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Editorial

Lieber Leser, liebe Leserin,

ein Genom ist das für jedes Lebewesen charakteristische genetische Programm. Es besteht aus der Gesamtheit aller Gene, also der Erbanlagen, die die Entwicklung von Form und Funktion der Zellen, der Organe und des Gesamtorganismus bestimmen. Krankheiten können als Folgen von Defekten bei der Übertragung des genetischen Programms verstanden werden. Die Kenntnis des menschlichen Genoms und seiner Störungen ist deshalb Voraussetzung für das Verständnis der Ursachen nicht nur von Erbkrankheiten, sondern auch von Krebs, altersbedingten oder bestimmten neurologischen Erkrankungen. Die Entschlüsselung unseres Genoms wird im Rahmen eines weltweiten human genome project vorangetrieben, an dem sich nun auch die Bundesrepublik beteiligen wird: Einer Empfehlung der Deutschen Forschungsgemeinschaft entsprechend plant der Bundesminister für Bildung und Forschung, ein Förderprogramm zur Genomforschung in Deutschland einzurichten. In Anbetracht ihrer vielfältigen Forschungsansätze auf diesem Gebiet hat die Universität Heidelberg gemeinsam mit den außeruniversitären Partnern Deutsches Krebsforschungszentrum, Europäisches Laboratorium für Molekularbiologie und Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung ein Konzept vorgelegt.

Im Mittelpunkt der gemeinsamen Anstrengungen soll die Erforschung krankheitsrelevanter Gene und Genprodukte als Grundlage für die Entwicklung neuartiger Diagnose- und Therapiemöglichkeiten stehen. Nicht nur sollen bestehende Schwerpunkte auf den Gebieten Infektion, Krebs oder der Erkrankungen des Zentralnervensystems ausgebaut, sondern auch neue Projekte entwickelt werden. Vielversprechende Ansätze gibt es weiterhin im Bereich der Entwicklung von Technologien, so zum Beispiel zur schnelleren Analyse von Gen-Bausteinen, zur Analyse der dreidimensionalen Chromosomenstruktur oder zur bildlichen Darstellung einzelner Chromosomenabschnitte.

Wenn wir die molekularen Krankheitsursachen aufklären, eröffnet sich der Weg in neue Strategien mit weitreichenden Möglichkeiten für die Prävention, Diagnostik und Therapie von Krankheiten. Die Ruprecht-Karls-Universität begrüßt daher die Unterstützung der Landesregierung zur direkten Umsetzung von Forschungsergebnissen in die Anwendung.

Nun zum vorliegenden Heft. Die Universität Heidelberg forscht, wie Sie als Leser und Leserinnen unseres Magazins wissen, nicht nur in Medizin und Biowissenschaften an führender Stelle. Auch diesmal spiegelt sich das breite Forschungsspektrum in der ,Ruperto Carola" wider. Die Themen reichen von unerwünschten Lernprozessen der Nervenzellen im Rückenmark über Neues aus der Neuropeptid- und Schlaganfallforschung bis hin zu Theoretischer Physik, Organischer Chemie und zur Forschung des Germanisten Dieter Borchmeyer über die Beziehung Nietzsches zu Wagner.

Viel Freude beim Lesen!

Christine Heym, Prorektorin

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