Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Schmerz, Haut und Materialität von Texten

Gleich mit drei Anträgen um Förderung großer Forschungsverbünde war die Universität Heidelberg in der aktuellen Bewilligungsrunde der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erfolgreich: Danach erhält die Ruperto Carola einen neuen Sonderforschungsbereich, der sich an der Medizinischen Fakultät Heidelberg mit chronischen Schmerzen befasst. Ebenfalls in der Medizin angesiedelt ist ein neu bewilligter Sonderforschungsbereich/Transregio in Heidelberg, Tübingen und Mainz, der dermatologische und immunologische Fragen verbindet.

In seine zweite Förderperiode geht nach der erfolgreichen internationalen Begutachtung der geisteswissenschaftliche Sonderforschungsbereich „Materiale Textkulturen. Materialität und Präsenz des Geschriebenen in non-typographischen Gesellschaften“. Ziel ist es hier, neue interpretatorische Zugänge zu antiken und mittelalterlichen Texten zu entwickeln. An der Analyse von Texten und ihrer materialen Verortung arbeiten zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Heidelberg aus verschiedenen geisteswissenschaftlichen Disziplinen. Für die drei Verbünde stellt die DFG über einen Zeitraum von vier Jahren mehr als 35 Millionen Euro Fördermittel zur Verfügung.

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Im Mittelpunkt des 2011 eingerichteten Sonderforschungsbereichs „Materiale Textkulturen“ stehen schrifttragende Artefakte aus Gesellschaften, in denen keine Verfahren der massenhaften Produktion von Geschriebenem verbreitet waren oder sind. Dazu gehören Handbücher für Ächtungsrituale des Alten Ägypten, mit Keilschrift beschriebene Tontafeln aus Mesopotamien oder antike Briefe auf Papyrus aus dem Mittelmeerraum. Untersucht werden auch Inschriften an öffentlichen Gebäuden des antiken Kleinasiens, Echtheitszertifikate von mittelalterlichen Reliquien oder die verschiedenen Fassungen des „Welschen Gastes“, eines mittelalterlichen Benimmhandbuchs, dessen älteste Handschrift sich in der Universitätsbibliothek Heidelberg befindet. Anhand der Gegenstände und Erzählungen sollen die komplexen Zusammenhänge von Material, Schrift und kulturellen Praktiken ergründet werden. Sprecher des Sonderforschungsbereichs ist der Mediävist Prof. Dr. Ludger Lieb vom Germanistischen Seminar der Ruperto Carola. Am SFB 933, der von der DFG mit rund 11,5 Millionen Euro gefördert wird, ist auch die Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg beteiligt.

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In dem neu bewilligten Sonderforschungsbereich „Von der Nozizeption zum chronischen Schmerz: Struktur-Funktions-Merkmale neuraler Bahnen und deren Reorganisation“ untersuchen die Wissenschaftler, wie aus akuten Schmerzen chronische werden. In diesem Zusammenhang geht es vor allem um die Frage, auf welchem Weg sich dieser Übergang verhindern oder umkehren lässt. Im Zentrum stehen dabei die Veränderungen der Nervenzellen und -bahnen, wenn Schmerzen chronisch werden. Außerdem gehen die Wissenschaftler der Hypothese nach, dass chronische Schmerzen mehr sind als anhaltende akute Reize. Sprecherin des SFB 1158 ist Prof. Dr. Rohini Kuner, Geschäftsführende Direktorin des Pharmakologischen Instituts an der Medizinischen Fakultät Heidelberg. Projektpartner sind das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim, das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ), das European Molecular Biology Laboratory und das Max-Planck-Institut für medizinische Forschung in Heidelberg sowie die Technische Universität München. Die DFG unterstützt den Sonderforschungsbereich mit 12,1 Millionen Euro.

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Im Sonderforschungsbereich/Transregio „Die Haut als Koordinator lokaler und systemischer Immunantworten“ erkunden die Wissenschaftler in einem überregionalen Verbund die Rolle der Haut bei der Abwehr von Krankheitserregern. Schließlich ist die Haut das größte menschliche Organ und bildet zusammen mit Lunge und Darm den Schutzschild des Körpers gegen Erreger. Die Forscher wollen Antworten auf die Frage finden, wie Abwehrzellen der Haut sowohl miteinander als auch mit anderen Zelltypen der Haut interagieren. Die Arbeiten sollen zudem neue Einsichten dazu liefern, auf welche Weise verschiedene Zelltypen der Haut weitere Immunzellen und damit die vielschichtige Krankheitsabwehr des Körpers beeinflussen – die molekularen Details dieser Vorgänge sind nämlich noch weitgehend unbekannt. Sprecher des SFB/TRR 156 ist Prof. Dr. Alexander Enk, Geschäftsführender Direktor der Universitäts-Hautklinik Heidelberg. An dem Sonderforschungsbereich/Transregio sind die Universität Tübingen, die Universität Mainz sowie das Heidelberger DKFZ beteiligt. Für das interdisziplinäre Vorhaben stellt die DFG 11,8 Millionen Euro zur Verfügung.

www.uni-heidelberg.de/einrichtungen/forschung/sonderforschungsbereiche.html

Pressemitteilung der Universität Heidelberg
Pressemitteilung des Universitätsklinikums Heidelberg
Pressemitteilung des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit in Mannheim (pdf)
Pressemitteilung der Deutschen Forschungsgemeinschaft