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„Für den Lehrerberuf braucht man Mut und Leidenschaft“

2. Januar 2009
Umfassende Informationen und Unterstützung für Lehramtsstudierende der Universität Heidelberg bietet das 2005 gegründete Zentrum für Lehrerbildung (ZLB) – „Das Argument, dass man gerne mit Kindern umgeht, reicht heute nicht mehr“ – Ab dem Wintersemester 2010/2011 sollen ein Orientierungstest und ein Orientierungspraktikum als Studienvoraussetzung eingeführt werden
Traumberuf Lehrer? Der Lehrerberuf ist begehrter denn je – immer mehr Studierende schlagen den Weg des Lehramtsstudiums ein. Wer heutzutage Lehrer werden will, muss aber neben einem abgeschlossenen Studium und Referendariat eine Menge weiterer Fähigkeiten mitbringen: eine gute Zeiteinteilung und Stressbewältigung sind ebenso gefragt wie psychologische Fertigkeiten.

Schon während des Studiums müssen fernab der üblichen Hürden diverse Praktika abgeleistet und erziehungswissenschaftliche Kenntnisse erlangt werden. In Heidelberg gibt es daher für die angehenden Lehrer an allgemein bildenden Gymnasien einen Wegbegleiter: Das Zentrum für Lehrerbildung (ZLB) und sein Leiter Dr. Erich Streitenberger bieten Lehramtsstudierenden der Universität umfassende Informationen und Unterstützung.

„Unser Anliegen ist die gymnasiale Lehrerbildung in Baden-Württemberg“, erklärt Streitenberger, „das Spektrum reicht von Informationen für Oberstufenschüler bis zu Informationsveranstaltungen für angehende Referendare.“ Auch „an Orientierungstagen für Schüler sind wir immer präsent“, legt er dar: „Oberstufenschüler können sich beim ZLB über die Einstellungs-Chancen als Lehrer und über Fächerkombinationen im Studium informieren.“ Das ZLB biete den angehenden Studierenden die Chance, „sich mit der Realität zu vernetzen“.

„Studienanfänger werden von uns darüber informiert, wie man sein Studium organisiert und wann man sein Schulpraxissemester und sein Betriebs- oder Sozialpraktikum absolvieren sollte“, erläutert Streitenberger eine der vielen Funktionen des ZLB. „Wir sind eine Art Koordinationsstelle und immer bemüht, bei allzu spezifischen Fragen die Studierenden an die richtige Stelle weiterzuverweisen – beispielsweise an den Fachstudienberater oder an das Landeslehrerprüfungsamt.“

Auch Studierenden im Hauptstudium bietet das ZLB Unterstützung an: „Wir geben Hinweise, wann man am besten mit der Wissenschaftlichen Arbeit anfangen sollte.“ Streitenberger weiter: „Außerdem leisten wir auch im Hinblick auf das Betriebspraktikum Hilfestellung.“

Seit dem Wintersemester 2005/2006 nämlich wird als Nachweis für das Referendariat für angehende Lehrer gefordert, dass im Studium ein vierwöchiges Betriebs- oder Sozialpraktikum absolviert wurde. Während das Betriebspraktikum bei einem Unternehmen erfolgen soll, bedarf es für das Sozialpraktikum einer Stelle bei einer sozialen Einrichtung im außerschulischen Bereich.

„Da viele Unternehmen gar nicht wissen, was ein Betriebspraktikum für die Lehramtsstudierenden eigentlich leisten soll, habe ich beim Personalleiter der Heidelberger Druckmaschinen AG nachgefragt, ob es nicht möglich wäre, einen Pool für Betriebspraktikanten einzurichten“, schildert der Leiter des ZLB. „Die Heidelberger Druckmaschinen haben uns unterstützt und nunmehr mit Kooperationsunternehmen einen solchen Pool eingerichtet.“ Allerdings ist das Betriebspraktikum nicht ländergebunden: Ob Hamburg oder gar das Ausland – das Praktikum kann nahezu überall abgeleistet werden, solange das Regierungspräsidium Karlsruhe nichts dagegen einzuwenden hat.

„Beim Sozialpraktikum wiederum sollte jeder Studierende immer vorab beim Regierungspräsidium nachfragen, ob das Praktikum bei dieser oder jener Einrichtung überhaupt anerkannt wird“, führt Streitenberger aus. Denn eine Auflistung anerkannter sozialer Einrichtungen für Sozialpraktika gibt es in Baden-Württemberg bislang nicht.

