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Leben und Studieren in Heidelberg

26. Mai 2008

Ivo Mossig vom Geographischen Institut stellt Ergebnisse einer umfangreichen Befragung der Studentinnen und Studenten in Heidelberg vor – 45,9 % studieren "sehr gerne" hier

Wie viel Geld steht den durchschnittlichen Studentinnen und Studenten in Heidelberg im Monat zur Verfügung und aus welchen Quellen finanzieren sie ihr Studium? Welchen Betrag müssen sie für Miete ausgeben, und können sie sich ihre jeweils gewünschte Wohnform überhaupt leisten? Welche Meinungen und Einstellungen haben die Heidelberger Studierenden zu den neu eingeführten Studiengebühren und deren Verwendung? Welche konkreten Auswirkungen der Studiengebühren lassen sich feststellen?

Diesen Fragen ist der Vertretungsprofessor Ivo Mossig vom Geographischen Institut im vergangenen Wintersemester gemeinsam mit den Studentinnen und Studenten eines Geländepraktikums mit dem Titel "Leben und Studieren in Heidelberg" nachgegangen. Insgesamt wurden 2.374 Studierende in Heidelberg befragt, wobei neben der persönlichen Befragung mit einem weitgehend standardisierten Fragebogen auch das neue methodische Instrument der Online-Befragung erprobt wurde. Über die hohe Auskunftsbereitschaft zeigte sich Prof. Mossig sehr erfreut: "Aufgrund der großen Stichprobe können wir nun repräsentative Ergebnisse zum Leben und Studieren in Heidelberg vorlegen."

Im Durchschnitt haben die Studierenden pro Monat 564,93 € zur Verfügung. Wohnen sie noch bei den Eltern, dann kommen sie mit durchschnittlich 323,31 € pro Monat aus. Wer in einer eigenen Wohnung wohnt, hat hingegen im Mittel ein monatliches Budget in Höhe von 616,75 €. Die wichtigste Finanzierungsquelle sind die eigenen Eltern bzw. Verwandte. Immerhin 89,9 % der befragten Personen erhalten Zuwendungen von den eigenen Eltern, die damit insgesamt 58,8 % des monatlichen Gesamteinkommens aller Studierenden finanzieren.

Der eigene Verdienst ist für 61,4 % der Heidelberger Studentinnen und Studenten die zweitwichtigste Finanzierungsquelle. Er trägt mit 22,1 % zum Gesamteinkommen bei. Nur wenige Studierende erhalten eine Förderung durch das BAföG (15,0 %) oder ein Stipendium (6,1 %). Im Zuge der Befragung konnte festgestellt werden, dass mit zunehmender Studiendauer die relative Bedeutung der Eltern als Finanzierungsquelle abnimmt und stattdessen der eigene Verdienst in den höheren Semestern immer wichtiger wird. Zudem bestehen erhebliche geschlechtsspezifische Unterschiede. Frauen haben im Schnitt 50 € weniger pro Monat zur Verfügung als ihre männlichen Kommilitonen. Dies liegt unter anderem daran, dass die Studentinnen im Mittel deutlich schlechter bezahlte Möglichkeiten zum Jobben haben. Obwohl sie fast exakt gleichviel Stunden pro Monat arbeiten, verdienen sie für denselben Aufwand rund 55 € pro Monat weniger als ihre männlichen Kommilitonen.

Die Wohngemeinschaft ist als Wohnform unter den Heidelberger Studierenden am weitesten verbreitet. Knapp ein Drittel (32,8 %) aller Befragten wohnt in einer Wohngemeinschaft. Für 35,8 % stellt die WG zudem auch die gewünschte Wohnform dar. Noch häufiger wird von insgesamt 50,7 % der Wunsch nach einer eigenen Wohnung geäußert. Jedoch nur 31,7% der Befragten leben derzeit in einer solchen. 17,7 % der Befragten wohnen bei den Eltern oder Verwandten und 17,0 % im Studentenwohnheim. Die letzteren beiden Wohnformen sind vergleichsweise unbeliebt. Nur wenige Studierende wünschen sich, bei den Eltern/Verwandten (5,4 %) oder im Wohnheim (7,3 %) zu wohnen.

