Birthe Hemeier M.A. - Thema der Dissertation

 

Konzepte und Umsetzungen des Ritualgeschehens im „offenen Raum“ im bronzezeitlichen Vorderasien (Arbeitstitel).

Bei der Betrachtung antiker Kultaktivitäten wurden bisher in erster Linie architektonisch gestaltete Heiligtümer behandelt. Bei einer für die damalige Zeit aber so anzunehmenden größeren Bindung an die natürliche Umgebung darf es jedoch nicht verwundern, wenn die Natur an sich als heilig gegolten hat und markante Plätze wie beispielsweise Felsformationen verehrt wurden. Dieses ist vor allem dann für uns greifbar, wenn diese auch heute noch Markierungen wie Reliefs, Inschriften oder andere Umgestaltungen tragen.
Als Spuren der Kultpraxis nicht nur im zu untersuchenden Bereich des bronzezeitlichen Vorderen Orients sondern generell können Hinterlassenschaften wie Installationen, Funde, Darstellungen auf den Bildträgern und Zugänglichkeiten gelten, die in ihrem Kontext Bedeutung über das rein Materielle hinaus erhielten. Sie sind ein Faktor der Lebenswelt, die nicht nur visuelle, sondern auch implizierte Botschaften und versteckte Wertsetzungen kommunizieren. Weitere zur Verfügung stehende Quellen sind die Schrifturkunden rituellen und religiösen Inhalts, die uns die Kulturen des Vorderen Orients so zahlreich hinterlassen haben. Inhaltliche Rückschlüsse auf Praktiken, die in dem geformten Raum stattgefunden haben, sollen gezogen werden. 
Anhand einer Untersuchung der bronzezeitlichen „offenen Kultplätze“ wird es möglich sein, nicht nur die Frage nach den Zugangsmöglichkeiten des Einzelnen oder einer Gruppe zu den Göttern und der transzendentalen Welt und weitere Fragen zur Lage der Plätze zu betrachten, sondern auch anhand der Ausstattung, Befunde und Funde, Rückschlüsse auf Handlungsabläufe im Ritualgeschehen zu ziehen. Des Weiteren sollen die Beeinflussungen, Gemeinsamkeiten und Abweichungen zwischen den einzelnen Regionen mit ihren verschiedenen Lebensformen beleuchtet werden.
Die Arbeit soll neue Fragen an das bereits kunsthistorisch ausgewertete Material stellen. So soll der Schwerpunkt auf dem Kontext des offenen Heiligtums liegen. Dabei sollen sowohl die unmittelbare Umgebung, die Lebensatmosphäre, wie auch das weitere Umfeld des Raumes betrachtet werden. Da die naturräumliche Einbettung des Platzes, seine Lage, seine Zugänglichkeiten und besonderen Eigenheiten selten in der Literatur beschrieben werden, werden Forschungsreisen unternommen, um dieses Versäumnis aufzuholen.  
Zielgerichtet soll im Rahmen des Promotionsvorhabens den Spuren des (religiösen) Lebens im „offenen Raum“ im Vorderen Orient nachgegangen werden.

Betreuer: Prof. Dr. Peter Miglus

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 19.05.2009
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