Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Doktorand mit 19: „Nicht mit Mega-Aufwand verbunden“

Von Eva Maria Wellnitz

Mit gerade einmal 19 hat Sebastian Weingärtner (Foto: Universitätsmedizin Mannheim) Anfang dieses Jahres seine Doktorarbeit am Lehrstuhl für Computerunterstützte Klinische Medizin an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Ruperto Carola begonnen. Die Fakultät vermutet, er könnte damit der derzeit jüngste deutsche Doktorand bundesweit sein. Zuvor hatte Weingärtner an der Universität Würzburg parallel zur Schule Informatik studiert – sein Diplom hielt er fast gleichzeitig mit seinem Abiturzeugnis in Händen.

Für seine Doktorarbeit plant Sebastian Weingärtner zwei bis drei Jahre ein. Diese zurückhaltende Einschätzung hängt sicher auch mit dem Thema zusammen. „Ich habe ihm eine harte Nuss zu knacken gegeben“, sagt sein Doktorvater, Prof. Lothar Schad, Inhaber des Lehrstuhls für Computerunterstützte Klinische Medizin.

19 IlEin Eindruck, den der junge Informatiker teilt und schätzt, da er die Herausforderung liebt: „Ich würde sagen, es ist ein sehr anspruchsvolles Thema, das gute Ideen braucht. Es kann sein, dass mir in den nächsten Wochen etwas ganz Tolles einfällt, es kann aber auch sein, dass es bis dahin noch zweieinhalb Jahre dauert.“

Und was ist das Thema? Es hat mit der Bildgebung mittels Magnetresonanztomographie (MR) zu tun – eine für den Körper schonende Technik ohne Strahlung, die exzellente Bilder aus dem Körperinneren liefert. Doch das Verfahren hat einen Nachteil: lange Aufnahmezeiten. Auf der Ebene der Hardware ist die Technik ausgereizt, jetzt ist eine Software-Lösung gefragt, mit der man den Prozess beschleunigen kann. „Meine Aufgabe besteht darin, mir intelligente Verfahren zu überlegen, mit denen man mit wenigen Messdaten genügend gute Bilder für eine sichere Diagnostik kreieren kann“, so der Informatiker.

Für den Fall, dass Sebastian Weingärtner mit der Promotion nicht ausgelastet ist, hat ihm Professor Schad angeboten, parallel ein Medizinstudium aufnehmen zu können. Darüber denkt der junge Doktorand nach. Die Doppelbelastung scheut er nicht: Sie empfand er auch in Schule und Studium nicht als zu große Herausforderung. Zwei Tage in der Woche konnte sich Weingärtner von der Schule für das Studium freistellen lassen; beides war für ihn „nicht mit Mega-Aufwand verbunden“. Besonders die Hochschulausbildung, bei der alle Fächer einen naturwissenschaftlichen Kontext hatten, fiel ihm leicht. Denn vor allem hier liegt die besondere Stärke von Sebastian Weingärtner – „in Deutsch hatte ich eine Zwei minus.“

Die Doppelbelastung von Schule und Studium hat auch seinem Notendurchschnitt nicht geschadet: Die Schule verlieh ihm einen Preis für das beste Abitur (Note 1,1) und das Studium schloss er ebenfalls nur mit Bestnoten ab. Die Deutsche Mathematiker-Vereinigung und die Deutsche Physikalische Gesellschaft zeichneten ihn für die besten Abiturleistungen in ihren Fächern aus, die Universität verlieh ihm gleichzeitig mit dem Diplom noch die besondere Auszeichnung als „erster diplomierter Frühstudent in Süddeutschland“.

Während seines Studiums wurde Weingärtner zudem von der Konrad-Adenauer-Stiftung unterstützt, als jüngster Stipendiat der jemals von ihr gefördert wurde. Die Deutsche Telekom Stiftung greift ihm während seiner Promotion mit einem Stipendium unter die Arme.

Doch trotz seiner besonderen Begabung und schon fast unglaublichen Erfolge ist der junge Mann auf dem Teppich geblieben. Neben Schule und Studium war es Sebastian Weingärtner wichtig, Zeit für Hobbys, Freunde und seine Freundin zu finden. Im Sport sieht er einen wichtigen Ausgleich zur Kopfarbeit: „Beim Sport denkt man nicht viel nach. Das tut einfach gut, mal richtig loszulassen und sich zu entspannen.“