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Das Beste für unser Kind?

 

Das Beste für unser Kind?

Willkommen auf dem neuen Markt der Bildung und Erziehung!

 

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Die Veranstaltung war eingebettet in die Hauptpodienreihe 2: Bildung und Erziehung, die sich am Donnerstag mit „Aufstieg durch Bildung?!“ und am Samstag mit „Religion gehört dazu“ auseinandersetzte. Sie wurde vor allem von Teilnehmenden besucht, die sich entweder beruflich mit diesem Thema beschäftigen (pädagogische Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen und Schule) oder als (Groß-)Eltern von Kindern damit befasst sind.

Was verstehen wir unter Bildung? Wie organisieren wir sie? Welches Menschenbild liegt zugrunde? – unter diesen drei Leitfragen wurde der Nachmittag in zwei Blöcke gegliedert. Dem ersten lag das Verhältnis von Bildung und Wirtschaft zugrunde. Der zweite nahm die Bedürfnisse der Kinder und ihres Umfeldes in den Blick.

 

 

 

In seinem Input zeigte der Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Johannes Bellmann eine kritische Sicht auf das neue Steuerungsmodell in schulischer Bildung auf, das vor allem am Output und damit wettbewerbsorientiert ausgerichtet ist. Er sprach sich dafür aus, Bildung als experimentellen Erfahrungsprozess sehen. So könne Schule mehr zum Spiegel eines gerechten Miteinanders werden, statt den Wirtschaftsmarktes abzubilden.

 

Dr. Regine Görner von der IG Metall und Dr. Dr. Andreas Barner von der Boehringer Ingelheim GmbH traten für Wettbewerb ein, der aus ihrer Sicht nicht nur die Entfaltung persönlicher Potentiale, sondern auch eine Zuordnung in die Gesellschaft ermöglicht.

 

Kirchentagspräsidentin Prof. Dr. Karin von Welk votierte für eine Kultur der Bildung. Dabei ging sie von einem weiten Bildungsbegriff aus, der auf der der Fähigkeit zur Selbstreflexion basiert. Bildung dürfe nicht nur auf Nützlichkeit und Verwertbarkeit angelegt sein, sondern diene der Persönlichkeitsentwicklung und einer daraus resultierenden Gesellschaftsverantwortung.

 

 

Mit ihrem Zwischenruf brachte Dr. Barbara Stiegler von der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn die Anforderungssituation der Familien ins Gespräch. Sie stellte drei Thesen dazu auf:

 

 

  1. Der neue Markt der Bildung ist blind gegenüber den eigenen Voraussetzungen, denn er hat die private Sorgearbeit für Kinder nicht im Blick.
  2. Die Folgen werden vor allem Frauen und Mütter zu tragen haben. Sie befinden sich verstärkt im Zwiespalt notwendiger eigenere Erwerbstätigkeit und notwendiger höherer zeitlicher Aufwendung für die Bildung der Kinder.
  3. Je benachteiligter die Familie ist, desto stärker wird sie vom derzeitigen Bildungssystem abgehängt, da dort besondere Unterstützung mit einem hohen materiellen Aufwand verbunden ist.
 

 

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Die zweite Podiumsrunde wurde durch Statements von Experten aus der Praxis (Erzieherinnen und Mütter) ergänzt, die diese Thesen alltagsnah untermauerten. Vor allem Prof. Dr. Thomas Rauschenbach vom Deutschen Jugendinstitut München vertrat die Sicht, dass Bildung für Kinder flankiert werden müsse von Betreuung und Erziehung. Er warb für eine Verständigung darüber, was unter (Alltags-)Bildung zu verstehen ist und wie private und öffentliche Verantwortung für Bildung zusammen gehen können. Während sich Doris Ahnen, die Mainzer Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur, in diesem Zusammenhang aus organisatorischer Sicht sehr für frühe Förderung mit entsprechender personeller Ausstattung und die Einrichtung von Ganztagesschulen aussprach, betonte der Oldenburger Bischof Jan Janssen mehr den inhaltlichen Zugang. Er sieht Kirche als – vor allem in Krisen – gefragten Ort für Wertevermittlung. Das impliziere auch die Vermittlung von Selbstwertgefühl: Kinder sollen sich als geliebte / von Gott geliebte Menschen erfahren.

 

Moderiert wurde die Veranstaltung von dem Sportwissenschaftler Prof. Dr. Dietrich Kurz und Dr. Barbara Thiessen vom Deutschen Jugendinstitut München.                                                                

Mein Fazit:

Diese Veranstaltung hat gezeigt, wie differenziert und unterschiedlich Bildung für Kinder in Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Gesellschaft und Familie wahrgenommen wird und vor allem welch großer Gesprächs- und Verständigungsprozess notwendig ist, um tatsächlich „das Beste für unser Kind“ zu erreichen. Daher wird diese Bildungsdiskussion weitergehen müssen – die hohe Zahl der Teilnehmenden und ihr spürbares Interesse an dieser Veranstaltung wird hoffentlich auch im Nachgang des Kirchentages mit dafür sorgen.

 

Susanne Betz

 
Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 29.05.2018
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