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Schlackenlose Aufführung

13. Februar 2008

Heidelberger Unichor sang Rossinis "Petite Messe Solennelle"

Als "Alterssünden" bezeichnete Gioacchino Rossini seine in 14 Bänden erschienenen kleineren Kompositionen, meist für Singstimmen. Viel Spaßiges ist darunter, Gondolieri werden besungen oder auch Radieschen. Etliche Tonfälle, aber auch manche Melodie oder Arie daraus hat der Meister 71-jährig in geistige Weihen überführt mit seiner "Petite Messe Solennelle".

Für einen intimen Rahmen schuf er das Werk, als Begleitinstrumente hat er einzig Klavier und Harmonium vorgesehen. Der Große Chor der Heidelberger Universität, der unter der Leitung von UMD Heinz-Rüdiger Drengemann diese Messe sang, ist stimmlich bestens geschult, um Kitsch von dieser Musik fernzuhalten. Schlackenlos war diese Aufführung. Drengemann setzte auf kontrastreiche Darstellung, welche zwischen forschem Elan und innigen Schönheiten große Spannkraft gewann.

Ein lapidarer Gestus durchzieht bisweilen das Werk: Charme und Leichtigkeit sprühen neben seraphisch verklärter Innigkeit. Große Schönheiten, berückende Pianissimo-Wirkungen und tiefe Introspektion entdeckte der Dirigent neben feurig-frischem Esprit. Dabei nahm er sich die Ruhe, um die Tiefe auszukosten.
Mit frischer Tönung sang der Unichor, kraftvoll prägnant und in markantem Schwung gestaltete er das "Cum Sancto Spiritu", dessen überschießende Freude nicht zuletzt durch die sehr klar gesungenen Koloraturen zu bester Wirkung kam.

Inspirierte Arien und Melodien durchziehen die Messe, die so ähnlich auch in Buffas des italienischen Meisters stehen könnten. Oder eben in jenen "Alterssünden". Die Interpretation unter Drengemanns Leitung nahm diese Messe ernst, verweigerte sich plakativen Effekten. Still flutend, wunderschön schattiert kam das "Kyrie", und im "Gloria" wurde ein ausgesprochen lieblicher, intimer Ton angeschlagen, der den süßen Harmonien den Schmelz nie verweigerte.

Vom Klavier in gedrillter Rhythmik begleitet wird die Tenorarie "Domine Deus", die so klang, als stünde der Sänger mit gezücktem Schwert bereit, sich in die Schlacht zu stürzen: Schön elastisch, lyrisch glühend sang Christoph Wittmann. In sonorer Prägnanz gestaltete Ekkehard Abele die Bass-Arien. Lyrisch schmiegsam und beseelt leuchtend formte Elvira Hasanagic die Sopranpartie, große Leidenschaftlichkeit brachte Susanne Kraus-Hornung in das "Agnus Dei". Daniel Roos (Klavier) und Jan Wilke (Harmonium) setzten die Intentionen des Dirigenten bestens um.
Rainer Köhl
© Rhein-Neckar-Zeitung

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