Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Der Gegenpapst saß in Heidelberg ein

Von Oliver Fink

Parallel zur großen Mannheimer Päpste-Ausstellung (siehe Artikel in dieser Ausgabe) beleuchtet eine Ausstellung in Heidelbergs Kurpfälzischem Museum die regionalen Aspekte der Papstgeschichte. Ausgangspunkt ist die Kirchenspaltung infolge des Großen Abendländischen Schismas (1378 bis 1417), ohne die im Jahr 1386 die Gründung der Universität Heidelberg zumindest zu diesem frühen Zeitpunkt nicht erfolgt wäre.

Der pfälzische Kurfürst Ruprecht I. stand nämlich auf der Seite des in Rom regierenden Papstes Urban VI., der mit dem in Avignon residierenden Gegenpapst Clemens VII. rivalisierte. Zum Dank für diese Positionierung erhielt Heidelberg nicht nur die Genehmigung zur Gründung einer Universität, sondern profitierte auch in wirtschaftlicher Hinsicht durch eine Reihe päpstlicher Besitzüberschreibungen. In der Folgezeit gab es ebenfalls, wie die vom Heidelberger Universitätsarchiv konzipierte Schau zeigt, vielerlei, zum Teil auch kuriose Berührungspunkte. So wurde etwa 1415 auf dem Höhepunkt des Schismas im Zusammenhang mit dem Konstanzer Konzil zur Überwindung der Kirchenspaltung der fliehende Gegenpapst Johannes XXIII. gefangen genommen und von Kurfürst Ludwig III. in Heidelberg festgesetzt. Thematisiert wird in der Ausstellung auch die Überführung der Bibliotheca Palatina nach Rom durch Papst Gregor XV. im Zuge der Eroberung der Stadt während des Dreißigjährigen Krieges.

Am Beispiel Heidelbergs lassen sich die kirchlichen Umwälzungen und Konflikte zwischen ausgehendem Mittelalter und Renaissance, die schließlich in die Reformation mündeten, besonders gut veranschaulichen. Und so verfolgt die Ausstellung auch die weitere Entwicklung von Stadt und Universität als Orte der Reformation. Dazu gehört die Heidelberger Disputation Martin Luthers im Jahr 1518 ebenso wie die offizielle Einführung der Reformation 1558 unter Kurfürst Ottheinrich. Sie bildete den Auftakt einer wechselvollen konfessionellen Geschichte zwischen Luthertum und Calvinismus, bis im 18. Jahrhundert eine Gegenreformation die erneute Einführung des Katholizismus bewirkte.

Ulrich von Richental: Concilium zu Constencz.
Abbildung: Universitätsbibliothek Heidelberg

Neben mittelalterlichen Handschriften und Bilddokumenten präsentiert die Ausstellung auch mehrere Urkunden aus dem Bestand des Universitätsarchivs, die den Gründungsakt der Ruperto Carola dokumentieren. Darunter befindet sich auch jene Bulle von Papst Urban VI. aus dem Jahr 1387, die nach dem Zweiten Weltkrieg verschollen war, Jahrzehnte später auf einem Dachboden in den USA wiedergefunden und schließlich 2014 der Universität Heidelberg rücküberantwortet wurde – sie ist nun zum ersten Mal der Öffentlichkeit zugänglich.

Siehe auch: „500 Jahre Schriften von und über Martin Luther in der UB Heidelberg“

Die Ausstellung „Heidelberg und der Heilige Stuhl. Von den Reformkonzilien des Mittelalters zur Reformation“ ist noch bis 22. Oktober im Kurpfälzischen Museum, Hauptstraße 97 in Heidelberg, zu sehen, geöffnet von Dienstag bis Sonntag zwischen 10 und 18 Uhr. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.