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Totale Mondfinsternis über Deutschland

2. März 2007

Beobachtungsmöglichkeit auf dem Königsstuhl – Der Sternhimmel im März


Ein Blick zum Abendhimmel zeigt, dass der Winter zu Ende geht. Zwar ist der winterliche Himmelsjäger Orion mit seinem großen und seinem kleinen Jagdhund kurz nach Einbruch der Nacht immer noch sichtbar, aber alle funkeln tiefer im Südwesten.

Das Sternbild Stier steht im Westen mit seinen roten Augen, dem Hauptstern Aldebaran. Der Löwe, das dominierende Frühlingssternbild, ist hoch am Himmel mit seinem hellsten Stern Regulus zu sehen. Dieser Stern erscheint uns mit einer Temperatur von 13 400 K rein weiß. Er ist 85 Lichtjahre von uns entfernt (1 Lichtjahr entspricht 10 Billionen km), erheblich heißer und auch viermal größer als unsere Sonne. Regulus ist einer der drei Sterne des Frühlingsdreiecks. Der zweite Stern des Dreiecks ist Arkturus im Bootes, der dritte ist Spica in der Jungfrau. Hat man das Dreieck einmal ausgemacht, so findet man sich relativ schnell am Frühlingshimmel zurecht. Der Ringplanet Saturn kann gut ab 22.30 Uhr zwischen Krebs und Löwe gesehen werden.


Sternbild des Monats: Bootes

Sternbild Bootes  
Sternbild Bootes
Zeichnung: de Appl

Die griechische Mythologie erzählt von der wunderschöne Nymphe Kallisto, die in der Mitte des Peloponnes lebte. Der Göttin Artemis hatte sie geschworen, wie diese jungfräulich zu bleiben. Aber ihre Schönheit wurde ihr zum Verhängnis, denn Zeus, der Vater aller Götter, hatte sich in sie verliebt. Um ihr näher zu kommen, nahm er die Gestalt von Artemis an.

Kallisto küsste sie, durchschaute aber bald das falsche Spiel und wehrte sich vergeblich. Aus Angst, von Artemis verstoßen zu werden, versteckte sie sich tief im Wald, wo sie nach dem zehnten Vollmond ein Kind von Zeus gebar, dem sie den Namen Arkas gab. Hera, die eifersüchtige Gattin des Zeus, sann auf Rache. Nach der Geburt des Kindes spürte sie die Nymphe im Wald auf, und als Strafe für ihre Schönheit verwandelte sie Kallisto in eine große Bärin. Zwei Frauen, die das Kind im Wald fanden, nahmen es bei sich auf. Fünfzehn Jahre vergingen, und inzwischen war Arkas zu einem kräftigen Jüngling herangewachsen. Als er eines Tages mit seinen Jagdhunden in den Wald ging, traf er an einem Brunnen auf die große Bärin. Der Jüngling, der nichts von dem Schicksal seiner Mutter ahnte, fürchtete sich vor dem großen Tier. Er holte mit seiner Keule aus und wollte es erschlagen. Doch der allwissenden Zeus verhinderte dieses Unglück und erhob sie zusammen als Sternbilder an den nördlichen Frühlingshimmel: Kallisto als den großen Bären und ihren Sohn Arkas als den Bärenhüter Bootes.


Sonne, Mond und Planeten


Am 21. März überschreitet die Sonne den Himmelsäquator in nördlicher Richtung, der astronomische Frühling beginnt. Der monatliche Vollmond wird diesmal von einer totalen Mondfinsternis begleitet. Neumond findet am 19. statt. Venus ist weiterhin "Abendstern" und leuchtet prachtvoll. Jupiter ist etwa ab drei Uhr morgens im Osten zu finden. Saturn ist fast die ganze Nacht über sichtbar. Am 2. wird er morgens (zwischen 3.30 und 4.15 Uhr) vom vorbeiziehenden Mond bedeckt. Uranus und Neptun sind diesen Monat nicht sichtbar.


Die totale Mondfinsternis


Es ist mal wieder so weit: Der Mond durchwandert am Wochenende den Erdschatten, eine totale Mondverfinsterung findet statt. Wenn man sich die relative Lage und Bewegung von Sonne, Erde und Mond vor Augen führt, wird einem schnell klar, dass Mondfinsternisse nur dann stattfinden können, wenn die Erde genau zwischen Sonne und Mond steht. Umgekehrt finden Sonnenfinsternisse statt, wenn der Mond genau zwischen Sonne und Erde steht.

