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„Heidelberg ist eine perfekte Kombination aus historischem Umfeld, intellektueller akademischer Arbeit und Natur“

Traub
Dr. Anastasia Grib

Dr. Anastasia Grib, Islamwissenschaftlerin und Herausgeberin, St. Petersburg/Russland
Postdoctoral Fellow am Sonderforschungsbereich „Materiale Textkulturen“ im Jahr 2013

 

Wann, wie lange und in welcher Position waren Sie an der Universität Heidelberg?

Meine Kooperation mit der Universität Heidelberg begann Ende 2012, als ich für meine Forschung zu afrikanischen Korantafeln eine Post-Doc-Förderung vom Sonderforschungsbereich „Materiale Textkulturen“ erhielt. Im März 2013 hielt ich einen öffentlichen Vortrag und organisierte einen ganztägigen Workshop zur materialen Kultur des Korans. Ich sprach über verschiedene Aspekte der Manuskriptproduktion in der islamischen Welt, beispielsweise Kalligraphie, Buchmalerei, Materialien und Werkzeuge, aber auch rituelle Funktionen und einheimische Praktiken. Später dann, im November 2013, stellte ich meine Forschung auf einer Konferenz vor, die von der Hochschule für Jüdische Studien (HJS) organisiert wurde. Nun wurde mir in diesem Jahr, vier Jahre nach meiner Post-Doc-Zeit, mit Unterstützung des Programms HAIreconnect die Möglichkeit gegeben, für ein „akademisches Wiedersehen“ mit meinen ehemaligen Kollegen zurück nach Heidelberg zu kommen.

 

Warum haben Sie sich für die Ruperto Carola entschieden?

Der SFB Materiale Textkulturen ist ein großartiges interdisziplinäres Forschungszentrum an der Universität, in seiner Form einzigartig in der Welt. Es werden dort alle Aspekte der Textproduktion untersucht, von der Vergangenheit bis heute. Er bietet eine Plattform für den Dialog zwischen Wissenschaftlern mit sehr breit angelegten Interessensgebieten und Disziplinen: Epigraphik, Papyrologie, Philologie, Archäologie, Geschichte, Philosophie, Anthropologie usw. Da mein Forschungsbereich – ich kombiniere islamische Kunstgeschichte und Anthropologie – von Natur aus interdisziplinär angelegt ist, war diese Form der Zusammenarbeit besonders wertvoll, um meine wissenschaftlichen Interessen weiterzuentwickeln und zu präsentieren. Es freut mich sehr, dass ich bei meinem aktuellen Besuch erfahren konnte, dass der SFB Materiale Textkulturen mit seinen Forschungspublikationen und seiner Öffentlichkeitsarbeit weiterhin große Aufmerksamkeit erzielt.

 

Welche Erfahrungen haben Sie in Heidelberg gesammelt? Welche waren besonders wertvoll?

Neben der Zusammenarbeit mit und Unterstützung von meinen Kollegen am SFB und der HJS habe ich vor allem eines erkannt: Ich habe mich wahrhaftig in die Stadt Heidelberg verliebt. Heidelberg ist ein einzigartiger Ort, dessen Herz, so würde ich sagen, das Schloss ist, dessen Geist die wunderschöne Lage am Neckar ist, und dessen Blut die Universität ist mit ihrer tiefgreifenden, wissenschaftlichen Tradition. Heidelberg verbreitet eine sehr inspirierende Atmosphäre und Ruhe. Ich war überwältigt, hier eine so perfekte Kombination aus historischem Umfeld, intellektueller akademischer Arbeit und Natur zu entdecken.

 

Wie ist Ihr weiterer Karriereweg nach Ihrer Zeit in Heidelberg verlaufen?

Nach ausgiebigen internationalen Reisen bin ich kürzlich nach St. Petersburg zurückgekehrt, wo ich nun als Herausgeberin des „Guide to Islamic Calligraphy“ arbeite, einem gemeinsamen Projekt mit dem State Hermitage Museum. Ebenso setze ich mein Projekt zu afrikanischen Korantafeln fort. Dessen Umfang hat sich mittlerweile erheblich vergrößert, so dass ich mich darauf vorbereite, eine umfassende Studie dieser Tradition in der islamischen Welt – und möglicherweise auch darüber hinaus – zu schreiben.