Zwischen den einzelnen Wohnformen existieren sehr große Unterschiede bezüglich der monatlichen Warmmiete. Insgesamt wenden die Heidelberger Studentinnen und Studenten, die nicht mehr bei den Eltern wohnen, pro Monat im Schnitt 292,15 € für die Warmmiete auf. Das entspricht 47,4 % des monatlich verfügbaren Budgets. Die eigene Wohnung allein (357,56 €) und die Wohnung mit dem Lebenspartner (347,76 €) sind die Wohnformen, für die im Mittel die höchsten Mieten gezahlt werden. Die Diskrepanz zwischen dem häufig geäußerten Wunsch nach einer eigenen Wohnung und dem deutlich geringeren Anteil der Studierenden, der in einer solchen lebt, lässt sich entsprechend aus den hohen Mietkosten erklären. Die WG schlägt im Durchschnitt mit monatlich 283,12 € zu Buche. Deutlich günstiger wohnt es sich in einem Studentenwohnheim (205,55 €) oder bei einer Verbindung (163,65 €).

Von den Heidelberger Studentinnen und Studenten sprach sich die überwiegende Mehrheit (59,4 %) eher bzw. völlig gegen Studiengebühren aus. Demgegenüber befürworteten tendenziell 19,3 % der Studierenden die Gebühren und 21,3 % äußerten sich unentschieden. Frauen lehnen die Gebühren deutlich häufiger ab als ihre männlichen Kommilitonen. Zudem ist die Zustimmung oder Ablehnung an die Höhe der verfügbaren monatlichen Einkommen der Studierenden gekoppelt. Je höher diese sind, desto höher auch der Anteil der Zustimmung.

Trotz der überwiegend ablehnenden Grundhaltung zeigt sich bei einzelnen Sachaspekten ein wesentlich differenzierteres Meinungsbild. So wurde der Aussage tendenziell etwas häufiger zugestimmt als abgelehnt, dass die Gebühren sinnvoll und transparent eingesetzt werden. Besonders häufig wurde eine sinnvolle und transparente Verwendung der Studiengebühren von den Studierenden der Biowissenschaften, der Philosophischen Fakultät, der Juristischen Fakultät, der Theologischen Fakultät und in der Chemie und den Geowissenschaften genannt. Weiterhin gab fast die Hälfte der Befragten an, sie wären durch die Studiengebühren motivierter, die Regelstudienzeit einzuhalten. Jedoch stimmten 53,2% der Befragten zumindest tendenziell der Aussage zu, dass sie sich durch die Studiengebühren zusätzlich unter Druck gesetzt fühlen.

Für die Heidelberger Hochschulen sehr erfreulich ist außerdem das Resultat bezüglich der Frage, ob die befragten Personen gerne in Heidelberg studieren. 85,4 % antworteten tendenziell mit ja, davon vergaben 45,9 % die beste Beurteilung "ja, sehr gerne". 11,0 % äußerten sich unentschieden und nur 3,6 % gaben an, dass sie nicht gerne in Heidelberg studieren.

Der vollständige Abschlussbericht ist in den "Studien zur Wirtschaftsgeographie" des Instituts für Geographie der Justus-Liebig-Universität Gießen erschienen. In Heidelberg ist er in der Universitätsbibliothek sowie in der Bereichsbibliothek der Geographie einsehbar. Im Internet ist der komplette Bericht ebenfalls abrufbar unter:
www.uni-giessen.de/mossig/leben_studieren_heidelberg.pdf
bzw.
www.uni-giessen.de/cms/fbz/fb07/fachgebiete/geographie/forschung/schriften/studien-wirtschaftsgeographie

Kontakt:
PD Dr. Ivo Mossig
Justus-Liebig-Universität Gießen
Institut für Geographie
Senckenbergstr. 1, 35390 Gießen
Tel. 0641 9936247
ivo.mossig@geogr.uni-giessen.de

Allgemeine Rückfragen von Journalisten auch an:
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
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Irene Thewalt
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