Unentschlossenen Studienanfängern erteilt Erich Streitenberger folgenden Rat: „Jeder, der jetzt mit dem Lehramtsstudium anfängt, sollte sich genau überlegen, ob er diesen Weg auch tatsächlich einschlagen will, da niemand abschätzen kann, was nach der Bildungsoffensive 2012 kommen wird. An den allgemein bildenden Gymnasien dürfte es für den Bereich der Geisteswissenschaften schwierig werden, als Lehrer eine Anstellung zu finden. In den Naturwissenschaften und für die Fächer Musik und Kunst hingegen sind gute Berufsperspektiven nach wie vor gegeben.“

Und nicht nur die strukturellen Probleme sollten laut Streitenberger – der selbst zehn Jahre lang als Gymnasiallehrer tätig war – bedacht werden: „Als Lehrer benötigt man heutzutage ein gutes Zeit-, Stress- und Frustrationsmanagement. Daher sollte sich jeder Studienanfänger rechtzeitig Gedanken machen, ob dieser Berufsweg der richtige ist. Für den Lehrerberuf braucht man Mut und Leidenschaft. Das Argument, dass man gerne mit Kindern umgeht, reicht nicht.“

Dr. Erich Streitenberger  
Dr. Erich Streitenberger
Foto: privat

Damit jeder Studierende bereits frühzeitig erkennen kann, ob eine persönliche Eignung zum Lehrerberuf besteht, sollen an den Universitäten ab dem Wintersemester 2010/2011 ein Orientierungstest und ein Orientierungspraktikum als Studienvoraussetzung eingeführt werden. Dabei will man auch feststellen, ob die Kandidaten stressresistent sind und Drucksituationen standhalten können.

Wer sich bereits für den Lehrerberuf entschieden hat, dem bietet das ZLB auch Informationen rund um den Start ins Referendariat. Im Frühjahr hält das Zentrum zudem alljährlich in Kooperation mit dem Staatlichen Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (Gymnasien und berufliche Schulen) mehrere Veranstaltungen zu den Themen Schulpraxissemester, Referendariat, Einstellung in den Schuldienst sowie zu den beruflichen Perspektiven von Lehramtsstudierenden mit dem Ziel des Lehramts an allgemein bildenden Gymnasien ab.

Das ZLB, das seinen Sitz in der Akademiestraße 3 in Heidelberg hat, wurde im Jahr 2005 gegründet. Dennoch wissen viele der insgesamt 4000 Lehrsamtsstudierenden der Ruperto Carola noch immer nicht um die Existenz dieser Anlaufstelle. Erich Streitenberger zieht Bilanz: „Das grundsätzliche Problem des ZLB ist, dass es nicht zentral erreichbar ist. Wünschenswert wäre eine stärkere Anbindung an die Zentrale Studienberatung, eine bessere Verknüpfung auf der Online-Ebene sowie eine bessere Einbindung in den einzelnen Fakultäten.“

„Für die Lehramtsstudierenden ist es wichtig zu wissen, dass wir als Anlaufstelle sachbezogene Informationen geben und weiter verweisen können“, unterstreicht er die besondere Rolle des ZLB. Und fügt hinzu: „Wer Informationen aus erster Hand erhalten möchte, kann sich gerne in unsere Mailingliste eintragen. Diese ist technisch benutzerfreundlich ausgestaltet – man meldet sich selbst an und auch wieder ab.“

Jeder am Lehrerberuf Interessierte, der mehr rund um das Lehramtsstudium erfahren möchte, ist beim ZLB in besten Händen. Dr. Erich Streitenberger wird bei seiner Tätigkeit von zwei studentischen Hilfskräften in Sachen Beratung und Projektmanagement unterstützt. Die offene Sprechstunde findet immer dienstags von 10 bis 12 Uhr im ZLB, Akademiestraße 3 (IBW), Zimmer 237 (2. OG) statt. Für umfassendere Beratungen nimmt sich das Team auch gerne mehr Zeit und vereinbart einen persönlichen Termin. Weitere Infos gibt es unter: http://zlb.uni-hd.de .
Sakina Wagner

Kontakt:
Dr. Erich Streitenberger
Geschäftsführer des Zentrums für Lehrerbildung
Akademiestraße 3, Zimmer 237
69117 Heidelberg
Tel. 06221 547519 oder -7752
zlb@uni-hd.de
http://zlb.uni-hd.de

Allgemeine Rückfragen von Journalisten auch an:
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
Tel. 06221 542310, Fax 542317
michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de
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Irene Thewalt
Tel. 06221 542310, Fax 542317
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