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Mythos und Religion im Spiegel von Literatur und Musik der Moderne

29. September 2008
Vorlesungs- und Gesprächsreihe mit prominenten Gästen: „Heidelberger Vorträge zur Kulturtheorie“ des Germanisten und Präsidenten der Bayerischen Akademie der Schönen Künste Professor Dieter Borchmeyer – Unterstützt von der Manfred-Lautenschläger-Stiftung
 „Im Anfang war der Mythus“. Mit diesem Satz beginnt Hermann Hesses Roman Peter Camenzind (1904). In ihm spiegelt sich die Mythos-Faszination wider, welche zumal die deutschsprachigen Schriftsteller der Jahrhundertwende unter dem Einfluss von Nietzsches Geburt der Tragödie (1871) erfasst hat. Inmitten einer „entzauberten“, profanisierten Welt, die durch die moderne Zivilisation immer prosaischer, durch die philosophische Kritik seit der Aufklärung mehr und mehr ihres transzendenten Hintergrundes beraubt worden ist, sieht sich die Literatur und die Kunst überhaupt vielfach auf verlorenem Posten, wenn sie nicht neuen, sinnstiftenden Rückhalt in Mythos und Religion sucht und findet. Umgekehrt findet die heimatlos gewordene Religion und Theologie in der Kunst oft ihren einzigen Bündnispartner im Unbehagen an der allseitigen Säkularisierung. Einer autonomen Kunst widerstrebt es freilich meist, sich dem religiösen Glauben zu verschreiben und aus der profan gewordenen Wirklichkeit in eine „metaphysische Hinterwelt“ zu flüchten. Und so ist es meist mehr der zu keinem Glauben zwingende, die immanente Welt erleuchtende  Mythos als die auf Transzendenz bezogene Religion, der sich der Kunst als Sinnstiftungspotential anbietet.

Die am 15. Oktober beginnende Vorlesung, die abwechselnd im Hösaal 14 der Neuen Universität und in der Aula der Alten Universität stattfindet, sucht in Vorträgen und Gesprächen mit prominenten Wissenschaftlern, Schriftstellern und Musikern an ausgewählten Beispielen vornehmlich aus der deutschen Kultur vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart die Wechselbeziehung zwischen Mythos, Religion und Kunst darzustellen. Gäste und Dialogpartner von Dieter Borchmeyer sind der Ägyptologe Jan Assmann, der Philosoph Jens Halfwassen, der Literaturwissenschaftler Marcel Krings, die Schriftsteller Ulla Hahn und Martin Mosebach (Büchner-Preisträger 2007) der Musikologe und Pianist Siegfried Mauser (Präsident der Hochschule für Musik und Theater München), der Heidelberger Generalmusikdirektor Cornelius Meister und – die aufregendste Attraktion der Vorlesung – der Generalmusikdirektor der Münchner Philharmoniker und inoffizielle Chefdirigent der Bayreuther Festspiele Christian Thielemann. An zwei Abenden wird zudem der Münchner Pianist Martin Rasch in der Alten Aula der Universität Bachs „Wohltemperiertes Klavier“ spielen.

Programm:

15.10.2008, 19 Uhr, HS 14, Neue Universität
Was ist Mythos?

3.11.2008, 19 Uhr, HS 14, Neue Universität
Die Heimkehr des modernen Romans zum Mythos: Thomas Mann

17.11.2008, 19 Uhr, HS 14, Neue Universität
Warum braucht die Oper den Mythos?

25.11.2008, 20 Uhr, HS 14, Neue Universität
Transparenz des Mythos im Alltag- ein Gespräch mit Ulla Hahn über ihren Roman „Das verborgene Wort“

1.12.2008, 20 Uhr, Foyer des Theaters der Stadt Heidelberg
Mythisierung der Geschichte – Mozarts letzte Oper „La clemenza di Tito“ im Gegenlicht der Französischen Revolution
Vortrag und Gespräch mit Cornelius Meister, Generalmusikdirektor der Stadt Heidelberg

2.12.2008, 19 Uhr, Aula, Alte Universität
Mythos und Musikdrama – ein Gesprächskonzert mit Prof. Siegfried Mauser, Präsident der Hochschule für Musik und Theater München

9.12.2008, 20 Uhr, HS 14, Neue Universität
Polytheismus – Monotheismus – Trinität. Ein Gespräch mit Prof. Jan Assmann und Prof. Jens Halfwassen (Heidelberg)

7.1.2009, 19 Uhr, HS 14, Neue Universität
Formlosigkeit als religiöser Irrweg – Ein Gespräch mit Martin Mosebach, Frankfurt a.M.

20.1.2009, 20 Uhr, HS 14, Neue Universität
„Oberhaupt der Geschöpfe – Muhammed.“ Goethe und der Islam
Ein Gespräch mit Dr. Marcel Krings ,Heidelberg

29.1.2009, 19 Uhr, Aula, Alte Universität
„Parsifal“: Kunst und Religion des späten Wagner – ein Gespräch mit Siegfried Mauser und Christian Thielemann, Generalmusikdirektor der Münchner Philharmoniker

2.2.2009, 18 Uhr, Aula, Alte Universität
„Das Wohltemperierte Klavier“
Bach im Urteil Goethes (Dieter Borchmeyer)
Die geheime Theologie des „Wohltemperierten Klaviers“ (Siegfried Mauser)
Johann Sebastian Bach: Das Wohltemperierte Klavier. Teil I
Martin Rasch (München), Klavier

3.2.2009, 19 Uhr, Aula, Alte Universität
Johann Sebastian Bach: Das Wohltemperierte Klavier. Teil II
(Martin Rasch, Klavier)

10.2.2009, 20 Uhr, HS 14, Neue Universität
Arnold Schönbergs Oper „Moses und Aron“: die Tragödie des radikalen Monotheismus
Vortrag von Jan Assmann mit anschließendem Schlussgespräch
Universität Heidelberg und Manfred-Lautenschläger-Stiftung

Rückfragen von Journalisten bitte an:
Dr. Michael Schwarz, Pressesprecher der Universität Heidelberg
michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de

Irene Thewalt
presse@rektorat.uni-heidelberg.de

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