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Institutsabend am 17. Juni 2008

 

“Von guten Gründen, sich an Johann Hinrich Wichern zu erinnern"
Institutsabend mit Dr. Dr. Jürgen Albert

Institutsabend Sose 2008

 

Welche guten Gründe gibt es, sich an Johann Hinrich Wichern zu erinnern? Diese Frage ist im Jubiläumsjahr anlässlich des 200. Geburtstags des “Vaters der modernen Diakonie” besonders virulent. Der langjährige Wichernforscher Dr. Dr. Jürgen Albert ging ihr in seinem Vortrag im Rahmen des Institutsabends am 17.06.2008 nach und diskutierte mit den ca. 30 Zuhörern seine Sicht Wicherns als „Christentums-Politiker”, die er in einschlägigen Publikationen ausgearbeitet hat.

 

 

 

 

 

 

Besonders eindrücklich war, dass der Referent ausführlich von seinen positiven Erinnerungen an seine Zeit als Assistent am DWI und seinem Dissenz mit der Wichern-Interpretation des damaligen Institutsleiters Prof. Dr. Paul Philippi sprach.

 

Albert stellte seine Sicht Wicherns überzeugend dar: Als „Christentums-Politiker“ hat Wichern um eine lebendige und praxisnahe Theologie gerungen. Ähnlich wie der Kulturprotestant Richard Rothe hat er den Gang in die Gesellschaft des 19. Jahrhunderts angetreten. Er überschritt die Grenzen der Kirche, die für ihn nicht mehr der ausschließliche Raum christlicher Praxis sein konnte, um eine zeitgemäße Form des Christentums möglich zu machen. Somit kämpfte Wichern gegen eine ekklesiologische Verengung des Protestantismus. Zu diesem Zwecke entdeckte er den Verein als Rechtsform des sozialen Handelns, und es gelang ihm, diesen Ansatz auch theologisch angemessen zu begründen. So fand der soziale Protestantismus seine eigene, vom verfassten Staatskirchentum unabhängige, gesellschaftsintegrierende Rechtsgestalt. Im Konzept der Inneren Mission zielte Wichern auf die geistige und praktische Verantwortung des Protestantismus für die Gesellschaft.

 

Die Konsequenzen der Leistungen Wicherns sind angesichts der Entwicklung der institutionellen Diakonie bis heute spürbar. Sein theologischer Pioniergeist kann – trotz einiger kritischer Aspekte – auch heute noch als vorbildlich gelten und angesichts der aktuellen Herausforderungen der Kirche in der Gesellschaft weiterhin wichtige Impulse geben. Es gibt also viele gute Gründe, sich an Johann Hinrich Wichern zu erinnern und seinen 200. Geburtstag gebührend zu feiern.

 

 

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 30.05.2018
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