Siegel der Universität Heidelberg
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Mittendrin statt nur dabei

3. Juli 2007

Innenansichten aus der deutschsprachigen Andrássy Gyula Universität Budapest – Heidelberger Partnerschaft


Die Universität Heidelberg und ihre Juristische Fakultät können ein kleines Jubiläum feiern: Die Kooperation mit der deutschsprachigen Andrássy Universität Budapest bewährt sich seit fünf Jahren. Die internationale Hochschule ist ein Symbol für die wiedergewonnene Gemeinsamkeit im mitteleuropäischen Kulturraum. Dirk Hochstein zählt zu ihren Studierenden. 

Alles in Position, Aufnahmelämpchen leuchtet, die Kamera läuft. Was sich hier abspielt, ist kein Filmdreh, sondern Medientraining an der deutschsprachigen Andrássy Gyula Universität in Budapest.

Jurastudent Dirk Hochstein hat ganze zwei Minuten Zeit zu erklären, warum es sich lohnt, gerade an dieser Universität zu studieren. Sein Statement wird groß an die Wand projiziert und haargenau analysiert. Die Worte kommen Dirk flüssig über die Lippen, er findet den richtigen Einstieg, seine Aussage ist verständlich, die Argumente sind nachvollziehbar: Dirk weiß, wovon er spricht.

Seit September 2006 macht der 28-Jährige hier in Budapest seinen Master of Law (LL.M.). Nachdem er das erste Staatsexamen an der 25 000 Studenten zählenden Ruhr-Universität in Bochum absolviert hat, ist die Graduiertenuniversität Andrássy mit insgesamt 120 Studenten für ihn eine ganz neue Erfahrung.

Anonymität gibt es hier nicht, die Dozenten kennen alle Studenten bei ihrem Namen - was für die Studierenden nicht unbedingt von Vorteil ist, wenn es in den Vorlesungen statt "Wer kann denn erklären ...?" heißt: "Herr Hochstein, erklären Sie mal!" Dennoch fühlt sich Dirk in der persönlichen Atmosphäre der Universität sichtlich wohl und weiß den hohen Lernstandard zu schätzen: "Dadurch, dass hier alle schon einen Abschluss haben, finden sämtliche Diskussionen auf einem extrem hohen Niveau statt." Nach dem Medientraining ist Mittagspause. Zum Essen müssen Dirk und seine Kommilitonen auf Kantinen und Cafés in der Umgebung ausweichen, eine Mensa hat die Andrássy nicht zu bieten, nur Kaffee aus dem Automaten. Alternativen gibt es jedoch rund um das Festetics Palais, das Domizil im Herzen der Stadt, genügend.

Im Frank-Zappa-Café um die Ecke lässt es sich im Freien entspannt bei Cappuccino nicht nur über das Studium, sondern auch über das Wochenende sprechen. Denn wenn der Lernstress es erlaubt, bietet die ungarische Hauptstadt alles, was ein Studentenherz begehrt: viele Ausgehmöglichkeiten, billiges Bier und aufregendes Großstadtleben. Als im heißen Herbst letzten Jahres das benachbarte Magyar Radio beinahe gestürmt wurde, erzählt Dirk, musste auch die Andrássy geräumt werden. Anschließend durften die Studenten erst nach einer Polizeikontrolle das Gebäude betreten. "Das ist es, was ich an Budapest so liebe", sagt Dirk, "hier ist man tatsächlich mittendrin statt nur dabei."

"Gründerehrgeiz mitbringen"

 Diese Aussage lässt sich problemlos auf die Universität selbst übertragen. Mit ihrem zarten Alter von fünf Jahren befindet sie sich noch mitten im Entwicklungsprozess. Vor allem der Bologna-Prozess wird die Andrássy auch in Zukunft vor weitere Herausforderungen stellen und die Struktur wesentlich verändern. Voraussichtlich schon in den nächsten zwei Jahren wird es möglich sein, in den Studiengängen Internationale Angelegenheiten und Mitteleuropäische Studien nicht nur wie bisher den Second Master, sondern auch den First Master zu machen.

Prof. Ulrich Hufeld, Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät, drückt es folgendermaßen aus: "Studenten, die an die Andrássy Universität kommen, müssen Gründerehrgeiz mitbringen." Auch diesem Anliegen gewinnt Dirk nur Gutes ab. "Wir haben hier als Studenten große Gestaltungsmöglichkeiten." So können etwa Anfragen für den Bibliotheksbestand vorgebracht und Wünsche für den obligatorischen Fremdsprachenunterricht geäußert werden. Neben all dem legt die Universität Wert auf Angebote jenseits des üblichen Studienalltags.

Eine einwöchige Brüssel-Exkursion ist ebenso Bestandteil der juristischen Ausbildung wie das Magisterseminar am Balaton; eine Gruppe Studierender ist kürzlich im Rahmen eines Nahost-Seminars nach Israel gereist. Die meisten Reisen werden wenigstens teilweise von den Partnerstiftungen der Universität finanziell getragen.

Zu ihnen zählt die Landesstiftung Baden-Württemberg, die auch Dirk durch ein Stipendium mehr als nur die Finanzierung der 660 Euro Studiengebühr pro Semester und somit das Studieren im Ausland ermöglicht. Das Stipendium läuft mit seinem LL.M.-Abschluss im Herbst aus. Im September werden im prachtvollen Spiegelsaal der Universität die Abschlusszeugnisse überreicht.

Damit ist Dirks Zeit an der Andrássy Universittät eigentlich um. Eigentlich - noch steht nämlich seine Doktorarbeit bevor. Die würde er als Doktorand der Universität Heidelberg gerne an der Andrássy schreiben. Dafür sprechen nicht nur das Studienangebot und die europäische Ausrichtung der Universität, die sein Spezialgebiet Internationales Wirtschaftsrecht optimal abdecken.

Es ist das Gesamtpaket der Universität, das Dirk Hochstein zum Bleiben animiert: die hochmoderne Ausstattung im historischen Ambiente, die familiäre Atmosphäre und die namhaften Lehrkräfte, die bei Partys auch mal zusammen mit den Studenten bis in die Morgenstunden die Hüften schwingen. Auch wenn Dirk das in den zwei Minuten vor der Kamera verschwiegen hat.
Renée Ricarda Billau
© Rhein-Neckar-Zeitung

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