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„Ruperto Carola 2/10“: Die Inseln der Winde

Heidelberger Archäologen lassen in der aktuellen „Ruperto Carola“ Minos‘ Flotte wieder auferstehen. Die neue Ausgabe des Forschungsmagazins der Universität Heidelberg berichtet außerdem über Verfahren, die das Vorhofflimmern, eine häufige Herzerkrankung, womöglich heilen können, und schildert, wie der Klimawandel allmählich das Gesicht der Erde verwandelt.

Ruca 10 02Das minoische Kreta war die erste Hochkultur auf europäischem Boden. Mit den modernen Methoden der Archäologie vollziehen Dr. Diamantis Panagiotopoulos, Professor am Institut für Klassische Archäologie der Universität Heidelberg, und seine Kollegen, der Diplom-Designer Thomas Guttandin, und der Ingenieur Gerhard Plath, die erstaunliche maritime Entwicklung der Inselgesellschaft während der Mittleren und Späten Bronzezeit nach. Dazu erstellen sie digitale Rekonstruktionen der minoischen Schiffe und Häfen oder untersuchen die See- und Wetterbedingungen, die während der ägäischen Bronzezeit herrschten. Das interdisziplinäre Forscherteam konnte zahlreiche Geheimnisse des minoischen Seewesens lüften. Eine Ausstellung präsentiert Ergebnisse des Projektes „Die Inseln der Winde“ ab dem 27. November in den Räumen des Instituts für Klassische Archäologie in Heidelberg.

Neue Verfahren verbessern die Therapie des Vorhofflimmerns
Über 4.000 Herzschläge pro Stunde, mehr als 100.000 pro Tag, weit über 30 Millionen im Jahr – das Herz muss Hochleistung erbringen. Dass es dabei auch einmal aus dem Takt geraten und seinen Rhythmus verlieren kann, überrascht bei dieser enormen Leistung kaum. Die Folgen solcher „Herzrhythmusstörungen“ können sehr unterschiedlich sein: Sie reichen von harmlosen Unregelmäßigkeiten bis hin zum plötzlichen Herztod. Das „Vorhofflimmern“ ist die häufigste Herzrhythmusstörung. Allein in Deutschland sind 650.000 bis eine Million Menschen davon betroffen. Professor Dr. Hugo A. Katus, Ärztlicher Direktor der Abteilung für Kardiologie, Angiologie und Pulmologie der Medizinischen Universitätsklinik und Poliklinik Heidelberg sowie Professor Dr. Rüdiger Becker und Privatdozent Dr. Dierk Thomas vermitteln den Lesern der „Ruperto Carola“ neue Forschungsansätze, die eine bessere Therapie, möglicherweise sogar eine Heilung des Herzleidens versprechen.

Wie der Klimawandel das Gesicht der Erde verändert
Rund um den Globus dehnen sich die Wüsten aus. Schuld daran sind Überweidung, Wasserverschwendung, Umweltverschmutzung und Veränderungen des Klimas. Heidelberger Geowissenschaftler untersuchen eine neue, bislang unterschätzte Einflussgröße, die zur zunehmenden „Verwüstung“ der Erde beiträgt: Salzseen und Salzböden produzieren flüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe. Wenn sie in die Atmosphäre gelangen, bauen sie die Ozonschicht ab, verstärken den Treibhauseffekt und lassen weitere Salzökosysteme entstehen. Dr. Karsten Kotte und Professor Dr. Heinz Friedrich Schöler vom Institut für Geowissenschaften berichten von den weitreichenden Folgen unter der Überschrift „Öde Wüsten, versalzene Seen“.

Philosophisches Denken in Zeiten der Globalisierung
Dr. Anton Friedrich Koch, Professor für Philosophie in Heidelberg, erläutert, wie sich die Analytische Philosophie im Zuge der Globalisierung als Weltphilosophie etablierte. Die Zeiten ihrer großen Entwürfe sind allerdings vorbei – es blüht eine Analytische Scholastik. Der Autor geht zurück bis an den Anfang der westlichen Philosophie und Wissenschaft in Griechenland, um zu erkunden, ob die griechische Weichenstellung alternativlos war, ob ein „anderer Anfang“ (Heidegger) des Denkens möglich und wie dringlich es ist, nach den gegenwärtigen Chancen philosophischen Denkens in einem globalen Kontext zu fragen.

Trainingssystem für komplizierte chirurgische Eingriffe
Der häufigste chirurgische Eingriff am Menschen ist die Katarakt-Operation, das Ersetzen einer Augenlinse, die durch den grauen Star trüb geworden ist. Sie erfordert ein Höchstmaß an Präzision, das angehende Chirurgen jetzt mit einem neuen Augenoperations-Simulator trainieren können. Die Autoren Professor Dr. Reinhard Männer vom Institut für Technische Informatik und Dr. Kathrin Weber berichten in der „Ruperto Carola“, wie der Simulator den Operateur in eine virtuelle Welt eintauchen lässt, die der realen Welt – dem Eingriff am menschlichen Auge – bis ins Detail entspricht. Solche Operations-Trainingssysteme könnten in der Chirurgenausbildung bald denselben Stellenwert erreichen wie die Flugsimulatoren in der Pilotenausbildung.

Weitere Themen im aktuellen Heft:

  • Schalter so klein wie Moleküle: In der Nanowelt regiert die Quantenmechanik (Prof. Dr. Andreas Komnik, Institut für Theoretische Physik)
  • Chance oder Risiko? Wie private Investitionen die Wissenschaft beeinflussen (Dr. Volker Then, Centrum für soziale Investitionen und Innovationen)

Die „Ruperto Carola“ ist das Forschungsmagazin der Universität Heidelberg. Dreimal im Jahr stellen herausragende Wissenschaftler der Universität ihre Forschungsarbeiten der interessierten Öffentlichkeit vor. Sie haben den Anspruch, ihren Lesern das breite Themenspektrum der Universität Heidelberg verständlich und „aus erster Hand“ zu vermitteln.

Die aktuelle Ausgabe ist erhältlich über die Abteilung Kommunikation und Marketing, Pressestelle, Grabengasse 1, Telefon (06221) 54-2311.

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 01.12.2010
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