Siegel der Universität Heidelberg
Bild / picture

Wie wurde man eigentlich König?

6. Juni 2008

Die Kinderuniversität beschäftigte sich mit dem Mittelalter – Die Kleinen hatten viele Fragen


Könige gibt es in Deutschland schon lange nicht mehr, aber im Mittelalter, da war alles anders. „Damals gab es Ritter, die Pest, Kriege, Burgen und Karl den Großen“, wussten die kleinen Nachwuchsstudenten bei der Vorlesung der Heidelberger Kinderuniversität. Paul Töbelmann und Andreas Büttner von Institut für Geschichte berichteten dieses Mal, wie ein König im Mittelalter gewählt wurde und wie dessen Krönung durch Rituale geregelt war.

Zunächst ging es jedoch um das Leben im Mittelalter und warum Rituale damals besonders wichtig waren. „Die meisten Menschen konnten damals nicht lesen und schreiben“, erläuterte Andreas Büttner. Zudem war das öffentliche Leben damals völlig anders. Nachrichten von Ereignissen, die 100 Kilometer entfernt passierten, hätten auch in einer anderen Welt stattfinden können. Oftmals dauerte es Tage und Wochen bis sich besondere Geschehnisse herum gesprochen hatten.

Deshalb wurde vieles in rituellen Formen gemacht, damit sich die Menschen den Ablauf von Handlungen, etwa bei Gottesdiensten, besser merken konnten. Rituelle Formen waren auch bei anderen Ereignissen wie beim Landkauf oder bei der Verurteilung von Verbrechern wichtig. Diese rituellen Formen konnten beispielsweise das Tragen besonderer Kleidungsstücke oder das besonders langsame Gehen bei Beerdigungen sein. Und die Krönung eines Königs war ein besonders wichtiges Ritual. Doch wie wurde jemand König? Anfang des Mittelalters ging die Königswürde vom Vater auf den Sohn über. „Später wurden die Könige dann von den Fürsten gewählt“, erklärte Paul Töbelmann.

Die Fürsten waren nämlich sehr mächtig geworden und wollten unbedingt mitbestimmen, wer denn König werden sollte. So wählte eine Gruppe von besonders mächtigen Fürsten ihren König. Da diese Gruppe immer kleiner wurde und irgendwann nur noch aus sieben Fürsten bestand, die den König „kürten“, nannte man sie Kurfürsten. Damit ein König das Land gut regieren konnte, musste er bestimmte Eigenschaften mitbringen. Er musste über genügend Geld verfügen, um beispielsweise Kriege führen zu können und er musste sehr gläubig sein. Ein durchaus wichtiger Punkt, denn unter den sieben Kurfürsten befanden sich mit den Erzbischöfen von Köln, Mainz und Trier drei Vertreter der Kirche. Hinzu kamen der König von Böhmen, der Markgraf von Brandenburg, der Herzog von Sachsen und Pfalzgraf bei Rhein. Diese bestimmten den neuen König, wie etwa im Jahr 1314, nachdem Heinrich der VII. beim Italienurlaub an Malaria verstorben war.

Zur Wahl standen damals Friedrich von Habsburg, Ludwig der Bayer und Gunther von Schwarzburg. Gewählt wurde in Frankfurt. „Das lag ziemlich zentral“, hielt Paul Töbelmann fest. Nachdem sich die Kurfürsten auf Friedrich von Habsburg geeinigt hatten, wurde dieser in Aachen mit einem besonderen Ritual gekrönt. Zunächst wurde der zukünftige König in die Kirche geführt. Vor dem Altar warf er sich zu Boden, so dass er mit den Armen und Beinen ein Kreuz formte. Dabei wurden Gebete über ihn gesprochen. Nun begann eine Messe und der zukünftige König wurde gefragt, ob er den heiligen Glauben bewahren und beschützen wolle. Darauf hatte er mit „Ja“ zu antworten. Danach wurde sein Kopf, seine Hände und seine Brust gesalbt. Bevor der König auf den Thron gesetzt wurde erfolgte noch die Insignienübergabe. Zu den Insignien gehörten etwa Schwert, Zepter, Reichsapfel, Ring und Mantel.

Von Stefan Zeeh
© Rhein-Neckar-Zeitung


Rückfragen bitte an:
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
Tel. 06221 54 2310, Fax 54 2317
michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de
http://www.uni-heidelberg.de/presse/

Seitenbearbeiter: E-Mail
zum Seitenanfang