SUCHE
Bereichsbild

In der Streitsache Teufel gegen Menschheit

Pressemitteilung Nr. 4/2009
23. Februar 2009
Forschungsstelle „Deutsches Rechtswörterbuch“ der Heidelberger Akademie der Wissenschaften veranstaltet interdisziplinäre Tagung zu Tenglers „Laienspiegel“ – Welturaufführung eines 500 Jahre alten Bühnenstücks
Ein Rechtsbuch zwischen Humanismus und Hexenwahn: Der 1509 erstmals gedruckte "Laienspiegel" des Höchstädter Landvogts Ulrich Tengler gilt als eines der bedeutendsten juristischen Werke der frühen Neuzeit. Das damals als mustergültig empfundene römische Recht wird mit einheimischen Rechtsinhalten kombiniert und in möglichst allgemeinverständlicher deutscher Sprache den zu dieser Zeit häufig nicht-studierten Volksrichtern, Schöffen und Anwälten vermittelt. In vielen Druckausgaben, auch zahlreichen Raubdrucken erschienen, prägte der "Laienspiegel" die sogenannte "populäre Rechtsliteratur" der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in ganz Deutschland.

Die Tagung widmet sich aus interdisziplinärer Perspektive der Forschung zu dieser nicht nur juristisch bedeutsamen Publikation. "Der in drei ‚Bücher' aufgeteilte Laienspiegel enthält neben juristischen auch mehrere eher literarische Textpassagen, als die markanteste kann das "Weltgerichtsspiel" am Ende des zweiten Buchs gelten", so Dr. Andreas Deutsch, Leiter der Forschungsstelle "Deutsches Rechtswörterbuch" der Heidelberger Akademie der Wissenschaften". Einen weiteren Schwerpunkt der Tagung bilden die zum Teil fanatisch wirkenden Einschübe zur Hexengefahr. Aufgrund der großen Beliebtheit des Laienspiegels dürften die dortigen Ausführungen zu "schwartzer kunst, zaubery und unholden" erheblich zur Verbreitung des Hexereigedankens in Deutschland beigetragen haben, mit möglicherweise fatalen Auswirkungen auf die Praxis der Hexenverfolgung späterer Jahrzehnte.

"Um der Öffentlichkeit den historischen Stoff möglichst lebendig vor Augen zu führen, schien es ein probates Mittel das 500 Jahre alte Weltgerichtsspiel als szenische Lesung in neuhochdeutscher Sprache zu inszenieren", erläutert Deutsch. Die Uraufführung nach dem Originaltext von 1509 findet in der Aula der Alten Universität Heidelberg unter Mitwirkung des Chors der Mitarbeiter der Heidelberger Akademie der Wissenschaften statt.

Der 1509 erstmals gedruckte  

In Dialogen formuliert und durch die "Regieanweisungen" des Erzählers ergänzt, geht es um das Spiel von einem über das Schicksal der Menschen entscheidenden Prozess vor dem Richterstuhl Gottes: Der Teufel will die Menschheit (wieder) in seine Gewalt bringen und klagt daher gegen diese. Wird jemand den Mut haben als Prozessbevollmächtigter der Menschheit gegen die gewieften teuflischen Anwälte anzutreten?

Die Heidelberger Akademie der Wissenschaften, gegründet 1909, ist die Landesakademie Baden-Württembergs und eine der acht deutschen Akademien der Wissenschaften, 2009 feiert sie ihr 100-jähriges Jubiläum. Als außeruniversitäre Forschungseinrichtung verantwortet sie derzeit 20 Forschungsvorhaben, in denen etwa 220 Mitarbeiter beschäftigt sind. Die rund 180 gewählten Mitglieder der Heidelberger Akademie treffen sich als herausragende Vertreter ihrer Disziplin regelmäßig zum fächerübergreifenden Gespräch, die Akademie veranstaltet wissenschaftliche Tagungen sowie öffentliche Vortragsreihen. Mit der 2002 erfolgten Einrichtung eines Nachwuchskollegs (WIN-Kolleg), der Ausrichtung der "Akademiekonferenzen für junge Wissenschaftler" sowie durch die Vergabe von Forschungspreisen fördert sie herausragende jüngere Exponenten der Wissenschaft.

Öffentliche Aufführung des Weltgerichtsspiels: 4. März 2009, 19.30 Uhr
Aula der Alten Universität, Grabengasse 1
Der Eintritt ist frei.

Wissenschaftliche Tagung: 4. bis 6. März 2009
Senatssaal der Universität Heidelberg, Grabengasse 1
4. März 2009, 10.30 Uhr
Vertreter der Presse sind nach Voranmeldung willkommen

Rückfragen bitte an:
Dr. Johannes Schnurr
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
Tel. 06221 54 34 00, Fax 54 33 55
johannes.schnurr@adw.uni-heidelberg.de
www.haw.baden-wuerttemberg.de

sowie
Dr. Andreas Deutsch
Forschungsstellenleiter Deutsches Rechtswörterbuch
Tel. 06221 54 32 70
deutsch@adw.uni-heidelberg.de

Allgemeine Rückfragen von Journalisten auch an:
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
Tel. 06221 542310, Fax 542317
michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de

Irene Thewalt
Tel. 06221 542310, Fax 542317
presse@rektorat.uni-heidelberg.de
Seitenbearbeiter: E-Mail
zum Seitenanfang/up