Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

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Im Land der aufgehenden Zusammenarbeit

Mehr Kooperation: Ruperto Carola ratifizierte in Japan mit fünf Partnern ein „Joint Statement“

Mit der Unterzeichnung eines „Joint Statements“ haben die Universitäten Heidelberg und Göttingen sowie das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ihre länderübergreifende Zusammenarbeit mit den japanischen Hochschulen Kyoto, Osaka und Tohoku University weiter intensiviert. Im Zuge des deutsch-japanischen Universitätskonsortiums HeKKSaGOn trafen die Rektoren und Präsidenten der beteiligten Einrichtungen Ende März in Kyoto zur „2nd Japanese-German Presidents’ Conference“ zusammen (Foto: Universität Göttingen; von links nach rechts: Prof. Dr. Bernhard Eitel, Heidelberg, Prof. Hiroshi Matsumoto, Kyoto, Prof. Volker Saile, KIT, Prof. Akihisa Inoue, Tohoku, Prof. Hiltraud Casper-Hehne, Göttingen, und Prof. Toshio Hirano, Osaka). Die zweitägige Veranstaltung wurde von der Robert Bosch Stiftung und der Japan Society for the Promotion of Science (JSPS) unterstützt.

Wissenschaftler verschiedener Disziplinen diskutierten dabei zukunftsweisende Forschungsfelder und führten die Planungen für bestehende Projekte der Kooperation fort. Zur Eröffnung der Konferenz sprachen der frühere japanische Botschafter in Deutschland, Dr. Takahiro Shinyo, Generalkonsul Dr. Alexander Olbrich vom Deutschen Generalkonsulat Osaka-Kobe, Dieter Berg, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch Stiftung, und der Präsident der JSPS, Dr. Yuichiro Anzai. Neben der generellen Frage hochschulpolitischer Entwicklungen und Reformen ging es in den verschiedenen Arbeitsgruppen um Themenfelder in den Sozial- und Kulturwissenschaften, den Umwelt- und den Neurowissenschaften sowie im Wissenschaftlichen Rechnen. Die nächste gemeinsame Konferenz ist im September nächsten Jahres an der Universität Göttingen geplant.

News1 Japan

Die sechs beteiligten Partner haben das Universitätskonsortium im Juli 2010 gegründet. HeKKSaGOn steht für Heidelberg - Kyoto - Karlsruhe - Sendai - Göttingen - Osaka - network. Ziel des Konsortiums ist es, die Zusammenarbeit in Forschung und Lehre zu intensivieren, gemeinsame Forschungsprojekte und Graduiertenprogramme zu initiieren und den Austausch von Wissenschaftlern, Doktoranden und Studierenden zu fördern. So baut die Universität Heidelberg mit Unterstützung der Baden-Württemberg Stiftung gerade ein Doktoranden-Austauschprogramm mit den drei japanischen Partnern auf.

Der Delegation der Ruperto Carola unter Leitung von Rektor Prof. Dr. Bernhard Eitel gehörten Heidelberger Wissenschaftler der Lebenswissenschaften, der Chemie, der Informatik, der Mathematik, der Medizin und der Japanologie sowie des Exzellenzclusters „Asien und Europa im globalen Kontext“ an. Außerdem nahmen Vertreter des Forschungsdezernates und des Dezernates für Internationale Angelegenheiten an dem Treffen teil.

Die Gewalt auf der Welt hat zugenommen

Mehr Blutvergießen: „Conflict Barometer“ zählt die höchste Anzahl von Kriegen seit 1945

Die weltweit höchste Anzahl von Kriegen seit 1945 zählen die Forscher des Heidelberger Instituts für Internationale Konfliktforschung (HIIK). Der gemeinnützige Verein, der am Institut für Politische Wissenschaft der Ruperto Carola angesiedelt ist, hat jetzt mit dem „Conflict Barometer 2011“ seine Daten und Analysen zum weltweiten Geschehen des vergangenen Jahres veröffentlicht. Unter den insgesamt 388 beobachteten Konflikten zählen die Politikwissenschaftler 38 hochgewaltsame, also Auseinandersetzungen, die sich durch massiven Einsatz organisierter Gewalt auszeichnen und gravierende Folgen nach sich ziehen. 20 dieser Konflikte erreichten die höchste Intensitätsstufe und lassen sich somit als Kriege bezeichnen.