Dass diese Ereignisse nicht jeden Monat zweimal stattfinden, liegt daran, dass die Ebene der Mondumlaufbahn gegenüber der Erdumlaufbahn leicht geneigt ist. Nur wenn Voll- oder Neumond zufällig nahe der Knotenlinie (der Schnittmenge beider Ebenen) stattfindet, kann es zu Finsternissen kommen.

Interessanterweise sind totale Mondfinsternisse etwas seltener als totale Sonnenfinsternisse. Dass sich dieses Tatsache nicht mit der menschlichen Erfahrung deckt, liegt daran, dass man Sonnenfinsternisse immer nur von einem schmalen Streifen (der Totalitätszone) aus beobachten kann. Mondfinsternisse hingegen können von der gesamten Nachtseite der Erde gesehen werden. Ein ortsfester Beobachter erlebt also deutlich weniger Sonnen- als Mondfinsternisse.

Die aktuelle Mondfinsternis ereignet sich ausgesprochen arbeitnehmerfreundlich, klare Sicht vorausgesetzt. Sie beginnt am Samstag, den 3., um kurz nach 21 Uhr und endet am Morgen des 4. um etwa halb vier. Allerdings sind die frühen und späten Phasen der Verfinsterung (die sog. Halbschattenphasen) kaum bemerkbar. Erst mit dem Eintritt des Mondes in den Kernschatten der Erde gegen 22.30 Uhr wird der Mond von Südosten her deutlich verdunkelt. Gegen Viertel vor 12 verschwindet der Mond dann komplett im Kernschatten. Wie viel man dann noch von ihm sieht, hängt von den aktuellen Bedingungen in der Erdatmosphäre ab. Es ist nämlich das Sonnenlicht, das durch die Erdatmosphäre gebrochen wird, das den Mond trotzdem noch "leuchten" lässt. Der Mond kann dabei dunkelgrau bis ziegelrot erscheinen, ein sehr reizvolles Himmelsschauspiel. Vom Mond aus ereignet sich eine totale Sonnenfinsternis, mit einer dunklen Erde, die von einem mehr oder weniger roten Atmosphärenring umgeben ist.

Gegen 1 Uhr morgens tritt der südöstliche Rand des Mondes aus dem Kernschatten hervor. Gegen 2.15 Uhr hat sich der Mond dann gänzlich aus dem Kernschatten befreit.

Nutzen Sie bei gutem Wetter die Gelegenheit, dieses Spektakel insbesondere auch jungen Menschen zu zeigen. Über die Jahrhunderte hat die Himmelsmechanik viel von ihrer Mystik, aber nicht an Faszination verloren.


Info: Die totale Mondfinsternis vom 3./4. März kann ab 21.00 Uhr an der Landessternwarte Heidelberg auf dem Königstuhl mit verschiedenen Instrumenten beobachtet werden. Ein Team von Mitarbeitern wird die Besucher am Tor der Sternwarte empfangen und durch das Gelände führen. Bitte parken Sie außerhalb des Sternwartengeländes am Rand der Zufahrtstraße.

Die Astronomieschule an der Landessternwarte (ZAH) bietet dank der Unterstützung von SAP zahlreiche Workshops zu verschiedenen Themen der Astronomie an Kindergärten, Grundschulen und Gymnasien kostenlos an.


Weitere Information unter 06221 21681 (nur abends) oder über cscorza@lsw.uni-heidelberg.de.

Dr. Cecilia Scorza de Appl und Dr.Andreas Korn
Landessternwarte
Zentrum für Astronomie der Universität Heidelberg
© Rhein-Neckar-Zeitung


Führungen: Die Landessternwarte Heidelberg-Königstuhl bietet regelmäßige Führungen an, bei denen, gutes Wetter vorausgesetzt, Beobachtungen am Fernrohr durchgeführt werden. Näheres unter 06221-541706 (zwischen 12.00 und 16.00 Uhr) oder unter http://www.lsw.uni-heidelberg.de


Rückfragen bitte an
Irene Thewalt
Pressestelle der Universität Heidelberg
Tel. 06221 542311, Fax 542317
presse@rektorat.uni-heidelberg.de

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