Künstliche Zunge unterscheidet Whisky-Sorten
29. Juni 2017
Heidelberger Chemiker entwickeln Sensorfeld aus unterschiedlich leuchtenden Polymeren
Foto: Sebastian Hahn
Mit einer Art künstlichen Zunge ist es möglich, auf chemischem Weg verschiedene Whisky-Sorten zu unterscheiden und auch nach geschmacklich verwandten Gruppen zu klassifizieren. Chemiker der Universität Heidelberg haben dazu ein Sensorfeld entwickelt, das aus speziellen wasserlöslichen und leuchtenden Polymeren besteht. Dabei handelt es sich um Polyparaphenylenethinylene (PPE) und Grünfluoreszierende Proteine (GFP), wobei jedes Polymer ein wenig anders auf eine Whisky-Probe reagiert, das heißt unterschiedlich in Farbe und Stärke leuchtet. Da bei einem Sensorfeld zwischen drei und sechs unterschiedlichen PPEs und GFPs zum Einsatz kommen, kann für jede Whisky-Sorte ein eigenes Fluoreszenzmuster ermittelt werden. Dieses Muster charakterisiert den jeweiligen einen Whisky eindeutig – einem Fingerabdruck gleich, wie Prof. Dr. Uwe Bunz vom Organisch-Chemischen Institut der Ruperto Carola erläutert.
Die Heidelberger Forscher waren in der Lage, mithilfe der künstlichen Zunge 33 verschiedene Sorten zu erkennen. „Die besondere Herausforderung war hier, dass Whiskys zwar sehr unterschiedlich schmecken, aber trotzdem chemisch praktisch diesselbe Zusammensetzung haben können“, so Prof. Bunz. Dennoch konnten die untersuchten Whiskys nicht nur in verschiedene Gruppen zusammengefasst, sondern auch Verschnittzustand, Alter, Geschmack und Herkunftsort identifiziert werden. „Das Interessante an unserer künstlichen Zunge ist, dass sie nicht spezifisch für die Untersuchung von Whisky konstruiert wurde. Es handelt sich vielmehr um ein hypothesefreies Sensorfeld, mit dem fast jede beliebige komplexe Analyse durchgeführt werden kann“, betont der Heidelberger Chemiker.
Die Forschungsergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Chem“ veröffentlicht.