Sechs dieser Kriege wurden bereits im Vorjahr als Krieg eingestuft, darunter die Auseinandersetzungen des pakistanischen Militärs und der afghanischen Regierung gegen die Taliban sowie gewaltsame Konflikte in Somalia und in der sudanesischen Region Darfur. Neue Konflikte, die sich gleich im ersten Jahr ihres Auftretens zu Kriegen ausgeweitet haben, sind die im Zuge des „Arabischen Frühlings“ eskalierten Proteste in Jemen, Libyen und Syrien. Weitere elf Kriege, vor allem in afrikanischen Ländern, wurden in den Jahren zuvor noch auf einer geringeren Intensitätsstufe ausgetragen.

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Mit jeweils acht Kriegen sind der Nahe und Mittlere Osten sowie Afrika südlich der Sahara am stärksten von besonders gewaltsamen Konflikten betroffen. „Eine Tendenz hin zu einer friedlicheren Welt kann vor dem Hintergrund des starken Anstiegs der Anzahl von Kriegen im Vergleich zum Vorjahr nicht erkannt werden“, betont Natalie Hoffmann, Mitglied des HIIK-Vorstandes. Die Politikwissenschaftlerin sieht in den andauernden Oppositionsprotesten im Vorderen Orient sowie in den Wahlen, die 2012 in zahlreichen afrikanischen Ländern anstehen, zudem die Gefahr weiterer Eskalationen.

Das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung widmet sich seit 1991 der Erforschung, Dokumentation und Auswertung innerstaatlicher und internationaler politischer Konflikte. Das jährlich erscheinende „Conflict Barometer“ gibt einen Überblick über die Entwicklung gewaltsamer und nichtgewaltsamer Auseinandersetzungen weltweit. Die aktuelle Publikation kann auf der Homepage des HIIK kostenlos heruntergeladen werden.

www.hiik.de

Damit das Wissen beim Schüler auch ankommt

Mehr Lehrerbildung: Baden-Württemberg hat eine Expertenkommission berufen

„Schüler benötigen individuelle Förderung, mehr gemeinsame Lernerfahrung und mehr Unterstützung jenseits der reinen Fachwissenschaft“, sagt die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer. Lehrerinnen und Lehrer sollten deshalb die bestmögliche Ausbildung erhalten, um die Herausforderung zu bewältigen, Kinder mit immer stärker heterogenen Bildungshintergründen erfolgreich auf die Hochschule und das Berufsleben vorzubereiten. Neben exzellentem Fachwissen seien sehr gute pädagogische, didaktische und diagnostische Fähigkeiten wichtig. Hierzu wurde jetzt eine Expertenkommission zur Weiterentwicklung der Lehrerbildung in Baden-Württemberg ins Leben gerufen.

Ziel der Kommission sei es, so Bauer, den Umgang mit Heterogenität und individuellen Lernvoraussetzungen zu stärken. Es gelte auch, Verbesserungspotenziale in der Kooperation zwischen Universität und Pädagogischer Hochschule (PH) zu prüfen. Wo möglich, sollten die Stärken der Universität in der fachwissenschaftlichen Ausbildung noch enger als bisher mit den Stärken der PH verknüpft werden. „Der Kommission ist es außerdem freigestellt, auch die zweite Phase der Lehrerbildung, das Referendariat, mit in den Fokus zu nehmen“, macht Bauer deutlich.

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Mit der ehemaligen Berliner Schulsenatorin Sybille Volkholz (auf dem Foto links neben der Ministerin) sei es gelungen, eine Vorsitzende zu gewinnen, die Bildungsforschungserfahrung, eigene Lehrerfahrung, praktische Umsetzung und Fingerspitzengefühl im Führen von Kommissionen in einer Person vereine. Dies habe sie bereits mit dem Vorsitz in der Bildungskommission der Heinrich-Böll-Stiftung gezeigt. Als Betreuerin des Projekts „Partnerschaft Schule-Betrieb“ der Industrie- und Handelskammer zu Berlin habe sie zudem bewiesen, dass sie auch die Belange der Unternehmen bei der schulischen Ausbildung ernst nehme. Stolz ist die Wissenschaftsministerin auf die Qualität der Kommission insgesamt: „Wir haben eine hochrangige Besetzung und decken eine sehr breit angelegte Expertise ab – von der Fachdidaktik, über Schulentwicklung und Psychologie bis zur Bildungsforschung.“

