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Die Bibliotheca Palatina

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Foto: Universitätsbibliothek Heidelberg

Illustrierter lateinischer Prachtkodex aus der Biblioteca Apostolica Vaticana in Rom.

Die Ursprünge der Bibliotheca Palatina reichen zurück bis zur Gründung der Universität Heidelberg im Jahr 1386. Indem sie im Laufe der Zeit die universitären und pfalzgräflich-fürstlichen Sammlungen vereinte, repräsentierte die Palatina quasi das komplette Wissen des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Zu ihrer Blütezeit, Anfang des 17. Jahrhunderts, galt die Bibliothek als „optimus Germaniae literatae thesaurus“, als der beste Schatz aller Gebilde­ten in Deutschland. Ihr vorläufiges Ende fand sie mit der Eroberung Heidelbergs durch katholische Truppen wäh­rend des Dreißigjährigen Krieges. Papst Gregor XV. verlangte die gesamte Bibliothek, die geistige Rüstkammer der Protestanten, als Kriegsbeute. Nach einer halbjährigen Reise trafen 3.700 mittelalterliche Handschriften und 13.000 Druckwerke im August 1623 in der Biblioteca Vaticana ein. Erst im Jahr 1816 konnten zumindest 847 deutschsprachige Handschriften wieder in ihre alte Bibliotheksheimat zurückkehren. Bis auf einige wenige griechische und lateinische Codices liegen alle übrigen, nicht deutschsprachigen Handschriften und sämtliche Drucke noch heute in den Tresoren der Vatikani­schen Bibliothek in Rom.

Bereits im Jahr 2001 hatte die Universitätsbibliothek Heidelberg damit begonnen, erste Bände der herausragenden Büchersammlung mit modernen digitalen Techniken im Internet zugänglich zu machen. Seitdem wurde im Rahmen mehrerer Projekte – dabei wurden zunächst Teile der Sammlung digitalisiert – an der virtuellen Rekonstruktion des einmaligen Bücherschatzes gearbeitet. Dass nunmehr auch die lateinischen Codices in der Biblioteca Apostolica Vaticana für Forscher ebenso wie für die interessierte Öffentlichkeit digital zugänglich sind, während die kostbaren Originale unter konserva­torisch besten Bedingungen in den klimatisierten Tresoren verbleiben, ist der großzügigen Förderung von Manfred Lautenschläger und seiner Stiftung zu verdanken. Im November 2010 konnte in den Räumlichkeiten der Vatikanischen Bibliothek eine „Außenstelle“ des von der Universitätsbibliothek betriebenen Digitalisierungszentrums eingerichtet werden. Ziel war in einem ersten Schritt die Digitalisierung der 133 mittelalterlichen Handschriften der Bibliotheca Palatina, die einst Pfalzgraf Ottheinrich aus dem Kloster Lorsch nach Heidelberg geholt hatte. Von Januar 2012 an wurden auch die übrigen lateinischen Codices – rund 1.900 an der Zahl – digitalisiert.

Einmal pro Woche wurden je nach Größe und Umfang vier bis sieben Handschriften aus den vatikanischen Tresoren in den klimatisierten und abgedunkelten Aufnahmeraum des Digitalisierungsstudios transportiert, wo sie mithilfe einer hochauflösenden Kamera fotografiert wurden. Ein spezieller Kameratisch ermöglichte die kontaktlose und schonende Direktdigitalisierung dieser fragilen Objekte. Um einen reibungslosen Arbeitsablauf zu gewährleisten, hat die Universitätsbibliothek eine eigene Software entwickelt. Das Programm „DWork – Heidelberger Digitalisierungsworkflow“ ermöglicht die automati­sche Abwicklung sämtlicher Einzelschritte von der Metadatenerstellung über die Generierung der Internetpräsen­tation bis hin zur Langzeitarchivierung. Eine Nachbearbeitung mit professionellen Bildbearbeitungsprogrammen gewährleistet, dass das digitale Faksimile so weit wie möglich dem Original entspricht. Allein im Jahr 2017 wurde auf die Seiten der digitalen Sammlung rund 2,2 Millionen Mal zugegriffen – und dies aus 172 Ländern.

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 08.02.2018
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