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Hades lässt Persephone frei – endlich kann es Frühling werden

5. April 2007

Der Sternhimmel im April: Venus und Saturn dominieren den frühen Nachthimmel


Himmelsüberblick: In diesem Monat ist die Orientierung am Nachthimmel für Einsteiger besonders einfach. Gegen 22 Uhr braucht man nur steil nach oben in Richtung Zenit zu schauen, um die sieben hellsten Sterne des Großen Bären zu finden. Südlich davon erstreckt sich das Sternbild Löwe. Ein großes Sterntrapez deutet den Rumpf dieses Tieres an, ein kleineres etwas nach rechts oben versetzt, bildet den Kopf. Der hellste Stern des Löwen, Regulus, ist einer der drei Sterne des Frühlingsdreiecks. Der zweite Stern dieses Dreiecks ist der "Bärenhüter", Arktur im Bootes, und der dritte Spica in der Jungfrau.

Hat man das Dreieck gesichtet, kann man sich relativ schnell zurechtfinden. Hoch im Westen sind die Zwillinge zu sehen, und zwischen den beiden und dem Löwen befindet sich das Sternbild Krebs, das ziemlich unscheinbar ist. Im Süden ist gegen 21:30 Uhr der Ringplanet Saturn zwischen dem Krebs und Löwe zu finden. Venus strahlt um dieser Uhrzeit sehr hell im Westen im Sternbild Stier.

Die Jungfrau, Sternbild des Monats: Die griechische Mythologie erzählt von der wunderschönen Persephone, der Tochter der Fruchtbarkeitsgöttin Demeter, wie sie eines Tages zusammen mit Freundinnen auf einer Wiese Blumen pflückte. Persephone bewunderte gerade eine wunderschöne Narzisse, als sich neben ihr die Erde auftat, ohne dass sie es bemerkte. Aus dem Erdspalt kam Hades, der Herrscher des Reichs der Schatten, in einem Wagen herauf gefahren. Er entführte Persephone und verschwand mit ihr in die Tiefe der Erde.

Das Mädchen rief nach seiner Mutter, diese konnte ihre Tochter jedoch nicht hören und nirgendwo finden. Von Helios, dem Sonnengott, erfuhr sie schließlich von der Entführung. Zornig wandte sie sich an Zeus, den Vater aller Götter, und verlangte nach ihrer Tochter. Dieser entschied dann, dass Persephone einen Teil des Jahres als Hades Frau in der Unterwelt und den anderen Teil bei ihrer Mutter auf der Erde verbringen sollte. Herbst und Winter verbringt Persephone nun, beweint von ihrer Mutter, in der Unterwelt. Doch, sobald sie als Sternbild Jungfrau am Himmel sichtbar wird, kündigt sie den Frühling und das Erwachen des Lebens an.

Mond- und Planetenlauf: Vollmond ist am 2. im Sternbild Jungfrau, Neumond am 17. in den Fischen. Merkur ist zu nah an der Sonne und kann nicht beobachtet werden. Venus beherrscht mit ihrem Glanz den Abendhimmel. Sie ist nach der Dämmerung ziemlich hell im Westen zu sehen. Gegen Monatsende taucht Mars endlich am Morgenhimmel auf. Jupiter ist Planet der zweiten Nachthälfte. Saturn (siehe unten) strahlt hell im Sternbild Löwe. Uranus und Neptun bleiben dagegen unsichtbar. Der Zwergplaneten Pluto ist nur früh am Morgen im Sternbild Schütze zu sehen.

Saturn, seine Ringe und Monde: Knapp 400 Jahre nachdem Galileo Galilei zum ersten Mal ein Teleskop auf Saturn richtete (und feststellte, dass dieser "Henkel" besitzt) hat der Ringplanet unseres Sonnensystems nichts von seiner Faszination eingebüßt. Zugegeben, heute wissen wir, dass auch die anderen Gasriesen Jupiter, Uranus und Neptun Ringe besitzen. Diese sind aber nichts im Vergleich mit der majestätischen Schönheit der Saturnschen Ringe.

Während bereits Christiaan Huygens um 1660 die "Henkel" richtigerweise als Ringe erkannte, kennt man die überraschende Vielfalt der Oberflächenbeschaffenheiten der über 40 Saturnmonde erst, seitdem 1979 Pioneer 11 das Saturnsystem besuchte. Ihm folgten in den 1980er Jahren die beiden Voyager-Sonden. Momentan wird Saturn von der Cassini-Sonde umkreist, die nach dem italienisch-französischen Astronomen Giovanni Cassini benannt wurde, der in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts vier Saturnmonde und die nach ihm benannte Lücke im Ringsystem entdeckte.

Auch die Cassini-Sonde hat geholfen, die Liste der Saturnmonde zu vervollständigen: Methone ist allerdings mit nur drei Kilometern Durchmesser eher ein Gesteinsbrocken, wenn man ihn mit dem größten Mond Saturns, Titan, vergleicht. Dessen Durchmesser liegt bei über 5000 Kilometern, weshalb man ihn auch mit kleinen Fernrohren gut beobachten kann.

Der Frage nach dem Ursprung des Ringsystems ist man mit Cassini ebenfalls ein Stück näher gekommen: der Mond Enceladus ist vulkanisch aktiv, aber nicht im herkömmlich irdischen Sinne. Seine Vulkane sind vielmehr Wasserdampf-Geysire, spucken also genau das Material aus, aus dem das Ringsystem im Allgemeinen und der so genannten E-Ring (den Enceladus füttert) im Speziellen besteht: Eis. Auch Titan scheint in diesem Sinne aktiv zu sein. Die Energiequelle, die diesen Vulkanismus speist, ist die Verformung Enceladus' unter den Gezeitenkräften Saturns.

Selbst in Zeiten kostspieliger Weltraummissionen können Laien noch großartige Entdeckungen machen. Letztes Jahr gelang es zwei französischen Amateurastronomen, einen neuen Sturm auf der Oberfläche Saturns zu sichten. Cassini hatte gleichzeitig erhöhte Aktivität im Radiobereich des elektromagnetischen Spektrums festgestellt. Schön, wenn sich so unterschiedliche Bereiche der astronomischen Forschung gegenseitig bereichern.

Dr. Cecilia Scorza de Appl und Dr. Andreas Korn
Zentrum für Astronomie der Universität Heidelberg
Landessternwarte
© Rhein-Neckar-Zeitung

 


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