Siegel der Universität Heidelberg
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Editorial

Was die Temperatur angeht, war der vergangene Sommer ja leider eher durchwachsen. Aber während das Quecksilber draußen sank und sank, spielten sich hinter den Mauern unser Alma Mater völlig andere Szenen ab. Die „Exzellenzinitiative“, das „Heidelberger Ziel“ Nummer 1, war in die Antrags- und damit heiße Phase getreten. Deadlines schreckten vor üblichen Sommertabus nicht zurück und alle wussten: Wer jetzt nicht mit brillanten Ideen zu Papier kommt, an dem werden die zusätzlichen Millionen vorbei fließen, mit denen Bund und Länder die deutschen Hochschulen einen Schritt voran in die erste Liga der Welt bringen wollen. So mancher Tropfen Schweiß rann über die Stirn, manches Konzept wurde im kreativen Streit umstrukturiert, gebündelt, auf eine höhere Ebene geführt, zurückgestellt. Vor allem Top-Wissenschaftler, Universitätsspitze und Forschungsdezernat der Ruperto Carola waren gefragt. Mitte September mussten die Antragsskizzen für Graduiertenschulen und Exzellenzcluster abgegeben werden. Mit vier Anträgen für Graduiertenschulen sucht die Universität nun die Gutachter zu überzeugen: Molecular and Translational Life Sciences, Fundamental Physics, Intercultural Studies – Europe in Global Contexts, Mathematical and Computational Sciences. Für die Exzellenzcluster liegen fünf Anträge auf dem Tisch: Catalysis Center Heidelberg, Genesis of our Universe, Cellular Networks, Heidelberg Visual Collaboratory in the Humanities, Translational Oncology. Für die „dritte Säule“ des Wettbewerbs, das „freie Malen“ laut DFG, das mit 13,5 Millionen Euro pro Hochschule für fünf Jahre belohnt wird, werden wir den Schleier noch nicht lüften, denn die Konkurrenz schläft ja nicht. Nur eines steht schon jetzt mit Sicherheit fest: Die Universität Heidelberg wird nicht mehr sein, wie sie früher einmal war. Schon jetzt hat der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft sie in ein eigenes Exzellenzprogramm genommen, Vertrauen in ihre Schritte auf dem Weg zur deregulierten Hochschule ausgesprochen und sie als Modell ausgewählt, die Landesgesetzgeber anzutreiben, die sich bislang hinter der angeblichen Arteriosklerose der Universitäten versteckten. Spannende Zeiten für die Ruperto Carola.
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