Die Präsentation neuer Ergebnisse aus den verschiedenen Gebieten der Linguistik ermöglicht einen facettenreichen Blick auf das Deutsche in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

In den 1957 neu begründeten Heidelberger Jahrbüchern soll der „wissenschaftliche Geist“ und der „geschichtliche Raum“ der Universität zur Darstellung gelangen. Seit 1999 wird in jedem Band der Heidelberger Jahrbücher, die von Prof. Dr. Michael Wink im Auftrag der Gesellschaft der Freunde Universität Heidelberg e.V. herausgegeben werden, ein fachübergreifendes Thema aus unterschiedlichen Positionen beleuchtet. Ihr Ziel ist es, das Gespräch und den Kontakt der Wissenschaften untereinander zu fördern.

Der Herausgeber von Band 53 ist Professor für Germanistische Linguistik an der Universität Heidelberg.

Ekkehard Felder (Hg.): Sprache. Im Auftrag der Universitätsgesellschaft Heidelberg. Berlin u.a.: Springer Verlag (Heidelberger Jahrbücher Band 53). ISBN: 978-3-642-00341-7.

Rückfragen bitte an:
Prof. Dr. Ekkehard Felder
Universität Heidelberg
Germanistisches Seminar
Hauptstraße 207-209
D-69117 Heidelberg
Tel. 06221  54 3240
ekkehard.felder@gs.uni-heidelberg.de

Prof. Dr. Michael Wink
Institut für Pharmazie und Molekulare Biotechnologie der Universität Heidelberg
Tel. 06221 544881, Fax 544884
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