Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

„Wir müssen an der EU arbeiten“

Was tun gegen die Politikverdrossenheit und den Euroskeptizismus der letzten Jahre? Nur über die Politik in Brüssel zu meckern, ist keine Antwort. Selbst anzupacken, gemeinsam konstruktiv zu diskutieren, was besser geht in der Europäischen Union – das war die Idee von fünf Studierenden aus dem Organisationsteam des Forums für internationale Sicherheit Heidelberg, kurz FiS. Schnell wurde klar, dass das Spektrum an Themen, die derzeit die europapolitische Debatte prägen, weit mehr füllt als nur einen Abend. So entstand das Konzept des „Europamonats“: Während vier aufeinanderfolgender Wochen im Mai und Juni dieses Jahres sollen Heidelberger Bürgerinnen und Bürger, Studentinnen und Studenten durch Podiumsdiskussionen mit namhaften Referenten aus Wissenschaft und Politik dazu angeregt werden, über ein Thema zu diskutieren, das alle angeht – die Zukunft der Europäischen Union.

Europa und die EU sehen sich aktuell einer Reihe schwerer Herausforderungen gegenüber; noch nie wurden der europäischen Idee und ihrem Fortbestehen so viele Zweifel entgegengebracht wie in Zeiten von Brexit, Trump und PEGIDA. Nach dem Brexit-Votum im Juni 2016 wurde innerhalb der EU mit dem Bratislava-Prozess eine neue Phase der Reflexion über den Sinn und die Funktionsweise der Union angestoßen. Im März 2017 feierten die nunmehr 27 europäischen Staats- und Regierungschefs den 60. Jahrestag der Römischen Verträge und berieten über die Zukunft der EU.

Diesen Geburtstag nahm das Europateam des FiS zum Anlass, selbst einen Beitrag zur europapolitischen Debatte zu leisten. „Europa geht uns alle an: Europa und die Europäische Union sind eine unglaubliche Errungenschaft, aber wir müssen an der EU arbeiten, sie hinterfragen, sie besser machen“, meint Franziska Petri, „deswegen wollen wir mit dem Europamonat die Diskussion in und außerhalb der Universität anstoßen und die Leute zum mitdiskutieren einladen.“

Begeisterte Europäer (von links): Philip Lott, Donna Doerbeck, Elisa Seith, Franziska Petri und Lukas Hassebrauck.
Foto: privat

Zusammen mit Lukas Hassebrauck, Donna Doerbeck, Philip Lott und Elisa Seith, die alle am Institut für Politische Wissenschaft der Ruperto Carola studieren, organisierte sie unter der Überschrift „Wohin steuert Europa?“ eine Veranstaltungsreihe zur Zukunft der EU. Die Themen sind vielfältig: Es geht um Chancen und Gefahren des Populismus, die Beziehungen zwischen der EU und Russland, die Europäische Sicherheitspolitik und mögliche Zukunftsszenarien.

Finanziert wird der Europamonat vom „StudierendenRat“ der Universität Heidelberg, der das Projekt damit erst möglich machte, sowie durch die Fachschaft Politik, das Institut für Politische Wissenschaft und die Gesellschaft der Freunde. Die Schirmherrschaft hat der Heidelberger Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner übernommen. Zu den Referentinnen und Referenten, die das Europateam seit November vergangenen Jahres für die Idee gewinnen konnte, zählen etwa die grüne Bundestagsabgeordnete Dr. Franziska Brantner, Dr. Volker Weichsel aus der Redaktion der Zeitschrift „Osteuropa“, Dr. Jens Hildebrandt, stellvertretender Leiter der Friedrich-Ebert-Stiftung in der Russischen Föderation (Moskau), Prof. Dr. Hajo Funke von der FU Berlin, Dr. Thomas Seibert aus dem Wissenschaftlichen Beirat der Rosa-Luxemburg-Stiftung oder Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Gisela Müller-Brandeck-Bocquet von der Universität Würzburg.

Der Europamonat stellt eine Ergänzung des bisherigen Programms des Forums für internationale Sicherheit dar. Seit seiner Gründung versteht sich das FiS als Plattform für Austausch und interdisziplinären Dialog über aktuelle Fragen zur internationalen Sicherheit. Indem es Studierenden, Wissenschaftlern, Experten und Praktikern mit verschiedenen Veranstaltungsmodellen einen passenden Rahmen bietet, trägt es seit 2009 zur Debattenkultur an der Universität Heidelberg bei.

Zu diesen Veranstaltungen zählen der jährlich stattfindende Heidelberger Dialog zur internationalen Sicherheit (HDiS) – im Oktober 2017 mit dem Thema „Krieg und Konflikt 4.0 – Sicherheit in einer digitalisierten Welt“ – sowie regelmäßige Vorträge und Podiumsdiskussionen zu einer Vielzahl außen- und sicherheitspolitischer Themen. Der Europamonat soll nun als neues Format einen Fokus auf europapolitische Herausforderungen legen.

Die ehrenamtliche Arbeit macht dem Europateam auch deshalb Spaß, weil es um Inhalte geht, die durchaus im Studium der Fünf wichtig sind. „Wir haben die Themen danach ausgewählt, was wir am dringendsten und interessantesten fanden, auch wenn es natürlich noch viele weitere Brennpunkte in der EU gibt, die man hätte diskutieren können wie die Zukunft des Euros oder die Beziehungen zur Türkei“, so Elisa Seith.

Neben den vier Diskussionsrunden, die allesamt keinen Eintritt kosten und stets in einem kleinen Empfang münden, werden am 1. Juni vor der letzten Abendveranstaltung drei Szenarien-Workshops für Studierende angeboten, in denen intensiv zu konkreten Fragen der Zukunft Europas und der EU gearbeitet werden soll. Wer sich dafür anmelden möchte, kann das unter der E-Mail-Adresse: europamonat@fis-hd.de

Wer Lust hat, auch außerhalb des Europamonats mit zu debattieren, ist herzlich willkommen, „ob Student oder nicht, denn wir alle sind Bürger Europas und uns alle geht Europa an“, wie Donna Doerbeck vom Organisationsteam betont. Das FiS trifft sich regelmäßig am Montagabend um 18 Uhr im Raum 03.046 auf dem Campus Bergheim.

www.fis-hd.de