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Das Spenderherz bleibt warm und hört nicht auf zu schlagen

Pressemitteilung Nr. 5/2009
10. März 2009
Organtransport unter natürlichen Bedingungen soll Ergebnisse der Herztransplantation verbessern helfen – Erster Einsatz des „Organ Care Systems“ in Heidelberg
Das schlagende Herz wird in einer fahrbaren Box frisch gehalten.  
Das schlagende Herz wird in einer fahrbaren Box frisch gehalten.
Foto: Universitätsklinikum Heidelberg
Am Universitätsklinikum Heidelberg ist erstmals ein Gerät zum Einsatz gekommen,  das die Verpflanzung von schlagenden Herzen ermöglicht. Das „Organ Care System“ kann voraussichtlich die Organfunktion nach einer Herztransplantation verbessern und das Risiko eines Transplantatversagens verringern.

Das System ist seit 2007 an wenigen deutschen Herzzentren im Einsatz. In der Herzchirurgischen Abteilung am Universitätsklinikum Heidelberg wurde es im März 2009 erstmals in Deutschland im Rahmen einer klinischen Studie eingesetzt, die den Vorteil dieser neuen Transportmöglichkeit für Spenderherzen wissenschaftlich untersucht.

„Von dem neuen Gerät erhoffen wir bessere Transplantationsergebnisse“, erklärte Professor Dr. Matthias Karck, Ärztlicher Direktor der Abteilung Herzchirurgie am Universitätsklinikum Heidelberg bei einer Pressekonferenz am 10. März 2009 in Heidelberg. Dies könnte auch bedeuten, dass letztlich mehr Patienten ein Spenderorgan bekommen könnten, weil eine erneute Transplantation bei Versagen des transplantierten Herzens weniger häufig erforderlich würde.

Innovative Entwicklung aus den USA

Das „Organ Care System“ ist eine innovative Entwicklung aus den USA.  Eine entscheidende Rolle spielt dort auch die Verlängerung der Transportzeit, da die Entfernung zwischen dem Krankenhaus des Spenders und dem Transplantationszentrum  sehr weit sein kann. In Europa spielt dies eine untergeordnete Rolle, da es hier ein dichtes Netz an Transplantationszentren gibt.

Steht ein Spenderherz zur Verfügung, wird über die Zentrale Eurotransplant in Leiden (Niederlande) ein passender Empfänger in den Ländern Deutschland, Österreich, Beneluxstaaten und Slowenien ermittelt. Kriterien für die Auswahl des Empfängers sind insbesondere Dringlichkeit und Wartezeit. Kann der Patient transplantiert werden, so fährt oder fliegt ein Chirurg der Empfängerklinik zur Entnahmeklinik. Nach Begutachtung des Spenderherzens und Feststellung seiner Tauglichkeit, wird das Herz entnommen und von dem Chirurgen in die Empfängerklinik transportiert.

Stundenlanger Transport im Kühlbeutel kann das Herz schädigen

Um den Transport zu überstehen, werden die Spenderorgane bislang in einer kalten Flüssigkeit gelagert und gekühlt. Dadurch wird ihr Stoffwechsel verlangsamt und werden Schäden am Gewebe zum Teil vermieden. „Bis zu 6 Stunden kann das Herz diesen Transport einigermaßen unbeschadet überstehen“, erklärt Professor Dr. Falk-Udo Sack, Leiter des herzchirurgischen Transplantationsteams in Heidelberg. Große Studien haben gezeigt, dass der wichtigste Faktor, der den Erfolg einer Herztransplantation bestimmt, die Dauer der „kalten Ischämiezeit“ ist, während der das Organ gekühlt und nicht durchblutet wird.

Das tragbare Gerät  der Firma „Transmedic“ erlaubt einen Transport des Spenderorgans unter fast natürlichen Bedingungen: Das Herz wird an eine Pumpe angeschlossen und von warmem, sauerstoffreichem  Spenderblut durchspült, es behält die Körpertemperatur bei und schlägt weiter. Dadurch können Gewebeschäden wie bei der bislang üblichen kalten Konservierung des Spenderherzens in einer Flüssigkeit vermieden werden.

Genaue Untersuchung des Spenderherzens vor Ort möglich

Ein weiterer Vorteil: Das Spenderherz kann vor Ort bereits einer genaueren Untersuchung unterzogen werden, so dass die Herzchirurgen seine Transplantabilität sehr genau einschätzen und mögliche Probleme rechtzeitig beheben können. So kann das Organ im Organ Care System eingehend mit Ultraschall untersucht werden; außerdem ist es möglich, wichtige Stoffwechselwerte zu erheben.

„Wir erwarten, dass durch den Einsatz des Organ Care Systems mehr Herzen für die Transplantation zur Verfügung stehen werden“, sagt Professor Sack. Denn immer wieder kommt es vor, dass sich der Chirurg gegen eine Transplantation entscheidet, weil er sich nicht sicher ist, ob das Herz tatsächlich intakt ist. „Das Organ Care System gibt uns hier Sicherheit“, so Professor Sack.

Kontrollierte klinische Studie untersucht Transplantatversagen

Die klinische Studie PROTECT (PROspective multi-center European Trial to Evaluate the safety and performance of the Organ Care System for Heart Transplants) untersucht nun, ob die Überlebensrate unmittelbar nach einer Herztransplantation mit Organ Care System günstig beeinflusst werden kann. Teilnehmende Zentren in Deutschland sind neben Heidelberg Berlin, Bad Oeynhausen und Hannover.

Ansprechpartner:
Professor Dr. Matthias Karck
Ärztlicher Direktor
Abteilung II Herzchirurgie
Chirurgische Klinik Heidelberg
Tel.: 06221 / 56 62 72
E-Mail: karck.matthias(at)med.uni-heidelberg.de

Professor Dr. Falk-Udo Sack
Leitender Oberarzt, Leiter des Herztransplantationsprogramms
Abteilung II Herzchirurgie
Chirurgische Klinik Heidelberg
Tel: 06221 / 56 62 74
E-Mail: falk-udo.sack(at)urz.uni-heidelberg.de
www.klinikum.uni-heidelberg.de/Herzchirurgie.106554.0.html

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 7.000 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 40 Kliniken und Fachabteilungen mit 1.600 Betten werden jährlich rund 500.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.100 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. (Stand 12/2008)
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/

Bei Rückfragen von Journalisten:
Dr. Annette Tuffs
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Universitätsklinikums Heidelberg
und der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 672
69120 Heidelberg
Tel.:   06221 / 56 45 36
Fax:    06221 / 56 45 44
E-Mail: annette.tuffs(at)med.uni-heidelberg.de

Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
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