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Die Zeit im Kopf – das Gedächtnis und die vierte Dimension

4. Januar 2007

Vortragsreihe "ZEIT : Vergangenheit – Sorgenkind – Zukunft" im Zoologischen Museum der Universität Heidelberg: Die Wissenschaftspublizistin Dr. Barbara Knab spricht am 7. Januar 2007 um 11.00 Uhr im Hörsaal des Instituts für Zoologie


Die Zeit im Kopf – das Gedächtnis und die vierte Dimension.  
Die Zeit im Kopf – das Gedächtnis und die vierte Dimension. Die Wissenschaftspublizistin und Psychotherapeutin Frau Dr. Barbara Knab wird in ihrem Vortrag den zeitlichen und inhaltlichen Dimensionen des Gedächtnisses vorstellen.
Foto: privat

Die Psychologie unterscheidet beim Gedächtnis zeitliche und inhaltliche Dimensionen. Die zeitliche beschreibt das Gedächtnis als dreistufigen Vorgang, der an den physikalischen Zeit"pfeil" geknüpft ist: als Aufnahme, Speicherung und Wiedergabe. Die inhaltliche differenziert zum Beispiel ein Gedächtnis für Vokabeln von einem für Bewegungen. Eine ganz eigene Rolle spielt das Gedächtnis für unser eigenes Leben, das episodische oder autobiographische; es erlaubt uns nämlich, Vergangenes nicht nur neutral zu betrachten, sondern wieder zu erleben. Endel Tulving nennt das: den Pfeil der Zeit nach hinten biegen.

Die Zeit selbst nehmen wir dabei relativ wahr; wir erleben, was der Reihe nach geschieht, und ob es gerade Mittag oder Abend, Sommer oder Winter ist. Gleichzeitig vermerkt die erste Gedächtnisstufe Aufnahme, wie wir uns gerade körperlich und geistig fühlen, und verschlüsselt damit automatisch, ob wir jugendlich sind, in den "besten Jahren" oder älter. All das behalten wir als Bestandteil der Episode. Bei Uhrzeit, Datum oder Jahr brauchen wir dagegen Hilfsmittel, um sie überhaupt wahrzunehmen; damit ist diese "absolute" Zeit kein Bestandteil der Episode und erreicht nicht einmal Gedächtnisstufe Nummer eins.

Die Folge: Zeitlich erinnern wir uns an unser Leben vornehmlich relativ, selbst an herausragende Ereignisse. Wie alt wir zu Schulbeginn oder bei der eigenen Hochzeit in Jahren waren, bewahrt nicht das episodische Gedächtnis; wir wissen es auswendig. Falls nicht, müssen wir nachrechnen, und dafür brauchen wir Zeit-Indikatoren. So ordnet man rückblickend Ereignisse danach, welchen Job man in dieser Zeit gerade hatte, welches Kind im Gymnasium war oder von welcher Reise man gerade zurückkam. Wird das Leben im Alter gleichförmiger, werden solche Indikatoren deutlich weniger. Damit können Ältere objektiv viel schwerer zeitlich einordnen, wann sie welchen Ausflug gemacht oder welche Oper besucht haben, unabhängig vom Zustand ihres Gedächtnis. Dieses bleibt im übrigen zeitlich organisiert, auch wenn es nachlässt – allerdings weniger, als gerne kolportiert wird.

Nach einem Studium der Studium Mathematik und Geographie für das Lehramt an Gymnasien sowie einem Studium der Psychologie an der Universität München fertigte Frau Dr. Knab Ihre Doktorarbeit über "Das Bewußtsein von Wachen und Schlafen" an. Sie ist Autorin von sieben populärwissenschaftlichen Büchern in den Bereichen Psychologie, Psychiatrie, Neurowissenschaften, Gesundheit und Geographie.

Das Zoologische Museum ist am Vortragstag von 10.00 bis 12.00 Uhr geöffnet.



Rückfragen bitte an:
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oder Dr. Henner Hollert
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Volker.Storch@zoo.uni-heidelberg.de
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