Visuelle Dimensionen des Antiziganismus

Visuelle Medien spielen seit der Frühen Neuzeit eine Schlüsselrolle für die Genese des Antiziganismus. Das interdisziplinär angelegte Verbundforschungsprojekt „Stigma‚ Zigeuner‘. Visuelle Dimensionen des Antiziganismus“ untersucht im Rahmen des „Field of Focus 3“ mit vergleichenden Analysemethoden die zentralen Motive und Semantiken von „Zigeuner“-Bildern in unterschiedlichen visuellen Repräsentationsformen wie bildender Kunst, Fotografie oder Film. Dadurch soll eine empirische Grundlage geschaffen werden, um das Konstrukt vom „Zigeuner“ in seinen inhaltlichen, zeitlichen, geografischen und medienspezifischen Ausprägungen freizulegen.

Auf der Tagung wird eine von der Kulturwissenschaftlerin Radmila Mladenova im Rahmen des o. g. Verbundforschungsprojekts erarbeitete Fallstudie zu einem besonders wirkmächtigen Motiv – dem von „Zigeunern“ begangenen Kinderraub – in seiner intermedialen Ausprägung vorgestellt. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus dem In- und Ausland präsentieren im Rahmen der zweitägigen Veranstaltung aktuelle Forschungsergebnisse ihrer jeweiligen Disziplinen zur Rolle des Visuellen in der Genese des Antiziganismus. Die Vorträge sollen in Form eines Tagungsbandes publiziert werden.

Die Entwicklung visuell tradierter „Zigeuner“-Stereotype folgt medialen Eigenlogiken und ist zudem von literarischen Vorlagen wesentlich beeinflusst. Die Tagung will aufzeigen, wie unterschiedliche Repräsentationsformen des „Zigeuner“-Bildes auf vielschichtige Weise miteinander interagiert haben: Gerade diese Verbindungslinien und komplexen Wechselbeziehungen sollen untersucht und diskutiert werden. Die Tagung markiert damit einen ersten Schritt hin zu einem für die Gegenwart hochrelevanten Erkenntnisziel: eine medienübergreifende Phänomenologie des „Zigeuner“-Bildes und seiner Motivik sowie seiner Sinnstrukturen. In die Analyse einbezogen werden sollen auch inhaltliche Verbindungen und motivische Verknüpfungen zu anderen, verwandten rassistischen Diskursen, insbesondere zum Antisemitismus, zum Rassismus gegen Schwarze bzw. zu kolonialen Bildwelten und zur Misogynie.

Es handelt sich um die erste eigenständige Fachtagung der Forschungsstelle Antiziganismus, die im Juli 2017 am Historischen Seminar der Universität Heidelberg unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Edgar Wolfrum eröffnet wurde. In dieser bundesweit einzigartigen universitären Forschungseinrichtung werden Ursachen, Formen, Funktionen und Folgen des Antiziganismus in den europäischen Gesellschaften vom Mittelalter bis in die Gegenwart in interdisziplinärer Perspektive untersucht.

 

Kontakt:

Radmila Mladenova
Historisches Seminar
Forschungsstelle Antiziganismus
Hauptstraße 216
69117 Heidelberg
Tel.: +49 (0)6221 54 30043
Email: Radmila.Mladenova@zegk.uni-heidelberg.de

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Letzte Änderung: 23.05.2018
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