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„Ich fühle mich der Universität und der Stadt Heidelberg sehr verbunden“

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Prof. Dr. Nahed El Dib, emeritierte Professorin für Germanistik an der Universität Kairo, Ägypten
Von 1975 bis 1979 Promotion am Germanistischen Seminar der Universität Heidelberg als Stipendiatin der ägyptischen Regierung, Heidelberg-Aufenthalt über HAIreconnect im Juli 2013

 

Warum haben Sie sich für die Ruperto Carola Universität entschieden?
Nachdem ich meine Magisterarbeit an der Universität Kairo erfolgreich verteidigt hatte, bekam ich ein Stipendium, um in einem der damaligen deutschsprachigen Länder (BRD, DDR, Österreich) zu promovieren. Es bestand zu dieser Zeit keine Möglichkeit für eine Germanistik- Promotion in Ägypten. Durch einen Zufall lernte ich im Büro des Dekans meiner Fakultät den Heidelberger Germanistik-Professor Eberhard Lämmert kennen. Er bot mir freundlicherweise an, meine Arbeit unter seiner Betreuung in Heidelberg zu schreiben, wofür ich meinem Doktorvater bis heute dankbar bin.

 

Welche Erfahrungen haben Sie in Heidelberg gesammelt?
Ich habe fast fünf Jahre in Heidelberg verbracht. In den ersten Monaten war es schwer, eine Unterkunft zu finden, daher musste ich in verschiedenen Hotels wohnen, bis ich wiederum durch einen glücklichen Zufall von der Baugenossenschaft „Bauhütte Heidelberg“ hörte, über die ich eine Wohnung in Eppelheim bekam. So konnte ich meinen Mann und meine beiden damals vier und zwei Jahre alten Kinder nach Heidelberg holen. Während des Studiums habe ich nur positive Erfahrungen gemacht. Sowohl beim Hauptfach (Moderne deutsche Literatur) als auch bei den beiden Nebenfächern (Orientalistik und deutsche Linguistik) hatte ich kaum Probleme, so dass ich in meiner Stipendiumszeit alle drei Prüfungen erfolgreich ablegen konnte.

Durch unsere Bauhütte-Wohnung hatten meine Familie und ich die Möglichkeit, Kolleginnen und Kollegen aus anderen Ländern und Kulturkreisen kennen zu lernen, das heißt wir fingen früh an, die heute oft diskutierte Interkulturalität richtig zu verstehen. Heidelberg gilt für meine Familie und mich bis heute als zweite Heimatstadt. Bei jedem Deutschlandbesuch erinnern wir uns an die schöne Zeit, die wir in Heidelberg verbracht haben – in der Universitätsbibliothek, auf dem Schloss und der Bergbahn, im Kinderparadies und an vielen anderen Orten.

 

Wie ist Ihr weiterer Karriereweg nach ihrer Zeit in Heidelberg verlaufen?
Nach der Promotion kehrte ich an die Universität Kairo zurück und begann 1979 meine akademische Laufbahn in der Abteilung für Germanistik der Philosophischen Fakultät – von der Dozentin zur Assistenz-Professorin bis schließlich zur Professorin. Von 1994 bis 2004 wurde ich von der Universität beurlaubt, um die Leitung der arabischen Abteilung der Deutschen Evangelischen Oberschule Kairo (DEO) zu übernehmen, einer deutsch-ägyptischen Begegnungsschule mit 1.200 Schülerinnen und Schülern vom Kindergarten bis zum Abitur. Während dieser Zeit fungierte ich neben meiner pädagogischen Arbeit als Vermittlerin zwischen dem ägyptischen Erziehungsministerium und der deutschen Kultusministerkonferenz.

2004 kehrte ich an die Universität zurück und übernahm für zwei Jahre die Leitung der Abteilung für Germanistik. Während dieser Zeit habe ich in Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen der Abteilung einen internationalen Germanistik-Kongress mit dem Titel "Wege über Grenzen" organisiert. 2005 wurde ich vom "Supreme Council of Universities-Egypt" zum Mitglied der Beförderungskommission von Assistenzprofessoren und Professoren ernannt und war dort bis 2013 nebenberuflich tätig. Dieselbe Funktion übernehme ich bis heute bei den Kommissionen der Al-Azhar Universität in Kairo und an der ägyptischen Akademie der Künste. 2005 übernahm ich für drei Jahre die Leitung des „Zentrums für Fremdsprachen und Übersetzung“ der Universität Kairo.