Volkholz selbst umreißt ihre Aufgabe als Vorsitzende der zehnköpfigen Kommission so: „Wir wollen eine starke Rückmeldung zu den Akteuren im Land. Die Kommission braucht eine breite Akzeptanz unter den Beteiligten.“ Am Ende sollten die Empfehlungen dazu beitragen, dass sich die fachlichen, die pädagogischen und die didaktischen Teile der Lehrerausbildung gegenseitig verstärken. „Ohne die Fähigkeit, Fachwissen gezielt an individuell ganz verschiedene Charaktere zu vermitteln, bleibt das Wissen beim Lehrer hängen und kommt nicht beim Schüler an.“

Siehe auch: Lebensläufe der Expertengruppe zur Weiterentwicklung der Lehrerbildung in Baden-Württemberg (pdf)

„Goldstück“ der Universität war ein Geschenk

Mehr Veranstaltungen: Das IWH ist mit hochkarätigen Symposien und Kolloquien nahezu ausgelastet

„Minderheiten und Migrationsphänomene“, „Mathematics for Health Care“ oder „Neue Wege in der Quanteninformation mit Atomen und Photonen“ – diese und ähnliche Themen standen vergangenes Jahr auf dem Programm des Internationalen Wissenschaftsforums Heidelberg (IWH). Seit jetzt 26 Jahren bietet das Tagungszentrum der Universität in der Heidelberger Altstadt Wissenschaftlern aus aller Welt die Möglichkeit, „in ruhiger Atmosphäre über neue Forschung nachzudenken und zu diskutieren – also das zu tun, was eigentlich Wissenschaft ist“, wie es der Direktor des IWH, Prof. Dr. Peter Comba, beschreibt. „Das IWH ist ein Goldstück, das der Ruperto Carola zum 600. Jubiläum geschenkt wurde.“

Eröffnet wurde das Kommunikationszentrum, das neben Tagungsräumen auch Unterkunft und Verpflegung bietet, am 12. April 1986 als Geschenk der „VolkswagenStiftung“ und vieler weiterer Spender. Seither gab es mehr als 1300 internationale und interdisziplinäre Veranstaltungen aus dem Themenkreis einer Volluniversität. In den vergangenen Jahren ist die Auslastung stark gestiegen, so Comba: „Das IWH hat international einen ausgezeichneten Ruf, wir bekommen sehr viele positive Rückmeldungen. Inzwischen ist das Haus zu 80 Prozent ausgelastet, mehr ist eigentlich nicht möglich.“ Eigentümer des IWH ist der Unterländer Studienfonds bei der Universität Heidelberg, Träger die Ruperto Carola, die für die laufenden Kosten aufkommt. Die Veranstaltungen werden finanziell von der Stiftung Universität Heidelberg sowie privaten Förderern und wissenschaftlichen Förderorganisationen unterstützt. Gewinne, die das IWH erwirtschaftet, fließen in die laufenden Ausgaben und in Renovierungsarbeiten.

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Zwei Arten von Tagungen finden im IWH statt: Symposien und Kolloquien. Die Symposien sind Veranstaltungen der Universität, für die sich Wissenschaftler bewerben und über die das Kuratorium des IWH entscheidet. „Das müssen hochkarätige wissenschaftliche Veranstaltungen sein, die entscheidende Impulse zu geben versprechen und sowohl etablierte als auch Nachwuchswissenschaftler aus dem In- und Ausland einbeziehen“, erläutert Comba. Jährlich finden zehn bis 15 solcher Symposien statt. Dazu gehören auch die Hengstberger-Symposien, deren Ausrichtung die seit 2004 jährlich verliehenen Klaus-Georg und Sigrid Hengstberger-Preise dem wissenschaftlichen Nachwuchs der Ruperto Carola mit einem Preisgeld von jeweils 12 500 Euro ermöglichen. Drei, bisweilen auch vier solcher Preise werden jedes Jahr vergeben. Neben den Symposien können Wissenschaftler am IWH in voller Eigenverantwortung Kolloquien oder sonstige Veranstaltungen ausrichten. Außerdem gibt es zwei regelmäßige Gesprächskreise.

Der Chemiker Peter Comba, seit 2010 Direktor des IWH, will bis zum Ende seiner Amtszeit im Jahr 2015 dieses Veranstaltungsangebot noch weiter ausbauen: „Ich würde gerne zusammen mit dem Kuratorium eine ganz neue, zusätzliche Veranstaltungsform finden und ausprobieren.“ Möglich sei beispielsweise, dass mehrere Doktoranden aus unterschiedlichen Fächern die Möglichkeit bekämen, im IWH eine Woche lang an einem gemeinsamen, bisher ungelösten wissenschaftlichen Problem zu arbeiten.

mm

www.iwh.uni-hd.de