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"Vier Thaler und sechzehn Groschen"
DWI-Exkursion zu den Franckeschen Stiftungen

 

 

DWI-Exkursion
zu den Franckeschen Stiftungen nach Halle
vom 16. bis 19. Dezember 2008

 

Gruppenbild Am Franckedenkmal
 

 
16 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der vorweihnachtlichen DWI-Exkursion unternahmen eine Zeitreise nach Halle und Leipzig und durchliefen dabei die unterschiedlichen Epochen vom Zeitalter der Reformation bis zur Neuzeit. Im Zentrum stand der Besuch der Franckeschen Stiftungen.


„Vier Thaler und Sechzehn Groschen“ sowie eine gehörige Portion Gottvertrauen – das ist das Startkapital, mit dem August Hermann Francke (1663-1727) im Jahre 1695 eine Armenschule und in der Folge ein Waisenhaus samt eines ganzen Netzwerks von Bildungs- und Erziehungseinrichtungen in und um Halle gründete. Ausgelöst wurde diese Entscheidung Franckes durch die oben bezifferte Spende und den Glauben Franckes: „Ich besprach mich nicht darüber mit Fleisch oder Blut, sondern fuhr im Glauben zu und machte noch desselbigen Tages Anstalt ...“.

Gruppenbild Vor Waisenhaus


„Anstalt machen“ – das war für Francke im besten Sinne des Wortes eine Herzensentscheidung und ein Prozess, der eine zunehmende Eigendynamik entwickelte und sich auch über vehemente Widerstände hinwegsetzte. Seine Resultate sind noch heute auf dem Gelände der Franckeschen Stiftungen sichtbar. Der historische Gebäudekomplex umfasst das Wohnhaus Franckes, das Waisenhaus sowie zahlreiche Schulgebäude und zeigt eine Dauerausstellung zu Person und Werk Franckes.

 

  
Sehenswert ist darüber hinaus die historische Bibliothek sowie die Kunst- und Naturalienkammer. Sie ist das älteste Museum Deutschlands mit weltweit einzigartigen Kuriositäten, die Francke zu pädagogischen Demonstrationszwecken gesammelt hat. Über unseren Besuch der Franckeschen Stiftungen berichtet Min Young Jung.

Francke Ueberarbeitet
Das sichtbare Wirken Franckes gründet auf seiner im Pietismus verwurzelten Frömmigkeit und Theologie, wovon seine Biographie geprägt ist. Von seinen frühen Lebensjahren (1663-1691) und dem einschneidenden Bekehrungserlebnis in Lüneburg 1687 berichten Romana Scherrer und Sabine Hack. Die frühen Erfahrungen bilden die Grundlage für Franckes Tätigkeit als Pfarrer in Glaucha und später in Halle selbst sowie als Professor an der Universität in Halle. Franckes Ansätze zur Gemeinde- und Studienreform stellt Christine Siepmann vor. Das Lebenswerk Franckes bilden seine Stiftungen, in denen er sich als Pädagoge der Erziehung von Kindern widmet, zugleich aber auch als Unternehmer tätig ist, wie Christoph Brandt skizziert. Welche Rolle dabei seine weltweiten Beziehungen spielen, stellt Larissa Hülse dar. Einen Überblick über die letzten Lebensjahre (1715-1727) Franckes gibt Jan Meckler.

 

In der Wirkungsgeschichte Franckes liegen zentrale Impulse für eine diakonische, missionarische und pädagogische Praxisgestaltung, die weit über den deutschen Kontext hinaus Einfluss ausübten und zum Teil bis heute greifbar sind. Auf dem Gelände der Franckeschen Stiftungen wirken sie in verschiedenen Einrichtungen und Projekten weiter. Eines davon ist das „Haus der Generationen“, das wir kennen lernen durften und dessen Konzept Simone Ziermann vorstellt. Sehr herzlich empfangen wurden wir außerdem bei Kaffee und adventlichem Gebäck in der „Jugendwerkstatt Bauhof“, die Inhalte dieser Begegnung fasst Fabian Eusterholz zusammen.

Die Exkursion nach Halle und Leipzig verharrte also nicht allein in der Zeit Franckes. Als weitere diakonische Einrichtung besuchten wir in Leipzig die Bahnhofsmission, wovon Susanne Schmidt berichtet. Anschließend wandelten wir im Rahmen einer Führung durch die Leipziger Innenstadt „Auf den Spuren der friedlichen Revolution“. Die uns hier vermittelten Eindrücke aus dem Jahr 1989 beschreibt Susanne Spalteholz. 

 

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Besonders beeindruckend war der daran anknüpfende Besuch im Stasimuseum in der „Runden Ecke“, bei dem uns die langjährige Ausstellungsleiterin in die dunklen Kapitel der DDR-Geschichte einführte und auch Einblicke in ihre eigene Lebensgeschichte gewährte. Jürgen Senton lässt uns das Erlebte nachempfinden.
            

 

 

Das darauf folgende Gespräch mit Peter Zimmerling, Professor für Praktische Theologie an der Theologischen Fakultät Leipzig und ausgewiesener Zinzendorf-Experte, führte uns zurück in die Welt des Pietismus und knüpfte somit an den Besuch der Franckeschen Stiftungen am Vortag an. Inkap Park fasst das Gehörte zusammen.

Den Abschluss der Exkursion bildete ein Besuch der Landesausstellung „Fundsache Luther“ im Museum für Vor- und Frühgeschichte in Halle. Sie gibt aufgrund neuer archäologischer Erkenntnisse ungeahnte Einblicke in das Leben Martin Luthers und seiner Familie. Hierüber berichtet Mina Kim. Luther ist mit der Stadt Halle insofern verbunden, als er in der Marktkirche, in der noch heute seine Totenmaske zu besichtigen ist, dreimal predigte.

 

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Neben den Programmpunkten blieb noch Zeit für den Besuch der Weihnachtsmärkte in Halle und Leipzig – hier durfte natürlich auch der ein oder andere Glühwein nicht fehlen. Die Abende verbrachte die Gruppe in gemütlicher Atmosphäre und fröhlicher Runde in „Alten Apotheken“ in Halle und Leipzig, so dass in angemessener Form an die innovativen Ideen Franckes anknüpft werden konnte, mit „Essentia dulcis“ das Leben etwas süßer zu gestalten und erträglicher zu machen. 

                                                                                                                                                                    
                                                                                                   von Anika Christina Albert

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 29.05.2018
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