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„HEIKE“ soll die Kinder schützen

2. Januar 2009
„HEIKE – Keiner fällt durchs Netz“ heißt das neue Kooperationsprojekt von Stadt und Universität zur Stärkung des Kinderschutzes. Die Abkürzung steht für „Heidelberger Kinderschutz Engagement“, das beide Institutionen gemeinsam ausbauen wollen
Anlass für die Initiative sind die steigenden Fälle sogenannter Kindswohlgefährdungen. Im Fokus stehen dabei insbesondere Kinder im Alter von null bis drei Jahren, die unter kein System sozialer Kontrolle, beispielsweise durch Kindergärten oder Schulen, fallen. Bundesweit sind die Zahlen alarmierend: In Deutschland sterben nach wie vor durchschnittlich zwei Kinder pro Woche infolge familiärer Gewalt. Rund fünf Prozent aller Neugeborenen sind potenziell oder tatsächlich gefährdet. Bei Kindern unter einem Jahr werden diese in der Regel Opfer von Gewalt durch ihre leiblichen Eltern. Oft handelt es sich um Frauen, die bei der Geburt Angst vor dem Leben mit dem Kind haben, um Eltern, die mit Beziehungsstörungen, Arbeitslosigkeit, Alkohol oder Drogen zu kämpfen haben.

Auch in Heidelberg ist die Entwicklung besorgniserregend: Zählte das Kinder- und Jugendamt im Jahr 2006 noch 125 Meldungen von Kindswohlgefährdung, von denen sich 52 bestätigten, waren es 2007 bereits 223. In 86 Fällen bestätigte sich der Verdacht. „Die Tendenz ist leider weiter steigend“, berichtet Amtsleiterin Myriam Feldhaus. Eine Lücke sehen die Beteiligten in der Verknüpfung der Systeme von Jugend- und Gesundheitshilfe. Die Schwachstelle: Nach wie vor herrscht in der Öffentlichkeit und sogar bei medizinischem Fachpersonal große Unsicherheit im Umgang mit problematischen Familien. Oft hapert es an zeitigem Austausch zwischen Jugendamt, Ärzten und Kliniken, die mit „Hoch-Risiko-Familien“ oft nicht umzugehen wissen. Oberbürgermeister Eckart Würzner: „Wir haben das große Glück mit der Universitätskinderklinik bereits einen Partner vor Ort zu haben, der sich punktuell dieser Fälle annimmt.“ Der Bedarf an Unterstützung sei aber noch viel größer. Deshalb sei HEIKE so wichtig.
 
Ziel des Projekts ist es, die Öffentlichkeit und die professionellen Dienste und Einrichtungen vor allem im Gesundheitswesen – wie Kinder-, Frauenärzte, Pflegepersonal und Hebammen – für Kinderschutzbelange zu sensibilisieren. Jugendhilfe, Gesundheitswesen, Schule, Polizei und Familiengericht werden künftig enger zusammenarbeiten. Würzner: „Wir wollen Vernachlässigung, Gewalt oder Missbrauch von Kindern möglichst frühzeitig erkennen und verhindern. Eltern, die aus eigenen Kräften nicht in der Lage sind, ihre Kinder ausreichend zu versorgen und zu fördern, sollen so früh wie möglich unterstützt werden.“

Der Gemeinderat hat am 18. Dezember der Einrichtung einer zentralen Anlauf- und Beratungsstelle für Kinderschutzfragen („Clearing-Stelle“) zugestimmt, die an der Kinderklinik eingerichtet wird. Unterstützend werden „Familienhebammen“ für die Zeit der Schwangerschaft und im frühen Kindesalter eingesetzt. Eine weitere Stelle soll Informationsveranstaltungen und Schulungen für medizinische Berufsgruppen koordinieren. Sie wird beim Institut für Psychosomatische Kooperationsforschung und Familientherapie der Universität Heidelberg unter Leitung von Prof. Manfred Cierpka angesiedelt. Zudem ist ein Kinderschutztag mit namhaften Referenten geplant.
© Rhein-Neckar-Zeitung

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Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
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