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Stadtentwicklung im „Reallabor“

In einem neuartigen „Reallabor“ beschäftigen sich seit Januar 2015 Wissenschaftler der Universität Heidelberg gemeinsam mit Praxispartnern mit den Herausforderungen moderner Stadtentwicklung. Das Forschungsprojekt ist eines von sieben Reallaboren, die das Land Baden-Württemberg mit insgesamt sieben Millionen Euro fördert, um Foren für Wissenschaftler und Akteure aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Verbänden zu schaffen. Gemeinsam sollen sie gesellschaftliche Herausforderungen angehen und Beiträge zu einer nachhaltigen Entwicklung leisten. Die Forscherinnen und Forscher begeben sich dabei in operative Veränderungsprozesse, während die Vertreter der Praxis direkt in den Forschungsprozess einbezogen werden.

An dem „Reallabor Nachhaltige Stadtentwicklung in der Wissensgesellschaft“ sind Heidelberger Wissenschaftler aus den Bereichen Geographie, Soziologie, Diakoniewissenschaft, Gerontologie und Geoinformatik sowie Experten der Stadt Heidelberg und der Internationalen Bauausstellung (IBA) und weitere Praxispartnern beteiligt. Sie werden sich in den kommenden drei Jahren mit den Herausforderungen beschäftigen, vor denen die Stadtentwicklung angesichts gesellschaftspolitischer Veränderungsprozesse wie dem demographischen Wandel, der zunehmenden Bedeutung von Bildung oder der Energiewende steht. Das Land Baden-Württemberg fördert die Initiative unter der Leitung der Geographinnen Prof. Dr. Ulrike Gerhard und Dr. Editha Marquardt mit rund 800.000 Euro.

Im Rahmen des Projekts wird ein „Urban Office“ eingerichtet, um Universität, Stadt, IBA und Praxispartner wie auch die Heidelberger Bürgerschaft zusammenzubringen und die verschiedenen Aktivitäten auf Forschungs- und Praxisebene zu bündeln. Zusammengearbeitet wird zunächst in vier Teilprojekten, die verschiedene Aspekte der Stadtentwicklung in der Wissensgesellschaft aufgreifen und jeweils an ein konkretes Stadtentwicklungsprojekt in Heidelberg angebunden sind. Dabei geht es beispielsweise um Mehrgenerationen-Wohnen im Kontext des demographischen Wandels sowie um die Entstehung neuer „Wissensorte“. Ziel ist es, Wissen zu urbanen Transformationsprozessen der Gegenwart zu generieren, das beispielhaft für einen nachhaltigen Umgang mit den Entwicklungen in der Stadt ist. „Daraus ergibt sich eine übergreifende Relevanz unserer Forschung, da die Ergebnisse auf andere Standorte übertragbar sein werden“, erklärt Prof. Dr. Ulrike Gerhard vom Geographischen Institut der Universität Heidelberg.

Konzeptionell ist das Heidelberger Reallabor in die Themenfelder „Nachhaltigkeit in der Stadtentwicklung“ und „Stadt in der Wissensgesellschaft“ eingebettet. „Ausgehend von den drei Säulen der Nachhaltigkeit – ökologisch, ökonomisch, sozial – lassen sich für die Stadt der Zukunft verschiedene Ansprüche ableiten, um ein lebenswertes städtisches Umfeld zu gestalten“, erläutert Prof. Gerhard. „Es geht dabei um die Bereiche Wohnen, Arbeiten und Bildung sowie Umweltgerechtigkeit, Energiewende und sozialen Ausgleich. Von besonderer Bedeutung ist dafür visionäres, nachhaltiges Bauen.“ Eine große Herausforderung ebenso wie eine große Chance sieht die Wissenschaftlerin in der Umgestaltung von Konversionsflächen. Nach den Worten von Dr. Marquardt müssen Städte zugleich als zentrale Orte des Übergangs zur Wissensgesellschaft gesehen werden. „Damit wird Wissen zunehmend zu einer entscheidenden Ressource für den urbanen Wandel.“ Eine große Bedeutung messen die beiden Geographinnen der Bürgerbeteiligung bei, die für die Steuerung solcher Prozesse unabdingbar sei.

E-Mail: Seitenbearbeiter
Letzte Änderung: 02.02.2015
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