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Gespräch mit Robert Mollet

Robert Mollet, Generalsekretär der Entraide Protestante, diskutierte mit uns über die speziellen Hintergründe der französischen Situation der Diakonie und skizzierte dabei Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert ist.

Kennzeichnend für Frankreich ist zum einen die Trennung von Staat und Kirche, zum anderen die Situation der Minderheitenkirche - nur ca. 2% der Franzosen sind Protestanten. Hierunter bilden die Reformierten die Mehrheit, des weiteren gibt es Lutheraner und Evangelikale.

Entraide bedeutet gegenseitige Hilfe (von entre und l'aide). Unter diesem Namen sammeln sich 800 diakonische Einrichtungen, Vereine und Organisationen, in denen 28.000 Menschen haupt- und ehrenamtlich arbeiten. La Diaconie ist dagegen ein reiner Fachterminus, der in der Bevölkerung nicht bekannt ist - und manchmal selbst nicht in der Theologie, meint Robert Mollet.

Zwei Hauptaufgaben: Prophetie und Motivation

Mollet sieht in seiner Arbeit zwei Hauptaufgaben: Zum einen geht es um das "prophetische Wort". Diakonie muss sich gesellschaftspolitisch äußern und so auch einen Beitrag zur Aufklärung und Meinungsbildung leisten. Als Beispiel führte er verschiedene Kontroversen im Zusammenhang mit dem erstarkenden Neo-Liberalismus an.

Zum anderen stehen immer wieder Fragen zur Motivation und Zusammenarbeit auf seiner Tagesordnung. Da die Zusammenarbeit zwischen Kirche und Diakonie nicht institutionalisiert ist, hängt sie an dieser Stelle sehr stark von den beteiligten Personen ab. Die interkonfessionellen Beziehungen gestalten sich mit dem "Cousin Caritas" oft leichter als mit dem "Bruder Freikirche".

Auch Zusammenarbeit mit anderen humanistischen oder religiösen Vereinen gibt es. Und schließlich natürlich auch mit dem Staat, der für bestimmte Projekte einzelne diakonische Einrichtungen beauftragt. Hier müssen dann klar definierte Aufgaben erfüllt werden mit der Auflage, nicht für den Protestantismus zu werben.

Laizität bedeutet für Mollet allerdings nicht, dass man dadurch seine Identität verliert. Man müsse sich allerdings auch von der Vorstellung eindeutigen Definitionen verabschieden, zumal es ja auch zum Protestantismus gehöre, nie mit einer Stimme zu sprechen.

Identität ist Ergebnis eines Prozesses

Wichtig ist für Mollet, dass Identität einerseits von außen zugeschrieben wird, andererseits aber für den Menschen selbst ein Prozess ist, niemand ist mit (s)einer Identität geboren, sie muss sich entwickeln. Dabei ist gerade für die Diakone eine Offenheit erforderlich; konkrete Definitionen können der Diakonie nicht helfen, sie verhindern eher erforderliche Kreativität. So ist Mollet auch nicht traurig darüber, dass der Artikel zur Diakonie der reformierten Kirchenverfassung schon seit etlichen Jahren unbestimmt ist. Dies liege zwar mehr daran, dass Kirche und Theologie noch nicht die Bedeutung der Diakonie erkannt haben, aber die Diakonie ist eher froh über ihren Gestaltungsspielraum.

Einen hohen Stellenwert für die Identitätsvergewisserung haben für Mollet die Charta der Entraide, die als Grundlage aller Mitarbeitenden gilt, und die Mitarbeitenden selbst: Viele Menschen arbeiten bei der Diakonie, weil sie dort das finden, was sie woanders, auch bei der Kirche, nicht fänden: einerseits Aufgaben, aber vor allem Fragen, die sie beschäftigen. Hier treffen sie auf Menschen mit den gleichen Fragen und so bildet sich im Dialog herüber letztendlich Identität aus.

Von Martin Horstmann

   

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