Siegel der Universität Heidelberg
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Bei feierlichen Anlässen vorangetragen

Prachtvolle Überbleibsel mittelalterlicher Universitäts-Insignien: das Universitätszepter und das Zepter der Artistenfakultät

Das Universitätsarchiv ist das Gedächtnis der Ruperto Carola. In mehreren Folgen präsentiert der Unispiegel ausgewählte Dokumente aus sieben Jahrhunderten Geschichte der Universität Heidelberg. In der heutigen Ausgabe stellen wir die beiden erhaltenen mittelalterlichen Zepter vor.

Als unsere Universität nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges und nach einigen Jahren ihrer existenziellen Bedrohung dann Mitte des 17. Jahrhunderts doch wieder eröffnet wurde, zogen die Universitätsangehörigen in feierlicher Prozession durch die Stadt zur Heiliggeistkirche. An der Spitze des Zuges schritten fünf Studenten. Sie trugen die (damals als solche geltenden) Insignien der Universität: Zepter und Siegel, Privilegien und Statutenbücher sowie – auf samtbezogenen Kisten – die Schlüssel für Bibliothek, Archiv und Karzer. Die emotionalen Grundlagen für den in früheren Zeiten selbstverständlichen Gebrauch von Universitäts-Insignien bei herausragenden feierlichen Anlässen sind über die Jahrhunderte hin bekanntlich verflacht. Als Insignien übrig blieben auch in Heidelberg im Grunde nur die beiden Zepter. Konservatorische Sorge hat sie inzwischen zu Museumsstücken werden lassen; im ersten Raum des Universitätsmuseums werden sie in einer besonderen Vitrine dauerhaft ausgestellt.

Beide Stücke (Silber, vergoldet) sind Arbeiten unbekannter Goldschmiedemeister. Das ältere ist das Zepter der Artistenfakultät und stammt aus dem Jahr 1454; das jüngere Universitätszepter dürfte 1492 gefertigt worden sein. Dass es noch ältere Zepter gab, verraten die Schriftquellen. Ein Universitätszepter ist schon 1387 bezeugt, ein Artisten-Zepter für 1403; sie gingen jedoch verloren.

Mit einer Gesamtlänge von 132 cm (Bekrönung 29,5 cm) ist das Zepter der Artisten-Fakultät rund 12,5 cm kürzer als das Universitätszepter (Bekrönung 27,3 cm). Bei beiden sind Aufbau und Gestaltung durch eine mehrgliedrige Symbolik gekennzeichnet. Unter anderem zeigt das Zepter der Artisten am oberen Knauf des Griffstückes das Wappen des Papstes (zwei gekreuzte Schlüssel auf rotem Grund) und am großen Knauf des Schaftes das Wappen des Bistums Worms (goldener Schlüssel auf rotem Grund). Auf demselben Knauf ist ferner eine Figur (schwarze Kappe, in den Händen ein aufgeschlagenes Buch) zu erkennen, die einen Professor der Fakultät darstellen soll. An der Konsole der Bekrönung sind drei emaillierte Wappenschilde angebracht: das Wappen von Bayern (blau/silberne Rauten), das kurpfälzische Wappen (goldener Löwe auf schwarzem Grund) und der Reichsapfel. Die Statuette in der Bekrönung zeigt die Hl. Katharina mit Krone, Rad und Schwert.

Das andere Zepter zeigt einen ganz ähnlichen Aufbau. Die Knäufe haben alle Würfelform, auf den vier Seiten finden sich vier Rhomben mit emaillierten Schmuckmotiven. Wieder, wie beim älteren Zepter, sind verschiedentlich die bayrischen und kurpfälzischen Wappensymbole erkennbar, das Wappen des Wormser Bistums sowie am obersten Knauf auch das päpstliche Wappen. Im Tabernakel der Bekrönung sitzt das Jesuskind (mit Nimbus) auf einem Thron und hält ein aufgeschlagenes Buch in den Händen. Um Jesus herum und ihm zugewendet sitzen vier Männer, ebenfalls mit Büchern. Mit dieser Darstellung ist nach herrschender Meinung die Tempelszene gemeint: Der zwölfjährige Jesus lehrt die jüdischen Schriftgelehrten im Tempel.
Werner Moritz
Universitätszepter (l.) und Zepter der Artistenfakultät im Universitätsmuseum. Dort an der Kasse erhältlich eine Broschüre, die 1986 zu einer Ausstellung über „Mittelalterliche Universitätszepter“ erschien. Aus ihr stammen die beiden hier abgedruckten Abbildungen.  
Universitätszepter (l.) und Zepter der Artistenfakultät im Universitätsmuseum. Dort an der Kasse erhältlich eine Broschüre, die 1986 zu einer Ausstellung über „Mittelalterliche Universitätszepter“ erschien. Aus ihr stammen die beiden hier abgedruckten Abbildungen.
Foto: Universität Heidelberg
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