Mit 60 ging ich in den Ruhestand und arbeite zurzeit weiter als emeritierte Professorin an der Abteilung für Germanistik. Im laufenden Semester unterrichte ich die Module Literaturtheorie und -kritik sowie Forschungsmethoden der Literaturwissenschaft. Außerdem übersetze ich im Auftrag des  ägyptischen "National  Center for Translation" deutsche Bücher ins Arabische, beispielsweise Sarah Kuttners Roman „Mängelexemplar“ und Stefan Kleins „Da Vincis Vermächtnis".

Rückblickend auf meine berufliche Laufbahn bin ich meinen  Eltern sehr dankbar, dass sie mich auf eine Deutsche Schule in Ägypten schickten (mein Vater promovierte in den 30er Jahren in Berlin im Fach Pharmazie), so dass ich später ein Germanistikstudium erfolgreich beenden und dann in Deutschland promovieren konnte. Der Universität Heidelberg bin ich deshalb dankbar, weil ich dort eine wichtige Phase meiner akademischen Laufbahn verbracht habe. Ich fühle mich der Universität und der Stadt sehr verbunden und freue mich immer wieder, Heidelberg besuchen zu dürfen.

 

Können Sie einen Forschungsaufenthalt an der Ruperto Carola an Ihre Studierenden bzw. innerhalb Ihres wissenschaftlichen Netzwerks empfehlen?
Wenn mich Kollegen oder Studierende um Rat fragen, wohin sie in Deutschland gehen könnten, dann fällt mir als erstes die Universität Heidelberg ein, die ich mit gutem Gewissen aus eigener Erfahrung empfehlen kann. Sie bietet ausgezeichnete Bedingungen sowohl für kurze als auch für lange Studienaufenthalte. Sie verfügt nicht nur über ausgezeichnete Lehrkräfte, sondern besitzt auch eine der besten Universitätsbibliotheken in Deutschland. Zahlreiche Unterkunftsmöglichkeiten stehen zur Verfügung. Die Mensa ist nicht nur ein Ort, an dem man schnell etwas verzehren kann, sondern auch ein hervorragender Treffpunkt, an dem sich Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen begegnen können.

 

Wie beurteilen Sie die Möglichkeiten, die Ihnen Heidelberg Alumni International und das Netzwerk Research-Alumni bieten?
Ehemalige haben so die Möglichkeit, auf vielfältige Weise am Aufbau eines internationalen Netzwerks mitzuwirken und von vielen Service-Angeboten zu profitieren. Der Alumni-Newsletter hält mich als Absolventin auf dem Laufenden über die Aktivitäten meiner Alma Mater. Somit bleiben die wertvollen Verbindungen zwischen uns, den Alumni, lebendig – ich hoffe, dass dies auch in Zukunft so bleibt!

Das Netzwerk hat mir mehrmals ermöglicht, an Veranstaltungen der Universität Heidelberg teilzunehmen – an den Jubiläumsfeierlichkeiten zum 625-jährigen Bestehen der Ruperto Carola und an der Summer School 2010. Im Rahmen des Wiedereinladungsprogramms HAIreconnect wurde mir im Juli 2013 ein zehntägiger Aufenthalt in Heidelberg ermöglicht. Ich bin dem HAI-Team sehr dankbar, dass es mir dabei geholfen hat, schnell ein Visum zu bekommen. Auch haben die Mitarbeiter ein informatives Programm vorbereitet, in dessen Rahmen ich mit Kolleginnen und Kollegen aus dem Fachbereich Germanistik Gespräche führen konnte, die eine vielversprechende Zusammenarbeit ermöglichen. Außerdem wurde ich über die verschiedenen Service-Angebote von HAI informiert. Zum Semesterbeginn in Kairo habe ich diese Informationen meinen Kolleginnen und Kollegen weitergegeben und stehe nun der gesamten Philosophischen Fakultät als Ansprechpartnerin zur Verfügung.

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Letzte Änderung: 10.01.2014
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