Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Bauprojekte für 500 Millionen Euro

Von Ute Müller-Detert

Welche Herausforderungen und Besonderheiten sich mit dem „Bauen für die Wissenschaft“ ergeben, weiß Alexander Matt (Foto: Benjamin), der an der Ruperto Carola das Dezernat „Planung, Bau und Sicherheit“ leitet. Das Dezernat koordiniert die mittel- und langfristige Standortentwicklungs- und Bauplanung der Universität und bietet ein breites Spektrum an Dienstleistungen, das auch den Betrieb der universitären Areale, das Energie- und Flächenmanagement sowie die Arbeitssicherheit umfasst. Ein Interview über Zukunftsvisionen und bürokratische Hemmnisse:

Herr Matt, der Rektor hat kritisiert, dass die Verwaltungswege, Genehmigungsverfahren und Strukturen für Bau- und Sanierungsvorhaben in der Wissenschaft im Land Baden-Württemberg „wie in kaum einem anderen Bundesland ohne Not verkompliziert, extrem bürokratisiert und langwierig“ seien. Er bezieht sich dabei auch auf den Bericht einer unabhängigen Expertenkommission. Was genau verbirgt sich hinter dieser Kritik?

„Die Bauprozesse für Planung und Abwicklung sind für alle Projekte im Land identisch durch den Landesbetrieb ‚Vermögen und Bau‘ vorgegeben und gelten sowohl für die Universitäten als auch für jedes andere öffentliche Bauvorhaben – unabhängig davon, ob es sich um ein einfaches Verwaltungsgebäude, ein Museum oder einen komplexen Laborbau handelt. Die Verfahren sind kompliziert und mit der Novellierung im Jahr 2016 noch langwieriger geworden. Vom ersten Antrag bis zur Fertigstellung vergehen sieben Jahre und mehr, manchmal bis zu zehn Jahre. Das ist zu lang – und eine Zeitspanne, die nicht zur Dynamik der Wissenschaft passt. Die Errichtung oder Sanierung eines Forschungsgebäudes erfordert eine wissenschaftsadäquate Geschwindigkeit, um konkurrenzfähig zu sein. In diesem Zusammenhang hat der Rektor die Bauherreneigenschaft gefordert.“

Welche Verbesserungsmöglichkeiten bestehen hier, auch wenn das Land in der Novellierung des Landeshochschulgesetzes eine Bauherreneigenschaft nicht verankert hat?

„Eindeutig ist, dass es im Ablaufschema für Bau- und Sanierungsmaßnahmen mit dem Zusammenspiel von Wissenschafts- und Finanzministerium, Landesbetrieb ‚Vermögen und Bau‘ sowie der Universität als Nutzer Optimierungsmöglichkeiten gibt. Für die Universitäten müssen die Prozesse neu definiert werden. Wenn die Universität nicht selbst Bauherr sein kann, sollte uns zumindest in der ersten Phase eines Bau- oder Sanierungsprojekts die vollständige Zuständigkeit übertragen werden. Das heißt, dass die Universitäten die Bedarfsplanung und Projektentwicklung allein verantworten. In den direkten Freigabeentscheidungen besteht der zeitliche Vorteil gegenüber dem jetzigen Verfahren. Eine Besonderheit ist, dass die Universitäten Betreiber der Liegenschaften sind. Der Betrieb der Gebäude liegt also in unserer Verantwortung – sowohl organisatorisch und technisch als auch finanziell. Letztlich sollten Planung, Bau und Betrieb in einer durchgängigen Organisationsstruktur verantwortet werden.“

Welche Herausforderungen und Besonderheiten sind mit dem „Bauen für die Wissenschaft“ verbunden?

„Mit einer zunehmenden Anzahl von Forschungsprojekten, nicht zuletzt im Zuge der Exzellenzinitiative, sind auch der Bedarf und die Anforderungen an die Raum- und Flächennutzung stark gestiegen. Unser Dezernat stimmt die Standortentwicklungs- und Bauplanung wie auch die sicherheitstechnischen Vorgaben für den Betrieb frühzeitig mit den Fakultäten und Einrichtungen ab. Mit den Wissenschaftlern sind wir in einem intensiven Dialog, um die speziellen Nutzungsanforderungen an einen Forschungsbau zu ermitteln. So müssen Speziallabore beispielsweise besondere klimatische Anforderungen erfüllen oder schwingungsfrei sein. Eine große Herausforderung ist zudem die Planung von Gebäuden, wenn die Forschungsgeräte, die dort zum Einsatz kommen sollen, noch gar nicht existieren oder als Prototypen gebaut werden. Wir richten unseren Blick aber auch auf die Infrastruktur für Studium und Lehre, indem wir Arbeits- und Lernflächen für die Studierenden schaffen.“

Bei der Sanierung von Gebäuden besteht ein hoher Bedarf, zugleich sind einige große Projekte in der Bauphase. Dazu kommt eine Reihe von Vorhaben, die sich im Entwicklungs- und Planungsstadium befinden, etwa der Forschungsbau am Universitätsrechenzentrum für das Heidelberg Collaboratory for Mathematical and Computational Sciences (heiCOMACS) oder ein Neubau für die Nanobiologie. Was bedeutet dies für das Dezernat „Planung, Bau und Sicherheit“?

„In den kommenden acht bis zehn Jahren stehen aktuell Bauprojekte für die Universität – ohne die Medizin – mit einem Volumen von rund 450 bis 500 Millionen Euro an. Wenn tatsächlich mehr Geld für Bau und Sanierung von universitären Gebäuden vom Land aufgewendet werden sollte, muss man auch im Blick behalten, dass die personellen Ressourcen – sowohl im Bauamt als auch bei der Universität – angepasst werden.“

Empfehlungen 
der Kommission zur Finanzierung des universitären Hochschulbaus in Baden-Württemberg (pdf)

Siehe auch: „Sanierungsoffensive für die Universitätskliniken des Landes