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„Der Austausch mit den Studierenden war für mich sehr wertvoll“

Dr. Nikoletta Kanavou
Prof. Dr. Raju Venugopalan

Prof. Dr. Raju Venugopalan, Physiker am Forschungszentrum Brookhaven National Laboratory in Brookhaven/USA und Adjunct Professor an der Stony Brook University

zurzeit Gastprofessur am Institut für Theoretische Physik

 

Seit wann und wie lange noch sind Sie in Heidelberg und was machen Sie während dieser Zeit?

Ich bin Ende August 2015 in Heidelberg angekommen und bleibe insgesamt ein Jahr, also bis August 2016. Während meines Forschungsaufenthalts will ich die Zusammenarbeit mit meinen Heidelberger Kollegen am Institut für Theoretische Physik und der Fakultät für Physik intensivieren und möglichst neue Forschungswege mit ihnen einschlagen.

 

Warum haben Sie sich für die Ruperto Carola entschieden?

Ich hatte bereits zuvor eng mit Prof. Dr. Jürgen Berges zusammengearbeitet und gemeinsam mit ihm und seinen Studierenden fünf Veröffentlichungen verfasst. Diese Zusammenarbeit hat mir sehr gut gefallen. Außerdem habe ich seit Mitte der 1990er Jahre immer wieder Heidelberg besucht und habe die offene und sich gegenseitig positiv beeinflussende Atmosphäre in der Physik genossen. Auf der persönlichen Ebene fand ich zudem, dass Heidelberg eine hohe Lebensqualität hat – bei einem einjährigen Aufenthalt ist das ein wichtiger Aspekt!

 

Welche Erfahrungen konnten Sie bisher in Heidelberg sammeln?

In der Theoretischen Physik ändert sich Forschung nicht automatisch durch einen Ortswechsel, deshalb war ich in der ersten Zeit vorrangig damit beschäftigt, bestehende Projekte mit Kollegen in New York und anderswo zu beenden. Anfang Oktober habe ich bei den Heidelberg Physics Graduate Days Vorlesungen gehalten, an fünf Tagen jeweils drei Stunden, also im Prinzip das Programm eines halben Semesters. Der Austausch mit den Studierenden war für mich sehr wertvoll und brachte mich auf die Idee, einen Teil des Vorlesungsprogramms für ein Buch zu verwenden. Neben den Gesprächen mit meinen Kollegen aus der Theoretischen Physik habe ich mich auch mit meinen experimentell arbeitenden Kollegen des Physikalischen Instituts im Neuenheimer Feld ausgetauscht, vor allem mit Mitarbeitern der LHC-Experimente ALICE und LHCb, die am Large Hadron Collider (LHC) am Europäischen Kernforschungszentrum CERN in Genf arbeiten. Ich versuche nun, aus den von ihnen gesammelten Daten schlau zu werden! Eine extrem bereichernde Erfahrung für mich war die Möglichkeit, an der Falling Walls Konferenz in Berlin teilzunehmen. Dort habe ich faszinierende Vorträge und Diskussionen über Aktivitäten gehört, die in allen Bereichen der Zivilisation zur Überwindung von Grenzen beitragen, nicht nur in der Wissenschaft.

 

Was gefällt Ihnen besonders gut hier, wo haben Sie Verbesserungsvorschläge?

Ich bin zusammen mit meiner Frau und meiner achtjährigen Tochter in Heidelberg und wir lieben die gemütliche Atmosphäre. Anders als in den USA haben wir kein Auto, vermissen es aber auch kein bisschen! Ich liebe es, jeden Morgen von unserem Haus in Handschuhsheim aus zum Philosophenweg und später wieder zurück zu laufen – das ist kreativem Denken sehr förderlich! Außerdem liegt Heidelberg sehr zentral, was sowohl für private als auch für berufliche Reisen innerhalb Europas sehr praktisch ist.

 

Wie beurteilen Sie das deutsche Wissenschaftssystem im Vergleich zu Ihrem Heimatland oder anderen Ländern, in denen Sie bereits geforscht haben?

Das deutsche Wissenschaftssystem ist hervorragend. Die allgemeine Bevölkerung schätzt die Wissenschaft – das zeigt sich auch in der Unterstützung, die meine Kollegen hier erfahren dürfen. Im Vergleich mit den USA gibt es ein paar Unterschiede in der Frage, wie Forschung betrieben wird, mit Pros und Contras. Zum Beispiel gibt es in Deutschland in meinem Forschungsgebiet weniger Professoren, die aber dafür größere Doktoranden- und Postdoktoranden-Gruppen haben. In den USA gibt es mehr Professoren, aber diese haben kleinere Forschungsgruppen.

 

Wie wichtig finden Sie internationalen Austausch für Wissenschaftler?

Das ist absolut unerlässlich. Ich tausche mich bei meiner Arbeit täglich mit Kollegen auf der ganzen Welt aus. Wissenschaft verfügt über eine universale Sprache, die Grenzen aller Art überwindet. Elektronische Kommunikation kann zwar sehr weit reichen – aber sie bietet keinen Ersatz für den Ideenaustausch im persönlichen Kontakt.

 

Wie beurteilen Sie die Möglichkeiten, die Ihnen das Research Alumni Netzwerk bietet? Nutzen Sie diese Möglichkeiten?

Bisher bestand meine einzige solche Aktivität aus der Teilnahme an der Falling Walls Konferenz – aber ich bin ja auch erst drei Monate hier. Die Teilnahme an dieser Konferenz war eine fantastische Erfahrung! Neben den eigentlichen Reden herrschte eine entspannte Atmosphäre, die die Gespräche zwischen Menschen aus völlig unterschiedlichen Bereichen sehr förderte. Ich habe mich gefreut, dass ich mit zwei Nobelpreisträgern aus meinem Forschungsgebiet Physik sprechen konnte – Wolfgang Ketterle und Brian Smith –, die beide hervorragende Vorträge über ihre Arbeit gehalten haben. Zunächst war ich ja skeptisch, dass eine solche Konferenz irgendeinen Einfluss haben könnte, aber das hat sich durch meine Teilnahme geändert. Solche Veranstaltungen wirken vor allem unterschwellig – auf mich hat es sich jedenfalls so ausgewirkt, dass ich viel Energie aus den Gesprächen mit so vielen unterschiedlichen Menschen gezogen habe. Eine ganz direkte Folge bestand darin, dass ich darüber nachgedacht habe, wie ich meine Forschungsergebnisse einem breiten Publikum möglichst effektiv nahebringen kann.

E-Mail: Seitenbearbeiter
Letzte Änderung: 21.01.2016
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