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UniversitätKäthe Leichter Forum wird eröffnet: Neues Zentrum für Doktorandinnen und Doktoranden

Pressemitteilung Nr. 125/2022
6. Dezember 2022

Namensgeberin wurde als Schülerin von Max Weber an der Universität Heidelberg promoviert und 1942 von den Nationalsozialisten ermordet

Doktorandin des bedeutenden Soziologen Max Weber, Sozialwissenschaftlerin und Wegbereiterin der modernen Frauenbewegung, engagiert im politischen Widerstand gegen die NS-Diktatur und Opfer nationalsozialistischer Verfolgung: Nach Käthe Leichter (1895 bis 1942) wird ein neues Zentrum für die Doktorandinnen und Doktoranden der Universität Heidelberg benannt. Das Käthe Leichter Forum – zentral angesiedelt auf dem Campus Im Neuenheimer Feld – ist gedacht als ein Ort der Beratung und Begegnung mit einem spezifischen universitären Profil für die mehr als 8.700 Promovierenden an der Ruperto Carola. Sie sollen damit als Statusgruppe auch eine verstärkte Sichtbarkeit innerhalb und außerhalb der Universität erhalten. In Anwesenheit von Käthe Leichters Sohn Franz und seiner Tochter Kathy wird Universitätsrektor Prof. Dr. Bernhard Eitel das neue Zentrum am 13. Dezember 2022 feierlich eröffnen.

Portrait Käthe Leichter

Käthe Leichter ist mit der wechselvollen Geschichte der Universität Heidelberg im 20. Jahrhundert eng verbunden. 1895 in ein großbürgerliches jüdisches Elternhaus als Käthe Pick geboren, begann sie ein Studium der Staatswissenschaften an der Universität Wien. Zum Wintersemester 1917/1918 wechselte sie an die Ruperto Carola. Hier wurde sie im Sommer 1918 als Schülerin des Soziologen und Nationalökonomen Max Weber auf dem Gebiet der Politischen Ökonomie promoviert. In den 1920er Jahren leitete sie das Frauenreferat der Wiener Arbeiterkammer und forschte dort mit modernen Methoden zur Lebens- und Arbeitssituation von Frauen. 1934 floh Käthe Leichter im Zuge des sogenannten Austrofaschismus mit ihrem Mann, dem Journalisten Otto Leichter, und ihren Söhnen Heinz und Franz in die Schweiz. Die Eheleute kehrten jedoch zurück und betätigten sich im politischen Widerstand. Während Otto Leichter mit den beiden Söhnen nach dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland 1938 die Flucht in die USA gelang, wurde Käthe Leichter von der Gestapo verhaftet, 1940 in das KZ Ravensbrück für weibliche Häftlinge verschleppt und im März 1942 in der sogenannten Tötungsanstalt Bernburg ermordet.

Im Zuge ihrer Verhaftung durch die Gestapo entzog die Universität Heidelberg Käthe Leichter den Doktorgrad. Nach dem Ende des Nationalsozialismus wurde ihr dieser Titel 1946 vom Senat der Ruperto Carola in einer Annullierung wieder zuerkannt: Der während der NS-Diktatur praktizierte Entzug von Doktortiteln aus politischen Gründen – und das war bei Käthe Leichter der Fall – müsse „als annulliert betrachtet werden“, so der Senat. Im November 2014 erhielt ihr in den USA lebender Sohn Franz Leichter anlässlich eines Besuchs in Heidelberg ein Faksimile der Doktorurkunde, das ihm Rektor Bernhard Eitel in einer symbolischen Geste überreichte. Käthe Leichter gilt heute – insbesondere in Österreich – als eine der Wegbereiterinnen der modernen Frauenbewegung.

In dem neuen Zentrum im Gebäude INF 370 befindet sich die Graduiertenakademie, die zentral alle überfachlichen Beratungs-, Weiterbildungs- und Förderangebote für die Doktorandinnen und Doktoranden der Universität Heidelberg koordiniert. Auch der Doktorandenkonvent, der die Interessen der Promovierenden innerhalb und außerhalb der Universität vertritt, hat hier seinen Sitz. „Die Universität Heidelberg hat es sich zur Aufgabe gemacht, neue Wege in der Doktorandenförderung zu gehen. Dazu gehört insbesondere auch die Optimierung aller Rahmenbedingungen für eine exzellente wissenschaftliche Entwicklung junger Forscherinnen und Forscher in der Promotionsphase, wie dies auch mit der Einrichtung des Käthe Leichter Forums zum Ausdruck kommt“, so Prof. Eitel. Mehr als 8.700 Doktorandinnen und Doktoranden qualifizieren sich aktuell an der Ruperto Carola. Nach der jüngsten Erhebung des Statistischen Bundesamts, veröffentlicht im Sommer dieses Jahres, ist dies die höchste Zahl von Promovierenden an einer Hochschule bundesweit.

Zur Eröffnung des Käthe Leichter Forums spricht der Rektor der Universität Heidelberg, der dabei auf Fragen der Qualitätssicherung im Zusammenhang mit der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses eingehen wird. Über die Arbeit der Graduiertenakademie berichtet Dr. Helke Hillebrand, die Direktorin der Einrichtung ist. Im Anschluss hält Joey Rauschenberger, Doktorand am Historischen Seminar der Ruperto Carola, einen Kurzvortrag zu Käthe Leichter. Musikalisch umrahmt wird die Eröffnungsfeier von Mitgliedern des Collegium Musicum, des Universitätsorchesters.

Hinweis an die Redaktionen

Die Eröffnung des Käthe Leichter Forums im Gebäude INF 370 findet am 13. Dezember 2022 statt und beginnt um 17.30 Uhr. Vertreter der Medien sind zur Teilnahme und Berichterstattung herzlich eingeladen. Um eine Anmeldung per Mail an presse@rektorat.uni-heidelberg.de wird gebeten.