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Ein Leben gegen die Mafia

Der ehemalige Bürgermeister von Palermo sprach über Zivilcourage

Leoluca Orlando wurde weit über die Grenzen Siziliens hinaus bekannt, als er 1985 zum Bürgermeister von Palermo gewählt wurde und sogleich einen mutigen Kampf gegen die Mafia in seiner Stadt begann. Nun war Orlando, der zwei Jahre lang an der Ruprecht-Karls-Universität studiert hat, mal wieder zu Gast in seiner „zweiten Heimat“ Heidelberg, um auf Einladung von Rektor Peter Hommelhoff einen Vortrag über Zivilcourage zu halten.
Der Heidelberg-Alumnus Leoluca Orlando besucht seine Alma Mater

Der Heidelberg-Alumnus Leoluca Orlando besucht seine Alma Mater.
Foto : Welker


Leoluca Orlando wurde weit über die Grenzen Siziliens hinaus bekannt,
als er 1985 zum Bürgermeister von Palermo gewählt wurde und sogleich einen mutigen Kampf gegen die Mafia in seiner Stadt begann. Nun war Orlando, der zwei Jahre lang an der Ruprecht-Karls-Universität studiert hat, mal wieder zu Gast in seiner „zweiten Heimat“ Heidelberg, um auf Einladung von Rektor Peter Hommelhoff einen Vortrag über Zivilcourage zu halten.

Der Titel lautete exakt: „Korruptionsbekämpfung und Zivilgesellschaft“. Doch Orlando stellte gleich zu Beginn fest, dass er in erster Linie von seinem Leben erzählen wolle. Da tauchen bekannte Namen wie Fidel Castro oder Hans Georg Gadamer auf, vor allem aber die Mafia hat Orlando ein Leben lang geprägt. Schon in seiner Schulzeit wurde er mit jenem Phänomen konfrontiert, das es später galt zu überwinden: „Unser Direktor sagte: Wir haben nichts mit der Mafia zu tun, also müssen wir nicht darüber reden“. Leoluca Orlanda aber brach das Schweigen. Denn seiner Meinung nach gehört zur wirksamen Bekämpfung der Mafia nicht nur eine (unbestechliche) Justiz, sondern auch ein öffentliches Anprangern von Gesetzesbrüchen. Nur damit könnte
den mafiösen Strukturen nach und nach der Nährboden entzogen werden. Diese Veränderung in den Köpfen mit herbeigeführt zu haben, darauf bildet sich Orlando zurecht etwas ein.

Der Erfolg gibt ihm recht. „Mitte der achtziger Jahre gab es allein in Palermo jährlich etwa 250 Mafiamorde, im Jahr 2000 zählte man dort acht Morde, von denen keiner mit der Mafia in Zusammenhang stand“, erläutert Orlando. Einst sizilianisches Sorgenkind, lebt heute wieder das mediterrane Flair auf.

Leoluca Orlandos couragiertes Auftreten ist natürlich mit persönlichen Entbehrungen verbunden. Nach der Ermordung der Mafiajäger Falcone und Berselino stand er ganz oben auf der Abschussliste. Bis heute wagt sich Orlando nur mit Personenschutz auf die Straßen seiner Heimat. Vor fünf Jahren trat er von seinem Amt als Bürgermeister in Palermo zurück, seitdem sitzt er im Regionalparlament Siziliens. Sein Engagement ist ungebrochen. Über Zivilcourage einfach nur  sprechen ist bei ihm zu wenig, er verkörpert sie.
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