 

Wie beurteilen Sie das deutsche Wissenschaftssystem im Vergleich zu Ihrem Heimatland oder anderen Ländern, in denen Sie bereits geforscht haben?

Ich hatte die Gelegenheit, in den USA, in Großbritannien und Russland wissenschaftlich zu arbeiten, und bekam ebenso Einblicke in die Arbeitsweise in Australien. Die Aspekte, die ich an Ihrem deutschen System am meisten schätze, sind die exzellente Organisation, der Fokus auf der Methodik, die Offenheit für neue Ideen und die Forschungsfreiheit. Außerdem ist es für internationale Wissenschaftler wie mich sehr hilfreich, dass Englisch weithin als Forschungssprache genutzt wird – obwohl ich natürlich, wäre ich etwas länger geblieben, definitiv mein Deutsch aufgefrischt hätte. Was meine eigene Entwicklung als Wissenschaftlerin angeht, so war Heidelberg bisher sicherlich die beste Station für mich.

 

Für wie wichtig halten Sie internationalen Austausch für Wissenschaftler?

Ich glaube ganz fest, dass wir mehr internationale Programme und mehr Austauschaufenthalte benötigen, so dass sowohl Wissenschaftler als auch Studierende aus unterschiedlichen Ländern von jeweiligen Herangehensweisen und Perspektiven lernen können. Das gilt besonders für meine Bereich der Geisteswissenschaften, in dem es starke nationale Traditionen gibt. Alle herausragenden Ideen entstehen nur in Situationen des kulturellen Dialogs und Austauschs. Schauen Sie sich nur das Beispiel von Deutschland und Russland in den letzten rund 300 Jahren an.

 

Empfehlen Sie einen Forschungsaufenthalt an der Ruperto Carola innerhalb Ihres wissenschaftlichen Netzwerks?

Definitiv, gar keine Frage. Ich empfehle sowohl kürzere Aufenthalte für Konferenzen als auch längere Forschungsaufenthalte, speziell für Doktoranden und Post-Doc-Studien.

 

Warum haben Sie sich für HAIreconnect beworben und was haben Sie während dieses Aufenthaltes in Heidelberg gemacht?

Als das Programm ausgeschrieben wurde, war ich gerade dabei, nach Möglichkeiten zu suchen, um zurück nach Heidelberg zu kommen und mein aktuelles Projekt mit Kollegen des SFB und der HJS zu diskutieren. Daher bin ich wirklich sehr dankbar für diese großzügige Unterstützung. Während meines Aufenthaltes hielt ich einen öffentlichen Vortrag und nahm an der Mitgliederversammlung des MTK teil, besuchte eine Konferenz und einen öffentlichen Vortrag der HJS und hatte einige sehr produktive Treffen mit Kollegen. Außerdem war es ganz wundervoll, dass mein Forschungsartikel, der in Heidelberg entstanden ist, Eingang in eine Sonderausgabe der der MTK-Publikationsreihe gefunden hat.

 

Wie beurteilen Sie die Möglichkeiten, die Ihnen das Research Alumni Netzwerk bietet?

Das Netzwerk ist extrem hilfreich, das habe ich durch das HAIreconnect-Programm gelernt. Ich erhalte regelmäßig Neuigkeiten, so dass die Universität ein großer Teil meines akademischen Lebens ist. Ich fühle mich wahrhaftig verbunden – was im allgemeinen nicht vorkommt, nachdem man seinen Abschluss erworben oder gar die Stadt verlassen hat. Ein weiteres großartiges Angebot ist das Ambassador-Programm: Ich werde in meiner Heimatstadt nun als Botschafterin aktiv werden und hoffe sehr, die mehr als 20 Heidelberger Alumni in St. Petersburg bald kennenzulernen.

 

Während ihres Aufenthalts in Heidelberg zeichnete Anastasia Grib einige Bilder der Stadt:

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E-Mail: Seitenbearbeiter
Letzte Änderung: 24.07.2017
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