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Meinungen

Externe Evaluationen verbessern Curriculumplanung

Über viele Jahre hinweg wurden an der Medizinischen Fakultät Heidelberg intern bestimmte Lehrveranstaltungen evaluiert. Verantwortlich war die Fachschaft Medizin, die mit finanzieller Unterstützung der Fakultät sich meist nur auf eine Pflichtveranstaltung im Semester konzentrierte. Der Evaluierung lag ein von Fachschaft und Studienkommission ausgearbeiteter Fragebogen zu Grunde. Die Ergebnisse wurden jeweils in der Zeitschrift "Infusion" veröffentlicht.

Prof. Horst Seller
Prof. Horst Seller, Studiendekan der Medizinischen Fakultät Heidelberg

Derartige Lehrevaluationen sind hilfreich, um einzelne Lehrveranstaltungen zu verbessern; an unserer Fakultät sind sie Standardverfahren bei Probevorlesungen im Rahmen von Berufungen. Die Nachteile für eine laufende Evaluation sind jedoch evident. Der Zeitaufwand für das Verteilen, Sammeln und Auswerten von Fragebögen ist hoch; das Ergebnis oft nicht repräsentativ, da der Rücklauf gering ist. Bei engem Kontakt zwischen Lehrenden und Lernenden im Gruppenunterricht stösst eine interne Evaluierung auf zusätzliche Widerstände. Freie Kommentare, die bei der Interpretation von Daten hilfreich sein könnten, verbieten sich wegen des Auswertungsaufwands weitgehend.

Mit der Einführung des Studienjahres und den Planungen für eine Reform des klinischen Curriculums wurde es für die Fakultät notwendig, das derzeit noch geltende alte Unterrichtssystem umfassend zu evaluieren und Schwachstellen zu analysieren. Auf diese Weise sollte eine Vergleichsbasis gewonnen werden, um nach der Umstellung den Erfolg zu messen. Alleine die hohen Kosten für die Umstellung auf das neue klinische Curriculum "heicumed" – in den Jahren 2000 bis 2005 ist mit einem Gesamtaufwand von 25 Millionen Mark zu rechnen – machen eine solche Analyse unabdingbar.

Im Wintersemester 1999/2000 beauftragte die Fakultät die Firma "ScienceConsult" mit der Entwicklung eines Evaluierungskonzepts. ScienceConsult schlug eine so genannte Meilenstein-Evaluierung vor, das heißt, eine Evaluierung ganzer Studienabschnitte mit jeweils allen zugeordneten Fachgebieten und deren Pflichtveranstaltungen. Diese Konzeption hat sich als sehr erfolgreich erwiesen.

Das Medizinstudium ist in vier Studienabschnitte von ein- bis zweijähriger Dauer unterteilt, die mit einem Staatsexamen abschließen. Die Evaluierung jeweils kurz vor der Zwischenprüfung bietet ein Optimum an Informationsgehalt. Im Rückblick lassen sich nicht nur das Gesamtkonzept einer Lehrveranstaltung und der Zusammenhang zwischen den einzelnen Lehrveranstaltungen bewerten; auch parallel laufende Veranstaltungen der Fächer können verglichen werden.

Ein weiteres Kernstück des Konzepts ist ein im Internet verfügbarer Fragebogen mit einer übersichtlichen und leicht zu bedienenden Bildschirmoberfläche, der auch zu Hause abrufbar ist. Die eingegebenen Daten werden unmittelbar in einer externen Datenbank gespeichert und ausgewertet.

Bisher wurden zwei klinische Studienabschnitte je zweimal evaluiert. An der Evaluation haben sich jeweils zwischen 70 und 90 Prozent einer Semesterkohorte beteiligt. Der für eine Abschnittsevaluation benötigte Zeitaufwand zwischen 30 und 50 Minuten erscheint den Studierenden tragbar. Die hohe Beteiligung trägt wesentlich zur Akzeptanz der Ergebnisse beim Lehrkörper bei.

Die Ergebnisse der online-Befragungen sind eine zuverlässige Basis für die externe Gutachtergruppe, die im Sommersemester 2001 alle Medizinischen Fakultäten in Baden-Württemberg evaluieren wird. Insgesamt erweisen sich fortlaufende externe Evaluationen in der Lehre als äusserst hilfreich für die weitere Curriculumplanung.

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