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100 Patientinnen an Brustkrebsstudie in Mannheim beteiligt

3. Juni 2008

Moderne Technik ermöglicht Strahlenbehandlung während Brustkrebs-Operation

Ärzte um Professor Dr. Frederik Wenz, Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie, und Professor Dr. Marc Sütterlin, Direktor der Frauenklinik des Universitätsklinikums Mannheim, wenden seit rund sechs Jahren bei Brustkrebspatientinnen eine neue kombinierte Operations-Strahlen-Technik an. Dabei bestrahlen sie noch während der brusterhaltenden Operation und nach der Entfernung des Tumors das angrenzende Brustgewebe. Ziel ist es, möglicherweise noch in der Brust vorhandene Tumorzellen erfolgreich zu bekämpfen. Die Wirksamkeit des neuen Verfahrens erproben Ärzte an Brustkrebszentren weltweit derzeit im Rahmen der internationalen TARGit-Studie (TARGeted Intra-operative Radiation Therapy). „Mehr als die Hälfte der geplanten 2232 Patientinnen haben bisher an dieser Studie teilgenommen. Damit ist ein wichtiger Meilenstein erreicht. Der Studienabschluss ist für 2010 vorgesehen“, erläuterte Frederik Wenz, der ebenso wie Marc Sütterlin Mitglied der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg ist, den Stand der Studie auf der Jahrestagung der Amerikanischen Gesellschaft für Klinische Onkologie (American Society of Clinical Oncology; ASCO), die vom 30. Mai bis 3. Juni 2008 in Chicago, Illinois, USA, stattfindet. Demnach wurden in Mannheim bislang 100 Patientinnen mit dem Intrabeam System, einem Miniatur-Röntgengenerator, im Rahmen der Studie behandelt. Dabei wurden sehr gute kosmetische Ergebnisse erzielt. Abschließende Daten zur Wirksamkeit der ausschließlich intraoperativen Bestrahlung werden erst nach ausreichender Nachbeobachtungszeit vorliegen.

Das Mannheimer Universitätsklinikum gehört bei der TARGit-Studie zu den Pionieren: Als zweite Klinik weltweit – nach dem University College in London, Großbritannien – hat es sich an der internationalen Multicenterstudie beteiligt. Inzwischen sind in Deutschland auch das Sankt Gertrauden Krankenhaus sowie die Charité in Berlin, das Universitätsklinikum Frankfurt und das Deutsche Rote Kreuz-Krankenhaus gemeinsam mit der Technischen Universität München sowie die Ludwig-Maximilians-Universität München eingebunden.

Die neue Technik wird im Rahmen der Studie bei Brustkrebspatientinnen im Alter von mehr als 50 Jahren mit kleinen Tumoren als ausschließliche, einmalige intraoperative Bestrahlung angewendet. Bei jüngeren Frauen oder bei Frauen mit größeren Tumoren verkürzt die intraoperative Bestrahlung die Nachbestrahlungsphase.

Die Methode hat den Vorteil, dass die Patientin von der verlängerten Operation nichts bemerkt, dass Strahlenfolgen an der Haut vermieden werden können, dass im Falle kleiner, frühzeitig entdeckter und operativ entfernter Tumoren die anschließende, ambulante Strahlentherapie möglicherweise ganz entfallen oder bei etwas größeren, brusterhaltend operierten Tumoren zumindest verkürzt werden könnte (von sieben auf etwa viereinhalb Wochen). Das herkömmliche Therapieschema sieht im Vergleich dazu eine siebenwöchige Bestrahlungsbehandlung mit 33 postoperativen, täglichen Strahlensitzungen vor. Der Nachteil des neuen Verfahrens besteht darin, dass die Narkose um eine knappe Stunde verlängert werden muss, da die Bestrahlungszeit rund 30 Minuten beträgt.

Die Rückfallquote nach intraoperativen Bestrahlung und verkürzter Nachbestrahlung lag nach fünf Jahren unter zwei Prozent. „Damit ist die neue Kombinationstechnik von Operation und Bestrahlung mindestens genauso wirkungsvoll wie normale Brustkrebs-Eingriffe mit der längeren Nachbestrahlung“, so Frederik Wenz.

Die weiche Röntgenstrahlung des Intrabeam Systems wird mit einem kugelförmigen, 1,5 bis 5 Zentimeter großen Strahlenkopf direkt in die Wundhöhle geleitet und trifft die postoperative Tumorregion genau. Außerdem verringert sich das Risiko eines erneuten Tumors an der gleichen Stelle durch die hohe Strahlendosis, die ausgesendet werden kann. Für das Personal sind die weichen Strahlen aufgrund der kurzen Reichweite ungefährlich. Das Intrabeam System wiegt nur zwei Kilogramm, ein konventioneller Linearbeschleuniger dagegen rund zwei Tonnen.


Kontakt:
Professor Dr. Frederik Wenz
Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie des Universitätsklinikums Mannheim
Theodor-Kutzer-Ufer 1–3
68167 Mannheim
frederik.wenz@medma.uni-heidelberg.de


Kontakt für Journalisten:

Dr. Monika Mölders
Wissenschaftskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg
Theodor-Kutzer-Ufer 1–3
68167 Mannheim
Tel. 0621 3831159
Fax 0621 3832162
monika.moelders@medma.uni-heidelberg.de


Allgemeine Rückfragen von Journalisten auch an:
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de

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