Coronavirus-Tests an der Uni Heidelberg

Disclaimer: Bitte informieren Sie sich stets aktuell über die Verordnungen und Testmöglichkeiten. Zur Zeit bietet das Institut für Sinologie zusätzlich zu den hier beschriebenen Gurgeltests des ZMBH auch Selbsttests zum Abholen für die Mitarbeiter:innen an. Außerdem gibt es im Heidelberger Stadtgebiet mehrere öffentliche Teststationen. Eine Teilnahme an der Studie des ZMBH oder jedem anderen Testverfahren ist selbstverständlich freiwillig. Im Sinne der eigenen Sicherheit und der Sicherheit der Kolleg:innen seien aber alle herzlich dazu aufgerufen.

 

Seit kurzem haben die Angestellten des Instituts für Sinologie die Möglichkeit, sich ein Mal pro Woche über die Universität auf das Coronavirus SARS-CoV-2 testen zu lassen. Diese Testungen finden im Rahmen einer Studie des Zentrums für Molekulare Biologie (ZMBH) unter der Leitung von Prof. Michael Knop und Dr. Simon Anders statt, mit der herausgefunden werden soll, wie man eine große Anzahl an Personen über einen langen Zeitraum systematisch testen kann.

Prof. Michael Knop, Leiter der Studie und des KnopLab, in dem die Proben analysiert werden, erklärt, dass nur durch konsequentes Testen Infektionsketten durchbrochen werden können. Im Rahmen der Studie soll zwar auch die Sicherheit an der Universität erhöht werden. Knop erklärt aber auch, dass aufgrund des Testverfahrens nicht unbedingt jede Ansteckung verhindert werden kann, und dass daher vor Allem das Aufklären der Infektionsketten und das Verhindern weiterer Ansteckungen das Ziel sei. Das Besondere am Coronavirus sei nämlich, dass 30% der Infektionen komplett symptomlos verlaufen, und dass während 40% der infektiösen Zeit (also der Zeit, in der eine infizierte Person jemand anderes anstecken kann), der Infizierte keine Symptome zeigt. Diese infektiöse aber symptomlose Periode ist zu Anfang der Infektion, also bevor die Person weiß, dass sie infiziert ist. Gerade hier können Tests eine große Rolle spielen.

Die systematischen Tests der Studie finden folgendermaßen statt: Ein Institut der Universität Heidelberg meldet sich beim KnopLab für die Studie an. Dort können Testkits in Beuteln von 50 Stück abgeholt werden. Die Mitarbeiter*innen können dann pro Woche eine Probe bei sich entnehmen und das Teströhrchen in die dafür vorgesehenen Briefkästen an der Universitätsbibliothek (idealerweise vor 9:30 Uhr) oder im Neuenheimer Feld 305 (vor 10 Uhr) einwerfen.

Die Probe wird morgens direkt nach dem Aufstehen genommen, vor dem Frühstück und vor dem Zähneputzen, um die Probe nicht zu verunreinigen. Dazu wird mit der im Testkit enthaltenen Salzlösung gegurgelt, welche man dann mithilfe eines auch mitgelieferten Strohhalms erstmal zurück in die Flasche spuckt. Dazu spuckt man auch noch hervorgeräusperten Rachenschleim. Anschließend befüllt man mit dem resultierenden Gemisch ein kleines Röhrchen. In einem Video wird das Verfahren von Dr. Robin Burk, Projektleiter der Studie, demonstriert (https://www.covidtest-hd.de/information). Auf dem Röhrchen klebt ein Barcode zur Zuordnung. Online unter https://www.covidtest-hd.de/ registriert man seinen Test, dort gibt man auch seine Kontaktdaten ein. Die Registrierung ist wichtig für die spätere Abfrage des Ergebnisses sowie für die eventuelle Kontaktverfolgung im Falle eines positiven Tests. Die Kontaktdaten unterliegen jedoch einem strengen Datenschutz und werden nur im Falle einer nachgewiesenen Infektion konform mit der bestehenden Meldepflicht an das Gesundheitsamt weitergeleitet, die Mitarbeiter*innen des Labors können sie nicht einsehen. Mit der Nummer des Testkits kann man ca. 8 Stunden später online das Ergebnis abfragen.

Das Analyseverfahren, das im KnopLab seine Anwendung findet, wird RT-LAMP genannt. LAMP steht für „loop-mediated isothermal amplification reaction“ (eine Erklärung für Laien befindet sich auf der Webseite des ViennaBioCenter: https://www.rtlamp.org/de/ueber-lamp/). Dieses Verfahren vermehrt, ähnlich wie beim PCR-Test, Teile des Erbguts (RNA) des Virus (und zwar ORF1b und N2), um sie detektierbar zu machen. Anders als beim PCR-Test werden beim LAMP-Test jedoch keine Zyklen zur Vermehrung betrieben, sondern die Temperatur wird über eine bestimmte Zeit (in diesem Fall 40 Minuten) konstant gehalten, erklärt Burk. Danach kommen strenge Kriterien zum Einsatz, ob eine Probe als positiv oder negativ gilt. Da die LAMP-Methode für das Coronavirus allerdings noch nicht zertifiziert ist, wird jede positive Probe im Anschluss noch durch einen PCR-Test in der Diagnostik der Virologie am Universitätsklinikum bestätigt. Erst wenn dieser Test auch positiv ausfällt, wird das Gesundheitsamt informiert. Generell stellt Knop klar, dass die Genauigkeit des LAMP-Verfahrens allerdings sehr hoch ist und dass die Heidelberger Gurgeltests um ein Vielfaches empfindlicher sind als die momentan im Handel erhältlichen Antigen-Tests.

Wegen der hohen Anzahl an Proben wird das KopLab seit Kurzem von einem Automaten unterstützt, der vom Team liebevoll auf den Namen Linda Hamilton getauft wurde. Hamilton ist der Name der Schweizer Herstellerfirma. Die Kapazität des Labors beträgt nun 1200 Tests pro Tag. Die Arbeit im Labor ist bei RONT TV zu sehen: https://www.rontv.de/live-sendung-vom-26-02-2021/ (ab Minute 4:20) Ein großer Vorteil des in Heidelberg entwickelten Testlabors sei laut Knop seine "Skalierbarkeit", sprich, es ließe sich problemlos vervielfältigen. Da im Laborprozess in erster Linie selbst hergestellte Reagenzien und universell einsetzbare Apparaturen zum Einsatz kämen könne man sich von Versorgungsketten unabhängiger machen.

 

Mariana Münning

 

Auch die Rhein-Neckar-Zeitung berichtete bereits: https://www.rnz.de/nachrichten/heidelberg_artikel,-studie-virusfinder-uniklinik-testet-neue-corona-strategie-_arid,586488.html

 

 

Zuletzt bearbeitet von: Stanley Setiawan
Letzte Änderung: 21.05.2021
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