Von Oliver Fink
An der Schnittstelle zwischen Politik und Ökonomie forscht und lehrt Stefanie Walter. Nach einem einjährigen Aufenthalt als Fritz-Thyssen-Fellow an der Harvard University hat sie nun eine neue akademische Heimat an der Ruperto Carola gefunden – als Juniorprofessorin für Politikwissenschaft, gefördert aus Mitteln der Exzellenzinitiative.
Das Interesse an der Politik wurde bei Stefanie Walter, Jahrgang 1977, schon früh geweckt. Im Grunde durch einen Trick: „Ich musste als Kind immer um acht Uhr ins Bett. Das einzige Argument, das meine Eltern haben gelten lassen, um noch ein bisschen länger aufzubleiben, war, die Tagesschau mit anzuschauen“, erzählt sie. Und da ihre Eltern die Nachrichten zudem mit hilfreichen Erläuterungen versahen, verstand sie im Laufe der Zeit immer mehr, was auf der politischen Bühne vor sich ging.Systematisch vertieft wurde das so geweckte Interesse in Kanada: An der McGill University begann sie 1996 ihr Studium in Politikwissenschaft und Ökonomie. Was zunächst als Versuchsballon gedacht war, betont Stefanie Walter, erwies sich schließlich als goldrichtig – und richtungweisend. Zurück in Deutschland studierte die gebürtige Frankfurterin zunächst in Konstanz Verwaltungswissenschaften und begann zusätzlich noch ein Studium der Volkswirtschaftslehre.
Die anschließende Promotion, 2007 abgeschlossen, erfolgte an der ETH Zürich über die politische Ökonomie von Währungskrisen. „Dahinter stand die Frage: Wie reagiert die Politik, wenn die Währung unter Druck gerät. Was man zeigen kann, ist, dass wirtschaftliche Faktoren nicht allein ausschlaggebend sind sondern auch politisches Kalkül“, erklärt Stefanie Walter.
Der Schweiz blieb sie zunächst als Wissenschaftliche Assistentin an der Universität Zürich treu, ehe sie sich auf die Heidelberger Juniorprofessur bewarb. Neben dem großen Renommee des hiesigen Instituts für Politische Wissenschaft, sagt sie, spielte bei ihrer Entscheidung auch die aktuelle Fokussierung auf Politische Ökonomik eine entscheidende Rolle. Gefördert wird diese Neuausrichtung mit Mitteln der Exzellenzinitiative, aus denen auch ihre sowie eine weitere Juniorprofessur finanziert werden.
„Ganz generell geht es in meinen Forschungen um die Grundfrage, wie sich verschiedene Interessen oder institutionelle Strukturen auf die Wirtschaftspolitik auswirken“, erläutert Stefanie Walter. Das schlägt sich auch in ihren aktuellen Projekten nieder. So schreibt sie an einem Buch über Währungspolitik. In einem anderen Vorhaben analysiert sie die individuellen Auswirkungen der Globalisierung – gibt es so genannte Globalisierungsgewinner und -verlierer? Auch wenn solche Kategorien natürlich etwas problematisch seien, kristallisierten sich doch bemerkenswert unterschiedliche Wahrnehmungen und Politikpräferenzen heraus.
Noch nicht abgeschlossen ist für Stefanie Walter die vergangene Bundestagswahl. Ergänzend zu einer großen Umfrage von GESIS in Mannheim hat die Heidelberger Politikwissenschaftlerin mit ihren Mitarbeitern im Vorfeld der Wahl qualitative Interviews mit Wählerinnen und Wählern geführt. Ziel ist es herauszufinden, wie sich die aktuelle Wirtschaftskrise auf das Wahlverhalten ausgewirkt hat. Und vielleicht sind die Ergebnisse der Auswertung ja dann auch der Tagesschau eine Meldung wert.