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„Engel in der Hölle“

Pressemitteilung Nr. 4/2009
8. Januar 2009
Dietmar Schulz schildert in „ZDF-History“ mit seltenen Filmaufnahmen und bisher unbekannten Dokumenten das Schicksal von Johanna Geissmar und Pauline Maier – Universitätsarchiv Heidelberg stellte Abgangszeugnis von Johanna Geissmar zur Verfügung – 25. Januar 2009, 23.35 Uhr
Sie waren die Engel in der Hölle von Gurs. Die jüdische Ärztin Johanna Geissmar, Studentin an der Ruperto Carola in den 1920er Jahren, und die Oberin Pauline Maier, beide aus Mannheim. Selbst unter  unmenschlichen Bedingungen lebend, versuchten sie im Internierungslager Gurs im Südwesten Frankreichs die Leiden ihrer jüdischen Mitgefangenen zu lindern: Sie gehörten zu den mehr als 6500 Juden aus Südwestdeutschland, die im Oktober 1940 von den Nazis aus ihren Wohnungen vertrieben, nach Gurs deportiert und später in Auschwitz ermordet wurden. Ihre Deportation aus Baden, der Pfalz und dem Saargebiet stand am Beginn der Massentransporte in die Vernichtungslager des NS-Regimes. 

Die Dokumentation von Dietmar Schulz schildert mit seltenen Filmaufnahmen, bisher unbekannten Dokumenten und bewegenden Aussagen von Zeitzeugen  das  Schicksal von Johanna Geissmar und  Pauline Maier.  Sie waren freiwillig in  den „Todeszug“ nach Auschwitz gestiegen, um Schwerkranke und Alte während der tagelangen Fahrt in Viehwaggons notdürftig zu versorgen – ein bis heute kaum bekanntes Zeugnis menschlicher Hilfsbereitschaft.

Mehr als tausend Menschen starben wenige Monate nach ihrer Ankunft im Lager Gurs an Krankheiten und  Unterernährung. Die meisten anderen inhaftierten Juden wurden zwei Jahre später im KZ Auschwitz ermordet, auch Dr. Johanna Geissmar und Pauline Maier. Die Pfalz und Baden seien nun „judenfrei“, meldeten die NSDAP-Gauleiter Bürckel und Wagner nach Abschluss der Deportation nach Berlin.  Sie hatten die Transporte ins Lager Gurs am Fuße der Pyrenäen mit großer Brutalität vorangetrieben, um sich bei der Nazi-Führung beliebt zu machen.

Im Sommer 1942 begann das Nazi-Regime, die deutschen Juden von Gurs in  insgesamt sieben „Todeszügen“ quer durch Mitteleuropa ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau  zu bringen. Die Ärztin Johanna Geissmar, deren Name nicht auf der Transportliste stand,  zögerte  keinen Augenblick, ihre hilfsbedürftigen Patienten zu begleiten. „Diese Menschen benötigen mich viel zu sehr. Ich gehe mit ihnen,“ sagte sie kurz vor dem Abtransport.

Mit ihr ging die jüdische Oberin Pauline Maier auf den Transport. Auch sie freiwillig. Beide Frauen hatten aufopferungsvoll in der Krankenbaracke des  Frauenlagers von Gurs medizinische Hilfe geleistet. Nun begleiteten sie ihre Patienten, obwohl sie wohl ahnten, was sie erwartete. Sie wurden vermutlich gleich nach ihrer Ankunft in Auschwitz in die Gaskammer geschickt.

Allgemeine Rückfragen von Journalisten bitte an:
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de

Irene Thewalt
presse@rektorat.uni-heidelberg.de
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